Zubehör
Smartphone und Tablet halten verstärkt Einzug ins Auto und sind vielseitig einsetzbar. Vielfältig sind auch die Angebote an Haltesystemen und Freisprechanlagen. Die Werkstatt kann sich als Ratgeber positionieren.
Die Straßenverkehrsordnung sagt in § 23 Abs. 1a eindeutig: „Dem Fahrzeugführer ist die Benutzung eines Mobil- oder Autotelefons untersagt, wenn er hierfür das Mobiltelefon oder den Hörer des Autotelefons aufnimmt oder hält. Dies gilt nicht, wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor ausgeschaltet ist.“ Es geht dabei nicht um die Art der Nutzung, also ob telefoniert, getextet oder navigiert wird, sondern einzig um das Halten des Gerätes. Unter das Verbot fällt auch das Ablesen von Uhrzeit oder SMS-Texten, die Nutzung als Diktiergerät, das Wegdrücken von Anrufen etc. Laut Urteil vom OLG Köln sind sämtliche Bedienfunktionen vom Verbot betroffen. Selbst Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz dürfen das Handy nicht benutzen, weil sie als Fahrzeugführer gelten. Ausnahmen: Das Umlagern des Gerätes vom Ablagefach in die Mittelkonsole (OLG Köln) oder das Aufheben, wenn es in den Fußraum gefallen ist (OLG Bamberg).
Verstöße werden mit 40 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg geahndet, mit der Einführung der Punktereform zum Mai 2014 steigt das Bußgeld auf 70 Euro bei einem Punkt. Richtig teuer wird es, wenn es zu einem Unfall kommt. Selbst bei unverschuldeten Unfällen kann die Nutzung des Handys als grob fahrlässig gedeutet und auf ein Mitverschulden entschieden werden. Auch bei Nutzung einer Freisprechanlage können Versicherungen beim Unfall die Zahlung verweigern.
Möglichkeiten erkennen
Anders als beim Handy ist die Nutzung von Tablet-PCs im Auto laut StVO nicht ausdrücklich verboten. Allerdings gilt auch hier: Im Falle eines Unfalls können Versicherungen ihre Leistungen wegen grober Fahrlässigkeit verweigern. Waren die Funktionen früherer Handys im Wesentlichen auf Telefonieren und Textmitteilungen beschränkt, sind Smartphones der neuen Generation wahre Multitalente. Im Auto spielen vor allem die Nutzungsmöglichkeiten als Radio, MP3-Player und Navigationsgerät eine wachsende Rolle. Während mobile Navigationsgeräte in der Regel eine Saugnapfhalterung im Lieferumfang haben, ist dies bei Handys nicht der Fall. Sie liegen auf Sitzen, Ablagen oder in Mittelkonsolen, zumindest bis zur nächsten Kurve oder Vollbremsung. Doch erst mit der richtigen Halterung lassen sich alle Funktionen einfach und vor allem sicher nutzen. Arndt Helf, Geschäftsführer der Autonet Vertriebs GmbH: „Im Prinzip hat jeder Kunde einer Autowerkstatt ein Halterungsproblem.“ Je größer die Nutzungsmöglichkeiten und je mehr die Smartphones als Navigationsgerät genutzt werden, umso dringlicher brauchen sie eine Halterungslösung. Eigentlich ein Riesenmarkt für Werkstätten. Und ein einträgliches Geschäft dazu: „Es sind Margen bis zu 50 Prozent drin, je nach Halterung kommt noch der Einbau dazu“, so Arndt Helf. Werkstätten, die das erkennen und ihren Kunden aktiv eine Lösung anbieten, können davon profitieren.
Verwirrende Vielfalt
Um allerdings den Kunden eine optimale Lösung anbieten zu können, muss man sich zunächst durch eine Vielzahl von Anbietern und Halterungen kämpfen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen universellen und spezifischen Halterungen. Bei den Universalhalterungen handelt es sich in der Regel um Saugnapflösungen. Deren Vorteile liegen eindeutig im Preis (wenn sie nicht sowieso im Lieferumfang des Gerätes enthalten sind) und in den universellen Anbringungsmöglichkeiten. Allerdings hat diese Lösung auch viele Nachteile. Da die Saugnäpfe nicht auf den meist genarbten und offenporigen Oberflächen des Armaturenbretts halten, bleibt nur die Windschutzscheibe zum Anbringen von Halterung und Gerät. Vor allem bei moderneren Autos mit ihren sehr flachen Windschutzscheiben ergibt sich daraus oft eine nicht unerhebliche Sichtbehinderung. Hinzu kommt, dass so angebrachte Geräte sich relativ weit weg vom Fahrer befinden und darunter die Ablesbarkeit und Erreichbarkeit leiden kann. Die Tatsache, dass die Optik leidet, vor allem wenn noch Ladekabel herunterbaumeln und bei Navigationsgeräten noch ein Antennenkabel an der Scheibe mittels weiterer Saugnäpfe angebracht werden muss, mag man verkraften können. Dass aber, je nach Qualität der Halterung, die Festigkeit der Saugnäpfe nicht immer die Beste ist, hat Auswirkungen auf die Sicherheit und ist nicht akzeptabel.
Ohne Löcher
Die elegantere Lösung sind fahrzeug- oder gerätespezifische Halterungen. Vorbei sind die Zeiten, als man noch klobige Gummischalen direkt an das Armaturenbrett oder die Mittelkonsole schrauben musste, was hässliche Löcher hinterließ. Heute werden bevorzugt die Lüftungsdüsen genutzt, um eine Halterung einzuklipsen. Baut man eine fahrzeugspezifische Halterung ein, muss darauf noch eine entsprechende Gerätehalterung montiert werden, auch hier gibt es wieder universelle oder individuelle Lösungen. Zusätzlich unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Gerätehaltern, also mit oder ohne Anschlussmöglichkeit eines Ladekabels. Hier gibt es wiederum die Lösung mit einem Stromkabel für den Anschluss am Zigarettenanzünder, oder die Halterung hat lose Kabelenden für eine professionelle Montage ohne sichtbare Kabel.
Ortsfrage
Saugnapfhalter sind bei der Platzwahl für die Anbringung sehr flexibel, fahrzeugspezifische Halterungen müssen dort angebracht werden, wo es der Hersteller vorsieht. Also muss man auch hier wieder unterscheiden, welches Gerät in die Halterung soll. Bei mobilen Navigationsgeräten oder auch wenn ein Smartphone zur Navigation genutzt werden soll, empfiehlt sich im Sinne der Ablesbarkeit grundsätzlich eine Anbringung möglichst weit oben an der Mittelkonsole oder auf dem Armaturenbrett. Halterungen für den reinen Handybetrieb können auch weiter unten an der Mittelkonsole befestigt sein. Der schwedische Hersteller Brodit hat zum Beispiel für ein Fahrzeugmodell verschiedene Halterungen für die Befestigung oben oder unten an der Mittelkonsole oder an der A-Säule. Die Firma Herbert Richter (HR) bietet unter den Marken HR und iGrip verschiedene Systeme an, die prinzipiell mit Saugnapf befestigt werden. Im Lieferumfang finden sich allerdings auch selbstklebende Plättchen als Adapter, die eine Befestigung an Armaturenbrett oder Mittelkonsole erlauben. Für die Universalhalter, vom einfachen ROKkit bis zur Designervariante HRX, gibt es die jeweiligen Gerätehalter in universal- oder gerätespezifischer Ausführung für mobile Navigationsgeräte oder verschiedene Handys und Smartphones. Sie sind um 360° drehbar und im Neigungswinkel um 60° verstellbar. Die Gerätehalter sind so konzipiert, dass die Haltekrallen die jeweiligen seitlichen Bedienungselemente am Gerät nicht verdecken. Einige Varianten sind zusammenklappbar, um sie platzsparend im Handschuhfach oder Aktenkoffer unterzubringen und sie so vor Diebstahl zu schützen.
Intelligente Lösungen
Der französische Hersteller Parrot verbindet Halterung und Bluetooth-Freisprechsystem in einem Gerät. Das Minikit Smart ist mit allen auf dem Markt befindlichen Smartphones, Betriebssystemen und Navigationssoftware kompatibel. Ein integriertes Mikrofon und ein Lautsprecher sorgen für hohe Sprach- und Sprachausgabequalität. Das Minikit synchronisiert sich mit Telefonbüchern von bis zu zehn verschiedenen Smartphones und ist damit von mehreren Anwendern sogar per Sprachsteuerung nutzbar, eignet sich also auch gut für Dienstwagen mit wechselnden Fahrern. Hama vertreibt nicht nur eigene Halterungen und Freisprecheinrichtungen, sondern auch Systeme anderer Hersteller. Der Hama Universalhalter für Smartphones bis elf Zentimeter Breite wird mit Saugnapf, Lüftungsgitter-Klemme und Klebepad ausgeliefert und ist universell anzubringen. Für Tablets gibt es eine Universalhalterung für Geräte bis 26 Zentimeter, die mit Saugnapf-, Kopfstützen- oder Wandhalterung kombinierbar ist.
Ladekabel für alle Steckerformen (micro USB, Apple) gehören ebenso zum Programm wie Bluetooth-Freisprecheinrichtungen. Hier vertreibt Hama eigene, aber auch z. B. Geräte von Parrot, Bury oder Jabra. Die Jabra Drive wird an die Sonnenblende angesteckt und überzeugt mit 2.1-Wege-Lautsprecher und Virtual Surround-Sound für knapp 50 Euro.
Aktiv werden
Die neueste Generation von Smartphones und Tablets erfreut sich auch für Anwendungen im Auto wachsender Beliebtheit. Vor allem im Navigationsbereich haben sie in Verbindung mit einer entsprechenden App (siehe Kasten) deutliche Vorteile gegenüber fest eingebauten Versionen der Fahrzeughersteller beim Preis und in der Aktualität. Die Besitzer älterer Autos können ihr Gefährt endlich mit Navi, MP3-Player usw. aufrüsten. Aber die Geräte müssen sicher angebracht werden, und somit ist ein großer Markt vorhanden. Doch die Werkstätten müssen aktiv verkaufen, also Kunden ansprechen und Lösungen anbieten. Die Hersteller bieten dazu das übliche Marketingmaterial für den so genannten Point-of-Sale, also den Verkaufsraum an. Allerdings ist die Vielfalt an Halterungen groß und verwirrend. Universell, fahrzeug- oder gerätespezifisch, passiv oder aktiv – Kunde und Werkstatt sind schnell überfordert. Das Online-Portal Autonet bietet eine Lösung in Form eines Konfigurators, in den der Kunde sein Gerät und Fahrzeugmodell eingibt und dann verschiedene Produktalternativen aufgelistet bekommt. Bislang konnte der Kunde außerdem ein Komplettpaket inklusive Montage zum Festpreis bestellen und wurde dann an einen Autonet-Werkstattpartner vermittelt. Ab 1. September möchte sich das Unternehmen weg vom reinen B2C-Versender hin zum reinen Vermittlungsportal positionieren. „Bislang vermittelten wir nur rund zehn Prozent der Aufträge an Werkstätten, der Rest wurde direkt mit dem Endkunden abgewickelt. In Zukunft möchten wir die Werkstätten zu 100 Prozent integrieren. Sie können für ihre Region einen Gebietsschutz wählen, erscheinen dann namentlich als einzige Bestellalternative und fungieren als Einbau- oder Abholstation. Mit unserem Konfigurator können sie vor Ort mit dem Kunden die geeignete Lösung abstimmen“, erklärt Geschäftsführer Arndt Helf. Dafür verlangt Autonet eine Monatsgebühr von 10 Euro. „Bislang hatten wir ja bei der Direktabrechnung mit den Endkunden die volle Marge. Diese fällt zukünftig weg, weil der Einbaupartner bei uns zum Einkaufspreis bestellt. Deswegen müssen wir eine Gebühr erheben“, so Arndt Helf. Dafür rechnet er mit einer Steigerung des Umsatzvolumens in der Werkstatt und zusätzlicher Neukundenzuführung. Zudem kann die Werkstatt zusätzliche Arbeitszeit verkaufen, indem sie eine versteckte Verkabelung anbietet. Eine smarte Lösung. Dieter Väthröder
Navi-Apps für Smartphone & Co.
Als preiswerte Alternative zu festeingebauten Navigationsgeräten ab Werk erfreuen sich Smartphone und Tablet-PC in Verbindung mit einer Navigations-App wachsender Beliebtheit. Dabei können Nutzer auf kostenlose, vorinstallierte Versionen auf ihrem Gerät zurückgreifen oder eine Navi-App kaufen. Der Unterschied: Die kostenlosen Apps verfügen nicht über eigenes Kartenmaterial und greifen zur Routenberechnung und Navigation auf neueste Karten im Internet zu. Der ständige Datentransfer kann das Inklusivvolumen einer Flatrate schnell erschöpfen, im Ausland kommen Roamingkosten dazu. Gekaufte Versionen haben nicht nur die Karten inklusive, sondern bieten in der Regel auch zusätzliche Features wie Spurassistenten oder Ansage der Straßennamen. Die Preise reichen von 0 bis 90 Euro, Apple-Versionen sind dabei etwas teurer als die für Android-Geräte. Die Apps von TomTom und Navigon zählen zu den teureren (60 bis 90 Euro), aber auch zu den besten. Billige und kostenlose Apps fallen deutlich ab. Karten können regelmäßig, teilweise täglich, aktualisiert werden. Werkstätten verdienen zwar an den Navi-Apps nicht direkt, können aber den Kunden beratend zur Seite stehen und daraus das ein oder andere Zusatzgeschäft mit Zubehör generieren.
- Ausgabe 9/2013 Seite 73 (2.8 MB, PDF)