Es könnte alles so einfach sein: Das Elektro-Auto an eine Ladesäule in der Nähe hängen und in fünf Minuten Reichweite für 500 Kilometer tanken. Dann einfach bargeldlos per Tankkarte oder Handy bezahlen und weiterfahren. Was bei einem Auto mit Verbrennungsmotor der Stand der Dinge ist, ist bei den Stromern noch Zukunftsmusik. Denn abgesehen von der (noch) geringen Reichweite der strombetriebenen Fahrzeuge ist auch die Suche nach der passenden Ladeinfrastruktur immer noch ein Abenteuer, was die Redaktion von asp AUTO SERVICE PRAXIS leidvoll erfahren durfte. Denn Strom-Tankstelle ist nicht gleich Strom-Tankstelle, so wie es Autofahrer von fossilen Brennstoffen an Tankstellen gewöhnt sind. Strom lässt sich zwar generell deutlich flexibler auch außerhalb einer Tankstelle beziehen, jedoch ist das Angebot an passenden Zapfsäulen noch rar gesät. Laut dem Dienst Statista gibt es in Deutschland gerade einmal rund 7.200 Ladestationen für Elektroautos (Stand 1. August), die oftmals gut versteckt auf Hinterhöfen sind. Neben Tankstellen bieten Energieversorger, Banken oder Supermarktketten wie Aldi Süd Stromtankstellen an. Einen Überblick liefern Suchmaschinen für Stromtankstellen ( siehe Tabelle unten), die sich auch per App auf dem Smartphone nutzen lassen.
Manche E-Tankstellen sind kostenlos, bei anderen kostet entweder eine Füllung für das Auto oder sie rechnen in Kilowatt pro Stunde ab. Gerade bei Energieversorgern gibt es riesige Unterschiede im Preis: Während die RWE-Tochter Innogy beispielsweise 67 Cent pro Kilowattstunde Strom verlangt, sind es bei den Stadtwerken Dresden nur 14 Cent. Zum Vergleich: Gewöhnlicher Haushaltsstrom kostet in Deutschland durchschnittlich 29 Cent pro Kilowattstunde. Laut dem Energieunternehmen Lichtblick ist nur bei drei von elf Betreibern in Deutschland spontanes Laden möglich, alle anderen verlangen einen Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter. Meistens lässt sich auch nicht anbieterübergreifend tanken ("Roaming"), was die Nutzung zusätzlich einschränkt. Dienste wie www.ladenetz.de bieten immerhin an, mit einer Ladekarte unterschiedliche Anbieter zu nutzen.
Mehr Schnelllader notwendig
Eine passende Ladesäule zu finden ist schon eine Herausforderung, die nächste lauert bei der Leistung der Ladesäule und den verfügbaren Steckerformen. Letzteres ist eine Wissenschaft für sich, denn gebräuchlich sind rund sieben verschiedene Steckertypen ( siehe Tabelle rechts) für E-Autos, die sich auch in der möglichen Ladeleistung unterscheiden. Für schnelles Laden ist es essentiell, dass die Ladesäule eine hohe Ladeleistung und Gleichstrom bereitstellen kann. Diese sind deutlich seltener zu finden als übliche 11-Kilowatt-Wechselstrom-Ladesäulen, die sich auch in Privathaushalten installieren lassen. Zum Vergleich: Ein Tesla P85D benötigt dort 8,5 Stunden für einen kompletten Ladezyklus, ein 50-kW-Schnelllader schafft das in weniger als zwei Stunden. In Zukunft sollen gerade an Autobahnen Ladestationen mit bis zu 350 Kilowatt Leistung stehen, die in wenigen Minuten Energie für mehrere hundert Kilometer nachladen können. Stecker-Hersteller Phoenix Contact möchte in Zukunft sogar 500-Kilowatt-Schnelllader ("High Power Charging") an Autobahnen realisieren: Hier ist sogar eine Kühlflüssigkeit im Stecker Pflicht, da die Kontakte sonst überhitzen würden.
Kurzfassung
Elekroautos gehört die Zukunft, jedoch gibt es noch einige Hausaufgaben zu machen: Neben höheren Reichweiten und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur müssen Strom-Abrechnungsmodelle geschaffen und das Laden vereinfacht werden.
Stromtankstellen finden
https://e-tankstellen-finder.comwww.goingelectric.dewww.stromtankstellen.euwww.elektrotankstellen-europa.comwww.e-stations.dehttps://de.chargemap.comhttps://www.plugfinder.de/
- Ausgabe 09/2017 Seite 22 (388.2 KB, PDF)