Beim Partner Networking Event der Zukunftswerkstatt 4.0. in Esslingen traf sich die automobile Branche zum fachlichen Austausch über E-Mobilität, datenbasierte Geschäftsmodelle, Einsatz von KI in der Werkstatt und Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen. In seiner Keynote richtete der neue VDIK-Präsident am Abend einen deutlichen Appell an die eigene Industrie.
Ein Plädoyer für mehr Optimismus und Wettbewerbsgeist in der Automobilindustrie hielt der frisch gebackene VDIK-Präsident Michael Lohscheller am Mittwoch in der Zukunftswerkstatt 4.0 in Esslingen: "Wir müssen die Zukunft gestalten und nicht die Vergangenheit verteidigen", forderte Lohscheller, der nach beruflichen Stationen unter anderem bei Jungheinrich, Mitsubishi, Volkswagen und Opel nun seit Juni beim Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. die Interessen von 37 Automarken aus 13 Ländern vertritt.
Lohscheller sprach am Mittwoch als Keynote-Speaker im Rahmen des Partner Networking Events der Zukunftswerkstatt 4.0. Dabei ging er unter anderem auf die schwieriger werdende Wettbewerbssituation der deutschen Automobilhersteller, die mächtige chinesische Konkurrenz und die Zukunft der Elektromobilität ein. "Die Automobilindustrie verliert deutlich und es wird immer schwieriger, in Deutschland wettbewerbsfähig zu produzieren", mahnte der Verbandspräsident. Zugleich forderte er die Industrie auf, den Wettbewerb bei allen Problemen anzunehmen: "Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen." Die Mahnung ging auch deutlich in Richtung der politischen Entscheidungsträger, die die passenden Rahmenbedingungen schaffen müssten.
"Politische Entscheidungen haben Auswirkungen auf die Industrie!"
"Politische Entscheidungen haben Auswirkungen auf die Industrie", mahnte Lohscheller und hatte auch ein passendes Beispiel parat: In Großbritannien habe sich die Automobilproduktion nach dem Brexit fast halbiert. Lohscheller zeigt auf, wie sich die Schwerpunkte in der global aufgestellten Automobilindustrie in den letzten Jahrzehnten (Vergleich 1998 und 2023) verschoben haben – nicht unbedingt zugunsten der deutschen Automobilindustrie, die im Ranking gemessen an Stückzahlen von Platz drei auf Platz vier nach China, Japan und Indien zurückgefallen ist. "Kein Zweifel, die nächste automobile Supermacht ist China", sagte Lohscheller mit Blick auf die Zahlen.
Zukunftswerkstatt 4.0
BildergalerieNetworking der Partner
Prof. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) und Geschäftsführer der Zukunftswerkstatt 4.0, begrüßte als Gastgeber der Branchenveranstaltung die rund 100 Teilnehmer und führte durch den Tag, der durch spannende Workshops und reichlich Networking geprägt war.
In seinem Eingangsvortrag gab Reindl einen spannenden Einblick in die Entwicklungen der Automobilindustrie und die Profitabilität speziell im Servicemarkt. Der zurückgehende Teileumsatz in den Werkstätten könne derzeit noch durch höhere Stundenverrechnungssätze kompensiert werden, diese könnten aber nicht grenzenlos steigen. "Hier ist das Geschäftsmodell der Quersubventionierung in den Werkstätten in Gefahr", warnte Reindl.
Die Unternehmen müssten sich zahlreichen Herausforderungen stellen, allen voran der Elektromobilität und Digitalisierung als prioritäre Aktionsfelder. "Nur Unternehmen, die inzwischen ihr Geschäftsmodell selbstkritisch überprüft haben, konsequent weiterentwickeln und verändert haben, werden überleben", so Reindl.