Der intelligente Algorithmus X2Safe von ZF warnt Autofahrer, Passanten oder Radfahrer frühzeitig vor möglichen Kollisionen. Eine Applikation, die etwa auf dem Smartphone oder der Smartwatch installiert wird, schickt Bewegungsdaten der Nutzer - ob Pkw-Fahrer, Fußgänger oder Radfahrer - in die Cloud. Der X2Safe-Algorithmus berechnet aus den Daten, ob ein Zusammenstoß droht. Im Gefahrenfall warnt er akustisch, optisch oder per Vibrations-Signal, noch bevor Sichtkontakt besteht oder der Verkehrsteilnehmer von den Kamera- oder Radarsystemen des Fahrzeugs erfasst werden kann.
Verlässliche Funktion
Bei der Präsentation des neuen Sicherheitssystems in München zeigte das Tablet im Fahrzeug verlässlich einen sich von rechts nähernden Fahrradfahrer an, noch bevor dieser überhaupt sichtbar war. Auch der Radfahrer wurde per vibrierender Smartwatch auf eine mögliche Gefahr hingewiesen.
"Der Algorithmus kann vorausberechnen, in welche Richtung ich mich bewege und ob es zu einer Kollision kommen wird", erklärt Malgorzata Wiklinska, Leiterin der ZF Denkfabrik. Die Idee kam der Ingenieurin, als sie im vergangenen Jahr selbst in einen Unfall verwickelt war und von einer Autofahrerin auf ihrem Rennrad übersehen wurde. Trotz modernster Technik und einer Vielzahl an Sensoren und Assistenzsystemen sei die Pkw-Fahrerin nicht vor der Kollision gewarnt worden, so Malgorzata Wiklinska. Mit X2Safe ergänze ZF die Intelligenz des Fahrzeugs jetzt um ein benutzerorientiertes System, um so beide Parteien, Auto- und Fahrradfahrer frühzeitig zu warnen.
Denn Fußgänger, Fahrrad- und Kraftradfahrer seien besonderen Risiken ausgesetzt. Laut WHO-Bericht machen sie die Hälfte der weltweit rund 1,25 Millionen Unfalltoten pro Jahr aus. Zudem sind Verkehrsteilnehmer, auch Fußgänger, immer häufiger von ihrem Smartphone abgelenkt. Bei Autofahrern stellt die stark gestiegene Smartphone-Nutzung mittlerweile ein höheres Unfallrisiko dar als Alkohol am Steuer, so das Ergebnis einer aktuellen Sicherheitsstudie der Allianz.
Automatische Vollbremsung
Umso mehr Menschen und Fahrzeuge in dem interaktiven Sicherheitsnetzwerk miteinander verbunden seien, desto effektiver ließen sich mögliche Unfälle vermeiden, heißt es von ZF. Dabei sei in Zukunft nicht nur eine akustische oder optische Warnung, sondern durch die Vernetzung mit Fahrerassistenzsystemen auch ein automatisches Eingreifen des Fahrzeugs, bis hin zur Vollbremsung denkbar, so Malgorzata Wiklinska. Voraussetzung für das Funktionieren von X2Safe ist dabei mindestens eine 3G-Netzabdeckung.
Eine erste Version von X2Safe, voraussichtlich zunächst als App zum Herunterladen, soll noch bis Ende 2017 auf den Markt kommen. Man sei unter anderem mit interessierten Fahrzeugherstellern im Gespräch.
Kurzfassung
Das cloudbasierte Vernetzungskonzept X2Safe analysiert und bewertet die Bewegungsdaten von Verkehrsteilnehmern, um vor möglichen Kollisionen zu warnen. So will ZF für mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen sorgen.
- Ausgabe 12/2016 Seite 27 (118.6 KB, PDF)