Jochen Schandert ist ein Vollblutunternehmer. Die vier Skoda-Autohäuser, die er führt, florieren: "In Wittenberg sind wir Marktführer, an den drei anderen Standorten Nummer zwei." Nicht schlecht für eine Marke, die bundesweit per Ende Juli 5,5 Prozent Marktanteil hat. Im Osten der Republik sind die Tschechen aber traditionell stärker und das Autohaus Schandert seit 25 Jahren Partner der Marke.
Mit dem Neubau in Dessau hat Schandert, der als Sprecher des Arbeitskreises Vertrieb und Marketing des Skoda-Händlerverbandes lange mit dem Importeur über die Umsetzung der neuen CI verhandelt hat, nun dem schon bisher sehr erfolgreichen Engagement die Krone aufgesetzt.
Neuer Vorzeigebetrieb
Bereits 2007 hatte der Familienbetrieb mit Hauptsitz in Wittenberg ein bestehendes Autohaus in der Bauhausstadt übernommen und damit sein Marktgebiet links und rechts der A 9 ausgebaut. Nach dem Neubau wird der frühere Standort nun noch als Werkstatt weitergeführt. Vorzeigebetrieb ist aber jetzt das Gebäude an der Mannheimer Straße. Die Straßenfront an einer der Haupteinfallstraßen ist besonders lang, denn das Grundstück ist wesentlich breiter als tief, was dazu führte, dass anders als sonst üblich Ausstellungsraum und Werkstatt neben- und nicht hintereinander liegen. Und das Grundstück hat auch noch eine andere Besonderheit: die Hochwassergefahr. Im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau mündet die Mulde in die Elbe. Durch das Zusammenfließen der beiden Flüsse ist die Stadt immer wieder von Hochwasser bedroht - zuletzt gab es 2013 große Schäden.
Wegen Hochwassergefahr erhöht
"Für den Neubau des Autohauses musste das Grundstück deswegen um 80 Zentimeter angehoben werden", berichtet Lothar Israel, der für den Generalunternehmer Borgers den Bau betreute. "Sonst hätten wir die Mulden für die Versickerung nicht einbauen können." Für den bundesweiten Anbieter mit Standorten in Stadtlohn, Potsdam und Rödermark bei Frankfurt a. M. war das kein Problem. Und Skoda-Autohäuser hat der Autohaus-Spezialist ohnehin schon viele gebaut: Angefangen vom ersten Referenzbetrieb, dem Autohaus Welker in Weiterstadt, der quasi unter den Augen der damaligen Importeurschefin Imelda Labbé entstand: Sie konnte von ihrem Büro aus auf die Baustelle schauen.
Die Sonderwünsche von Jochen Schandert konnten auch ohne Schwierigkeiten eingeplant werden. Denn der Autohauschef wollte die Skoda-Vorgaben um eigene, aus der Praxis stammende Vorstellungen und Erfahrungen ergänzen. Zum Beispiel sollte es vier Neuwagen-Auslieferungsplätze geben, weil Autos heutzutage über immer mehr Technik verfügen, die den Kunden bei der Übergabe in Ruhe erklärt werden soll.
Zuzüglich zu den beiden Dialogannahmen steht ein eigener Raum für Fahrzeugtechnik zur Verfügung: Hier gibt es 3-D-Achsvermessung und die neuesten Fahr- und Assistenzsysteme können gewartet und eingestellt werden.
Modernste Technik
In der Werkstatt, in der Aufbereitung und in der Fahrzeugübergabe wurden mehrere E-tron-Anschlüsse angelegt. WLAN ermöglicht auch den Servicemitarbeitern komfortablen Zugang zum Internet. Die Autohauselektrik wurde auf 400 Volt mit 100 Ampere ausgelegt, die Gesamtkapazität des Betriebes liegt bei 100 kW. "Die Stadt Dessau musste uns dafür extra ein größeres Kabel legen", so Schandert. Aus seiner Sicht war diese Maßnahme aber unverzichtbar, um für die Zukunft gerüstet zu sein: "Damit können alle zukünftigen Halb- oder Vollhybride gewartet und geladen werden. Auch eine Schnellladestation mit zirka 30 kW ist möglich, um Fahrzeuge in zirka 30 Minuten aufladen zu können." Die Mehrkosten für die jetzige Installation liegen nach seinen Angaben bei zirka 20.000 Euro. Dazu kommen dann noch die einzelnen Ladestationen und die Schnellladestation. Diese Investition wird aber voraussichtlich erst 2019 fällig, wenn Skoda solche Autos auf den Markt bringt.
Treiber Großkundengeschäft
Insgesamt investierte das Unternehmen 2,7 Millionen Euro in den Neubau. Im Gegenzug wird ein Wachstum von 25 bis 30 Prozent erwartet. Treiber soll dabei vor allem das Großkundengeschäft sein. Das Dessauer Autohaus wurde im Rahmen des Neubaus auch zum Großkundenleistungszentrum ausgebaut. Als solcher Betrieb bietet es zum Beispiel einen Overnight-Service für Wartungs- und Reparaturarbeiten an, damit die Fahrzeuge der Flottenbetreiber am nächsten Tag direkt wieder eingesetzt werden und weiter Geld verdienen können. Dafür sind eine besondere IT-Infrastruktur, speziell qualifiziertes Personal und eine ausreichend hohe Zahl von Vorführwagen nötig.
Aber auch für Privatkunden ist das Angebot im Autohaus auf dem modernsten Stand. An einem großen Bildschirm im Wartebereich können Fahrzeuge konfiguriert und nach Kundenwunsch ausgestattet werden. Bisherige Bilanz: "Ein Drittel der Kunden wollen das, ein Drittel machen es auf Nachfrage, ein Drittel ist nicht interessiert." Aber auch hier gilt das alte Pfadfindermotto "Be prepared" - vorbereitet sein, oder neudeutsch: Fit for Future.
Kurzfassung
E-tron-Anschlüsse in der Werkstatt, Aufbereitung und Fahrzeugübergabe, eigener Technikraum für modernste Assistenzsysteme und vier Auslieferungsplätze - das Autohaus Schandert hat die neue Skoda-CI noch um eigene Vorstellungen ergänzt.
Kennzahlen
Autohaus Schandert GmbH, Mannheimer Straße 16, 06847 Dessau-RoßlauNeubau:Planung+GU Borgers Industriebau, Stadtlohn Bauzeit: 09/2015 bis 06/2016Flächengrößen:Grundstück: 11.000 m²Nettogeschossfläche: 2.100 m²Verkaufsfläche Neuwagen (im Haus): 500 m²Fläche mechanische Werkstatt: 700 m²Direktannahme-Plätze: 2 StückKosten (ohne MwSt.):Grundstück (erschlossen): 400.000 EuroReine Baukosten: 1.850.000 EuroWerkstatteinrichtung: 100.000 EuroInneneinrichtung+Mobiliar: 50.000 EuroKommunikationsanlagen (DV, IT): 30.000 EuroWerbeanlage, Signalisation: 50.000 EuroAußenanlagen: 180.000 EuroBaunebenkosten: 50.000 EuroSumme: 2.710.000 EuroKennzahlen:Mitarbeiter gesamt: 36davon Azubi: 2Mechanische Werkstattarbeitsplätze: 9 (davon 7 mit Hebebühne)Werkstattdurchgänge pro Tag: 33Pkw-NW-Planzahl 2016: 400 EinheitenPkw-GW-Planzahl 2016: 315 Einheiten
- Ausgabe 12/2016 Seite 54 (208.5 KB, PDF)