Autofahren war früher auch körperlich anstrengend. Dass das heute anders ist, hat auch viel mit der Servolenkung zu tun. Seit der Einführung 1950 macht sie dem Menschen hinterm Steuer das Kurbeln leicht und sorgt vor allem in der Stadt für entspanntes Rangieren.
Die Geschichte der Servolenkung beginnt bereits 1926, als der Ingenieur Francis W. Davis bei Pierce Arrow mit der Forschung an einer unterstützten Lenkung begann. Auf die Straße schaffte es die Technik allerdings erst 1951 bei Chrysler. Die hydraulische Servolenkung trat schnell einen Siegeszug an, waren ihre Vorteile doch direkt spürbar. Sie erhöhte allerdings nicht nur den persönlichen Komfort durch die Verringerung der körperlichen Anstrengung, sondern verbesserte dadurch auch die Sicherheit und Fahrzeugkontrolle.
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Über die Jahrzehnte hat sich an der grundsätzlichen Funktionsweise der Servolenkung nichts geändert: Sie verstärkt die Kraft beim Lenken. Das kann grundsätzlich auf zwei Arten geschehen: hydraulisch und elektrisch. Bei der hydraulischen Servolenkung erzeugt eine vom Motor angetriebene Pumpe hydraulischen Druck, der auf den Lenkmechanismus übertragen wird und den Kraftaufwand des Fahrers reduziert. Allerdings läuft die Pumpe immer mit, auch während der Gradeausfahrt. Das Hydrauliköl fließt dann durch den Kreislauf, ohne Kräfte zu übertragen.
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BildergalerieEffizient ist das nicht, weswegen die Hersteller dazu übergegangen sind, die Hydraulikpumpe nicht mehr vom Motor, sondern elektrisch antreiben zu lassen. Bei der Geradeausfahrt kann die Pumpe dann abschalten und spart so Energie. Zudem muss sie nicht mehr zwingend direkt neben dem Verbrennungsmotor platziert werden, was die Flexibilität in der Entwicklung erhöht. Die elektrohydraulische Lenkung war letztlich aber nur ein Zwischenschritt.
Servolenkungen elektrisch
Heute sind Servolenkungen in der Regel komplett elektrisch. Der E-Motor sitzt am Lenkgetriebe oder an der Lenksäule, registriert den Wunsch des Fahrers nach einem Richtungswechsel entweder mechanisch oder elektronisch und bewegt den Lenkmechanismus entsprechend. Dadurch spart man sich nicht nur das aufwendige, fehleranfällige und wartungsbedürftige Hydrauliksystem, sondern entkoppelt die Lenkung von ihren mechanischen Zwängen. So lässt sich die Unterstützung beispielsweise einfach regeln und anpassen: Beim Rangieren hilft sie kräftig mit, beim Spurwechsel auf der Autobahn hält sie sich zurück. Zudem macht die flexible Steuerung Assistenzsysteme möglich, die beim Spurhalten helfen oder das Einparken komplett übernehmen.
Am Ende angekommen ist die Entwicklung aber wohl noch nicht. Erste Autohersteller setzen bereits sogenannte Steer-by-Wire-Systeme ein, bei denen die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern komplett entfällt. Stattdessen werden die Lenkbefehle elektronisch übertragen und elektrisch umgesetzt. Das macht noch mehr Sicherheitsfunktionen möglich – bis hin zum autonomen Fahren. Weil die Lenksäule verzichtbar wird, lässt sich das Volant prinzipiell sogar durch einen Joystick ersetzen oder bei Nichtgebrauch ins Armaturenbrett wegklappen.