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Generationswechsel: Nachfolge durch Amt und Würden

21.01.2016 11:00 Uhr

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Schon mit Anfang 50 übertrug Klaus Angermeier die Verantwortung für seine Meisterhaft-Werkstatt in Aresing-Autenzell, einem kleinen Ort in der Nähe von Ingolstadt, seinem Sohn Hubert. In den Ruhestand zog er sich allerdings nicht zurück, ganz im Gegenteil: Im März 2014 wurde Klaus Angermeier mit 60 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang zum Bürgermeister der Gemeinde Aresing gewählt, am 1. Mai trat er sein Amt an. Seither ist er häufig von halb acht Uhr morgens bis spät in den Abend hinein für seine Gemeinde im Einsatz. "Als klar war, dass unser ehemaliger Bürgermeister seine Amtszeit beenden würde, haben mich einige Freunde und Bekannte darauf angesprochen, ob ich nicht kandidieren möchte", erinnert sich Angermeier senior. "Der Entschluss, politische Verantwortung zu übernehmen, ist langsam gereift. Ich wollte nicht immer nur über die Politik schimpfen, sondern selbst gestalten."

Über sein Interesse an einer Kandidatur sprach er Ende 2013 zuerst mit seiner Familie. Denn obwohl es sich um ein Ehrenamt handelt, war Klaus Angermeier klar, dass ihm nach der Wahl wenig Zeit bleiben würde für seinen Betrieb, in dem insgesamt inklusive Azubi derzeit zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. Dass bereits eine Lösung für die Unternehmensnachfolge gefunden war, erleichterte ihm die Entscheidung, sich zur Bürgermeisterwahl zu stellen. Sein Sohn Hubert Angermeier war bereits seit sieben Jahren als mitarbeitender Meister in der Werkstatt tätig. Er absolvierte schon seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im Familienbetrieb. Anschließend bildete er sich zum Servicetechniker weiter, bevor er ein Jahr lang die Meisterschule in Schweinfurt besuchte, wo er sich zugleich noch zum Betriebswirt im Handwerk qualifizierte.

"Die Zusammenarbeit mit meinem Vater lief reibungslos", erklärt Hubert Angermeier. "Er hatte sich damals bereits stückweise aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und sorgte dafür, dass ich mehr und mehr Aufgaben und Verantwortung übernahm." Der Zeitpunkt für die offizielle Übergabe stand allerdings noch nicht fest. "Schließlich sind meine Eltern noch jung", betont Angermeier junior. Auch seine Mutter arbeitet im Familienbetrieb. Sie erledigt die komplette Buchhaltung. Als sein Vater ihm erklärte, dass er die Werkstatt nach einem eventuellen Wechsel ins Bürgermeisteramt allein weiterführen sollte, wurde ihm durchaus etwas mulmig. Während des Wahlkampfs war Klaus Angermeier dann bereits viel unterwegs, kam aber dennoch regelmäßig ins Büro. "Seit er Bürgermeister ist, hält er sich aus dem Tagesgeschäft komplett heraus", sagt Angermeier junior.

Allerdings ist Klaus Angermeier nach wie vor Inhaber der Werkstatt, sein Sohn fungiert als Geschäftsführer. Die beiden stehen in engem Kontakt: Auch wenn es immer seltener vorkommt, fragt Hubert Angermeier seinen Vater gerne um Rat, zum Beispiel bei gewissen Herausforderungen mit der Technik, oder mit Kunden, die sein Vater besonders gut kennt. Und wenn es um die versicherungstechnisch optimale Abwicklung von Unfallschäden geht, weiß er sein Know-how ebenfalls zu schätzen: "Als Kfz-Sachverständiger kennt sich mein Vater bei diesem Thema bestens aus."

Zu Auseinandersetzungen wegen der Werkstatt kam es nicht im Hause Angermeier, wie beide Generationen nachdrücklich versichern. "Diskutiert haben wir natürlich schon", sagt Klaus Angermeier. Zum Beispiel darüber, ob die Firma in eine GmbH umgewandelt werden soll, um die Übertragung von Geschäftsanteilen an den Sohn zu erleichtern. "Momentan bin ich als angestellter Geschäftsführer allerdings voll und ganz zufrieden", betont er. Über größere Investitionen entscheiden die beiden gemeinsam. "Wobei es mir immer darauf ankommt, dass wir unsere Argumente offen austauschen", sagt Klaus Angermeier. "Letztlich überlasse ich meinem Sohn die Entscheidung - er trägt jetzt ja schließlich die Hauptverantwortung für den Betrieb."

Argumente ausgetauscht

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Veränderungen bei den Öffnungszeiten, die Hubert Angermeier, kurz nachdem er Geschäftsführer wurde, verändert hat. Seither schließt die Werkstatt am Freitagnachmittag um 16.00 Uhr, öffnet dafür aber am Samstag ab 9.00 Uhr für drei Stunden. "Nachdem er meine Argumente gehört hat, hat mir mein Vater auch hier freie Hand gelassen", sagt der Junior-Chef. Dass die neuen Öffnungszeiten bei den Kunden gut ankommen, freut ihn sehr. Die Samstagsschicht teilt er sich mit seinem Stellvertreter, so dass er an diesem Tag nur alle zwei Wochen in die Werkstatt fährt.

Generell findet Klaus Angermeier gut, dass sein Sohn sich mehr Zeit für seine Familie nimmt als er damals. "Ich habe oft bis in die Nacht hinein geschraubt", erinnert er sich. "Darunter haben meine Frau und die Kinder schon ab und zu gelitten." Dass er seinen Sohn nie dazu gedrängt hat, in seine Fußstapfen zu treten, liegt allerdings nicht daran, dass er ihn vor langen Arbeitstagen bewahren wollte. Natürlich habe er sich über dessen Entscheidung, sich zum Kfz-Mechatroniker ausbilden zu lassen, gefreut. "Aber meine Frau und ich haben die Werkstatt nicht für unseren Sohn aufgebaut. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Selbständigkeit unter Zwang nicht funktioniert", betont er. Auch sein Vater habe ihm die Wahl gelassen, ob er in die Landwirtschaft einsteigen wollte. Er habe zwar eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker absolviert, aber danach stand für ihn fest, dass das nicht sein Weg war. Stattdessen verpflichtete er sich für zwölf Jahre bei der Bundeswehr und eröffnete anschließend die Werkstatt auf dem Hof der Familie. "Ich wusste bereits mit 16, dass ich mich selbständig machen wollte. Und mir war auch während der 20 Jahre, in der ich meine Werkstatt auf- und ausgebaut habe, klar, dass ich mit etwa 50 Jahren wieder etwas Neues anfangen möchte", sagt Klaus Angermeier.

Für den Fall, dass nach der ersten Amtszeit Schluss ist mit dem Bürgermeisteramt, hat die Familie Angermeier bereits einen Plan: Dann wird der Vater seine Tätigkeit als Sachverständiger wieder aufnehmen. Wieder in die Werkstatt einzusteigen, kommt für Klaus Angermeier nicht in Frage. "Ich werde mich da keinesfalls wieder hineindrängen. Schließlich läuft die Werkstatt gut, mein Sohn ist als neuer Chef voll in die Verantwortung gegangen, Mitarbeiter und Kunden haben ihn problemlos akzeptiert." Und auch sein Sohn bestätigt, dass der gesamte Ablauf der Nachfolge super gelaufen ist. "Ich wüsste nicht, was wir anders und besser hätten regeln können."

Kurzfassung

Als Werkstattinhaber Klaus Angermeier in die Politik wechselte und Bürgermeister der Gemeinde Aresing wurde, übertrug er die Verantwortung für den Betrieb an seinen Sohn Hubert. Erfreulich: Der gesamte Ablauf der Nachfolge sei super gelaufen.

Praxistipp von Hubert Angermeier

Räumliche Trennung in der Übergangsphase

Bevor mein Vater sich komplett aus der Werkstatt zurückgezogen hat, ist es bei uns immer wieder passiert, dass vor allem die älteren Kunden, die in die Werkstatt kamen, nach wie vor auf meinen Vater zugegangen sind - obwohl ich damals bereits das operative Geschäft geleitet habe. So lange mein Vater im gleichen Büro saß, haben die Kunden mich kaum wahrgenommen, sondern sind schnurstracks an mir vorbei zu ihm gegangen. Dabei war mein Schreibtisch damals ganz bewusst weiter vorne platziert. Die Situation hat sich erst geändert, als sich mein Vater in einem angrenzenden Raum seinen Arbeitsplatz eingerichtet hat und quasi außer Sicht war. Danach kamen alle Kunden automatisch zu mir. Jetzt beobachte ich den gleichen Effekt, was meine Person betrifft: Die Kunden wollen mit dem Chef sprechen - und nicht mit meinem Stellvertreter.

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