Kurzfassung
Die Schmierstoffhersteller bieten vermehrt Motorenöle für Hybridfahrzeuge an, da hier besondere Anforderungen an das Öl gestellt werden. Wir stellen die Neuheiten vor und geben einen Ausblick in die Zukunft.
Die Entwicklung von Motorenölen für reine Verbrennerfahrzeuge stagniert in Europa, wenn es nach der Prognose des Schmierstoffherstellers Petronas geht. Das ist in Zeiten des nahenden Verbrenner-Aus kein Wunder, schließlich konzentrieren sich die Hersteller lieber auf Technologien, die noch ein Weilchen länger auf dem Markt zu finden sind. Hier sind vor allem Hybridantriebe interessant, die neben einem Elektromotor auch einen Verbrennungsmotor haben. Hier unterscheiden sich die Anforderungen an das Motorenöl zum reinen Verbrenner. Ein großes Problem bei Hybridfahrzeugen ist Wasser im Öl des Motors, das dadurch entsteht, dass bei häufigen Kurzstrecken der Motor nicht auf Temperatur kommt, wenn hauptsächlich elektrisch gefahren wird. So entsteht Kondensation und das Öl erreicht nicht die Temperatur, die zum Verdampfen des Wassers notwendig wäre.
Doch es gibt noch weitere Herausforderungen: Wenn der Fahrer eines Hybrid-Fahrzeugs rein elektrisch auf der Autobahn beschleunigt und sich dann der Verbrenner hinzuschaltet, erreicht er innerhalb kürzester Zeit aus dem Stand eine hohe Drehzahl, vielleicht auch im kalten Zustand. Das Motorenöl muss hier in der Lage sein, alle relevanten Teile schnell zu schmieren. Die Schmierstoff-Hersteller tüfteln hier an neuen Ölen, die sich durch besonders niedrige Viskositäten auszeichnen und die speziellen Herausforderungen der Hybridfahrzeuge berücksichtigen. Nicht zuletzt steigt auch die Effizienz des Motors durch dünnflüssiges Öl, da Reibungs- und Planschverluste geringer ausfallen. Eine besonders niedrige Viskosität bedeutet aber auch, dass das Grundöl, das im Motorenöl einen Anteil von über 70 Prozent hat, eine besonders hohe Qualität aufweisen muss. Die restlichen 30 Prozent des Öls entfallen auf die Additive, die unter anderem die Aufgabe haben, den Verschleißschutz zu gewährleisten. Denn je dünnflüssiger das Öl, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich Bauteile berühren können. Auch das Problem des Wassereintrags oder die gefürchtete Vorentflammung (LSPI) lassen sich mit Additiven in den Griff bekommen.
Riesige Variantenvielfalt
Da jeder Hersteller sein eigenes Süppchen bei der Formulierung kocht und es viele verschiedene Ölvarianten mit unterschiedlichen Spezifikationen gibt, ist der Markt so unübersichtlich wie nie. Und für Werkstätten ist es kompliziert wie nie, auf Vorratshaltung zu setzen oder das Öl in großen Mengen einzukaufen. Motorenöl wandelt sich immer mehr zum flüssigen Ersatzteil und muss nach Bedarf bestellt werden. Ob hier allerdings die Marge so hoch ist wie bei einem Standard-Öl wie 5W-30, das in großen Mengen verkauft werden kann?
Wenn Elektroautos in großer Zahl in die Betriebe kommen, wird das Geschäft mit dem Ölwechsel ohnehin zurückgehen. Für die Betriebe ist das keine gute Nachricht. Dennoch wird es Kühl-Fluide und Schmierstoffe auch für die Stromer geben, die jedoch vom Hersteller im Regelfall als "Lifetime"-Füllung ausgelegt werden. Hier fehlen schlicht die Erfahrungswerte, ob und wann solche "E-Fluids" gewechselt werden müssen.
Neue Schmierstoffe - Aktuelle Übersicht
Bildergalerie- Ausgabe 11/2023 Seite 016 (976.2 KB, PDF)