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Heizen: Warme Werkstatt

12.09.2017 11:00 Uhr

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Nebenkosten im vierstelligen Bereich sind für Werkstätten keine Seltenheit. Zu den Kosten kommt das Ärgernis, dass trotz Heizung nach jedem Tor-Öffnen die eisige Straßenkälte ins Innere gelangt. Krankenstand und Unzufriedenheit der Mitarbeiter sind häufig die Folge. Werkstätten, die neben Reparaturen und Wartungen auch Smart- und Spot-Repair anbieten, sind zudem mit dem Problem der Verarbeitung von Spachtel und Lack konfrontiert.

Hoher Energieverlust bei Öl

Bei den Heizarten ist die klassische Ölheizung noch recht häufig vertreten - sicherlich auch, weil die Preise für Heizöl derzeit nicht in die Höhe schießen. Problematisch bleibt aber weiterhin die Öl-Lagerung, denn nur wer in großen Mengen kauft, bekommt einen guten Preis. Das eher schlechte Leistungsverhältnis bleibt. Denn Ölheizungen mit Gebläse feuern etwa ein gutes Fünftel in die Atmosphäre. Zudem sorgt das Gebläse in Kombination mit offenen Toren zu einer starken Luftverwirbelung. Der klassische "Zug" ist das Ergebnis. Und nicht zuletzt kann die Lautstärke störend sein.

Dennoch, wer eine gute Ölheizung hat und damit zufrieden ist, kann diese natürlich weiternutzen. Wer hingegen energieeffizient umrüsten möchte, muss sich in erster Linie an die bestehenden Gesetze halten. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) schreibt seit 2009 für Neubauten die Nutzung eines bestimmten Anteils erneuerbarer Energien für die Deckung des Wärmebedarfs vor. Ist der Anteil nicht möglich, erlaubt das EE-WärmeG in §7 auch Ersatzmaßnahmen. Zum Beispiel durch Wärmedämmung. Erneuerbare Energien sind beispielsweise über eine eigene Solaranlage oder die Wahl des richtigen Energieanbieters möglich.

Der Trend geht zu Strahlern

Auch wenn eine Umrüstung zu Gunsten der Ressourcen löblich ist, sollte ein neues System auch mehr leisten als das ausgemusterte. Um hier die richtige Wahl zu treffen, ist es sinnvoll einen Fachmann hinzuzuziehen ( siehe Interview). Denn für Werkstätten gibt es aufgrund der Deckenhöhe keine pauschalen Lösungen. Aber einen klaren Trend: Hell- oder Dunkelstrahler. Der Unterschied ist sichtbar. Während Dunkelstrahler ein Sauerstoff-Gas-Gemisch im Inneren, also unsichtbar verbrennen, geschieht dieser Prozess bei Hellstrahlern sichtbar. Der Vorteil beider: Die Strahlung heizt nicht die Hallenluft, sondern den Boden und die angestrahlte Einrichtung. Hinzu kommt, dass die Strahler per "Knopfdruck" angeschaltet werden, ein Vorheizen ist nicht zwingend nötig. Teuer erheizte Wärmepolster unter dem Hallendach kommen aufgrund der Wärmeübertragung durch elektromagnetische Wellen, den Infrarotstrahlen, nicht vor. Sogar eine Auskühlung der Halle bei offenen Toren soll nicht stattfinden. Das verspricht zumindest die Firma Vacurant, die sich unter anderem auf die Heizungssanierung in Autowerkstätten konzentriert.

Auch die Firma Schwank, Marktführer bei gasbetriebenen Infrarotstrahlern, bietet unter dem Motto "Gas geben beim Energiesparen" Lösungen für Kfz-Betriebe an. Eine Energieeinsparung von bis zu 50 Prozent wird ebenso versprochen wie platzsparende Montage an der Decke, wodurch wertvolle Stellflächen freibleiben.

Pauschal lässt sich sagen, je schlechter eine Halle wärmegedämmt ist, desto mehr Energie kann mit der Umrüstung auf Hell- oder Dunkelstrahler eingespart werden. Oliver Linden, Marketingleiter bei Schwank, erklärt: "Generell eignen sich Hell- oder Dunkelstrahler für nahezu alle Hallen mit über vier Metern Deckenhöhe." Anhand von Beispielen verdeutlicht er: "Bei einer topisolierten Neubauhalle mit 3,50 Meter Höhe, zwei Schnelllauftoren, die ganzjährig im Einschichtbetrieb genutzt wird, ist höchstwahrscheinlich eine Fußbodenheizung oder eine Warmluftheizung am sinnvollsten." Eine Strahleranlage könne hier aufgrund der Architektur und Montage unter der Decke kein gleichmäßiges Temperaturprofil erzeugen. "Anders sieht es bei älteren Hallen aus den 70er oder 80er Jahren aus, beispielsweise in Ziegelbauweise mit Shet-Dach, Einfachverglasung, Rolltoren, vielen Undichtigkeiten im Baukörper sowie einer Deckenhöhe von über vier Metern", weiß Oliver Linden. "Hier können nur Dunkelstrahler oder Hellstrahler wirtschaftlich, heißt energieeffizient, heizen. Eine Warmluftheizung müsste ständig gegen die kalte Luft von außen anheizen und kann zudem keine einzelnen Bereiche temperieren", ist er sich sicher.

Zügiger Aufbau

Da eine Anlage individuell auf die Werkstatt abgestimmt werden muss, ist eine pauschale Berechnung ohne Vor-Ort-Termin schwer. In einer einigermaßen isolierten Halle mit 300 Quadratmetern genügen aber meist zwei Strahler. Die Installation erfolgt etwa an einem Tag. Für die Montage der Gasleitung ist in der Regel ein Heizungsbauer aus der Region zuständig. Wie üblich ist auch bei dieser Heizungsvariante eine jährliche Wartung festgelegt. Gut gewartet hält eine Strahlungsheizung im Normalfall über 20 Jahre und länger.

Kurzfassung

Die kalte Jahreszeit steht vor dem Hallentor und mit ihr das leidige Thema Heizen. Welche intelligenten Systeme aktuell für Werkstätten auf dem Markt sind, hat asp zusammengefasst.

Tipps vom Profi

Brigitte Loosen-Matuschek ist Diplom-Ingenieurin und zertifizierte Energieberaterin. Als Consulting-Unternehmen begleitet und berät sie Betriebe bei kleinen und großen Entscheidungen.asp: Frau Loosen-Matuschek, wer ist der ideale Ansprechpartner, wenn eine Werkstatt mit Hell- oder Dunkelstrahlern ausgestattet werden soll? Es geht ja nicht nur um die Anlage selbst, sondern auch um Leitungen und natürlich das Gas.B. Loosen-Matuschek: Um das Objekt vollumfänglich im Blick zu haben, benötigt man einen eingetragenen Energiefachberater. Diese findet man beispielsweise auf der Internetseite des Bundesverbands Altbauerneuerung unter www.enbe2050.de. Bevor der Termin zu Stande kommt, sollten alle verfügbaren Unterlagen zum Gebäude vorliegen. Erst wenn der Bestand festgestellt wurde, folgt die Beratung. Für die Umsetzung selbst ist es ratsam, einen Gasfachhandwerker hinzuzuziehen, der alles in einem Aufwasch erledigt und als zuständiger Dienstleister auch Ansprechpartner ist.asp: Ist es sinnvoll, sich aus Kostengründen an eine vorhandene Wärmequelle zu halten? Also anstatt auf Gas umzurüsten doch lieber bei Strom oder Öl zu bleiben?B. Loosen-Matuschek: Dazu muss eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt werden, dies macht der Energiefachberater. In der Regel lohnt es sich aber in kleinen Betrieben tatsächlich erst zu handeln, wenn die alte Anlage, zum Beispiel eine Ölheizung, versagt. Ein guter Tipp ist übrigens auch den zuständigen Kaminkehrer anzusprechen, bevor größere Planungen angekurbelt werden.asp: Wie aufwändig ist es einen Gaszugang bei einem Betrieb einzurichten?B. Loosen-Matuschek: Das ist davon abhängig, ob die Gasleitung schon vor der Halle verläuft oder extra gelegt werden müsste. Im Einzelfall kann auch ein Flüssiggastank ober- oder unterirdisch zum Einsatz kommen.asp: Besteht ein Anspruch ein vorhandenes Gebäude mit einem Gaszugang auszustatten, auch wenn dieses nur gemietet ist?B. Loosen-Matuschek: Nein, es wurde ja zu den Konditionen wie vorhanden, zum Beispiel mit Ölheizung, angemietet. Oft ist aber ein Gasanschluss gar nicht weit entfernt und wenn sich mehrere Interessenten zusammentun, ist es sehr wohl möglich, dass der Netzbetreiber einen Anschluss bis zur Grundstücksfläche herstellt. Hier ist es ratsam, zuerst auf den Vermieter, dann auf den Anbieter und auch auf die Nachbarschaft zuzugehen.

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