Allein in Europa entstehen durch Bremsen, Beschleunigen oder Kurvenfahrten von Autos jedes Jahr mehr als eine Million Tonnen Abrieb aus Reifen. The Tyre Collective, ein vor zwei Jahren gegründetes Londoner Start-up, hat nun eine Vorrichtung entwickelt, die direkt hinter jedem Rad angebracht wird und einen Großteil der Partikel einsammeln soll.
Im Moment können die Briten rund 60 Prozent der in die Luft geschleuderten Partikel mit ihrer Vorrichtung einfangen. Dies passiert, indem die durch die Reibung mit der Straße aufgeladenen Gummipartikel mit Hilfe elektrostatischer Kupferplatten aufgenommen und in einer Kartusche gesammelt werden. Nebeneffekt: Die Partikel können zum Beispiel zur Herstellung von Schuhsohlen, Farbstoffen oder runderneuerten Reifen verwendet werden.
Anwendung zuerst bei Flottenfahrzeugen
Die industrielle Produktion soll in gut einem Jahr starten. Um die Vorrichtung zu optimieren, arbeiten die Firmengründer mit Reifen- und Fahrzeugherstellern zusammen. Zunächst soll das Produkt in Flottenfahrzeuge eingebaut werden, da diese regelmäßig gewartet und die Kartuschen somit einfacher entleert werden können. Später sind die Geräte auch für Neufahrzeuge vorgesehen.
Reifenabrieb geschieht unabhängig von der Art des Antriebs, er steigt vielmehr vor allem mit dem Gewicht eines Fahrzeugs. Mit der in Europa stark zunehmenden Zahl an vergleichsweise schweren Elektrofahrzeugen sinken zwar die Abgasemissionen, doch der Reifenverschleiß - so Prognosen - wird aufgrund des Akku-Gewichts und des im Vergleich zu Verbrennermotoren höheren Anfahrdrehmoments zunehmen. Und damit auch die Menge der in die Umwelt abgegebenen Mikropartikel.
Fast die Hälfte der Partikelemissionen im Straßenverkehr lässt sich auf Reifenabnutzung zurückführen. Erhebungen des norwegischen Instituts für Luftforschung zufolge liegt die Verschmutzung mit Mikropartikeln aus Reifen beinahe 2.000-fach höher als die aus dem Auspuff moderner Fahrzeuge.