Die deutschen Kraftfahrzeugzulasser gehen neue Wege. Derzeit schließen sich lokale und regionale Anbieter sich zu einem nationalen Verbund zusammen, um ihre Kompetenzen zu bündeln und ihre Dienstleistungen künftig bundesweit anbieten zu können. Zugleich wollen sie die Digitalisierung ihres Geschäfts vorantreiben.
Unter dem Dach der Kölner Genossenschaft "PremiumZulasser" setzen die Dienste auf eine neue Software, mit der sich nicht nur der Zulassungsprozess selbst vollelektronisch abwickeln lässt. Mit wenigen Klicks können darüber hinaus alle Arbeitsschritte detailliert nachverfolgt und Daten für neue Geschäftsaktivitäten abgerufen werden. Davon sollen Zulasser und Autohäuser gleichermaßen profitieren.
Rund eine halbe Million Euro hat die Genossenschaft nach eigenen Angaben in die Entwicklung ihrer Software "Premium-Zulasser.online" investiert, die sie allen Partnern gegen eine Gebühr pro Zulassungsvorgang zur Verfügung stellt. Im Gegensatz zu bestehenden IT-Lösungen sind bei dem Genossenschaftstool das Frontend und alle Back up-Funktionen digitalisiert.
"Aufbruch in die Hightech-Digitalisierung"
"Damit erlebt unsere Branche den längst überfälligen Aufbruch in die Hightech-Digitalisierung ihres Geschäfts", sagt Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender von PremiumZulasser. Nach seinen Worten lassen sich mit "Premium-Zulasser.online" bei den Zulassungsdiensten Effizienzpotenziale von bis zu 40 Prozent realisieren. In den Autohäusern seien es bis zu 20 Prozent.
Bislang nutzen die meisten Zulasser die Chancen der Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse nur zaghaft. Handarbeit ist bei vielen Anbietern noch immer an der Tagesordnung. Im Alltag bedeutet dies vor allem, jede Menge Papier zu bearbeiten und zu bewegen: Formulare, Kopien und vielfältige Excel-Tabellen für jeden Bedarf. Das ist selbst in den Autohäusern nicht anders, die die Fahrzeugzulassungen im Rahmen ihres Vertriebsprozesses an Dienstleister ausgelagert haben. Cichon: "Bei zehn Millionen Neuzulassungen und Besitzumschreibungen pro Jahr sowie rund 20 Arbeitsschritten, aus denen jeder Zulassungsvorgang besteht, kommt da einiges an Papier zusammen." Die Genossenschaftssoftware liefere hingegen allen Stakeholdern wie Zulassern, Autohäusern oder Straßenverkehrsämtern, auch über entsprechende Schnittstellen, die Daten, die sie für ihre tägliche Arbeit oder spezielle Analysen für unternehmerische Entscheidungen benötigen.
"Papier war gestern. Mit Premium-Zulasser.online machen wir unser Gewerbe zukunftsfähig", betont Aufsichtsratsvorsitzender Paul-Heinz Schell auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr Autos online oder über branchenfremde Player wie Lebensmitteldiscounter vermarktet werden. Schell: "Wie überall in der heutigen Zeit wird der Grad der Digitalisierung auch für uns erfolgsentscheidend sein."
PremiumZulasser will zum Jahreswechsel mit zunächst zwei Dutzend Mitgliedern an den Start gehen. Schon bald sollen es 50 sein. Angestrebtes Ziel: rund 100 Genossen. Nach Deutschland, Luxemburg und Frankreich will man zu einem späteren Zeitpunkt auch die Märkte Schweiz und Österreich ins Visier nehmen. (AH)