Alleinunfälle von Radfahrern mit Personenschaden haben in Deutschland seit den 10er Jahren drastisch zugenommen, wie eine Auswertung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes ergab. Wurden im Jahr 2010 noch knapp über 10.000 Alleinunfälle mit Personenschaden registriert, waren es im Jahr 2023 bereits 27.394. Aber nicht nur die absoluten Zahlen, sondern auch der relative Anteil am gesamten Radverkehrsunfallgeschehen mit Personenschaden zeigt eine deutliche Zunahme der Alleinunfälle.
Lag ihr Anteil im Jahr 2000 noch bei 13,7 Prozent, so waren es im vergangenen Jahr 29 Prozent aller registrierten Fahrradunfälle mit Personenschaden. Die UDV hat im Rahmen einer Studie nach den Ursachen für diese Entwicklung gesucht. Unter anderem wurden dazu 8.000 Rad-Alleinunfälle in fünf Bundesländern analysiert, betroffene Radfahrer befragt und Örtlichkeiten begutachtet. Anschließend haben die Forscher Empfehlungen erarbeitet, wie diesem Trend entgegengewirkt werden kann.
Als wesentliche Gründe für den Anstieg werden die gestiegene Radverkehrsleistung sowie die zunehmende Verbreitung von Pedelecs genannt. Wurden im Jahr 2002 noch 82 Mio. Personenkilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt, waren es 2017 schon 112 Mio. Personenkilometer, was einem Anstieg um rund ein Drittel entspricht. Zudem dürfte die starke Zunahme von Pedelecs zu einem Anstieg der Alleinunfälle geführt haben. Auswertungen zeigen zumindest einen überproportionalen Anstieg der Alleinunfälle mit diesem Zweiradtyp. Allein zwischen 2014 und 2023 hat sich ihre Zahl verzwanzigfacht, während die Alleinunfälle mit konventionellen Fahrrädern im gleichen Zeitraum nur um 80 Prozent zunahmen. Gleichzeitig stieg der Anteil der Pedelecs an den Alleinunfällen von 1,6 auf 17,2 Prozent.
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BildergalerieÜber diese Trendfaktoren hinaus hat die UDV in seiner vertiefenden Studie nach Ursachen für Alleinunfälle geschaut und daraus Empfehlungen abgeleitet, wie man dem Trend steigender Radunfallzahlen entgegenwirken kann. Ein Ursachenschwerpunkt betrifft die Verkehrsinfrastruktur. Typische Gefahrenquellen sind demnach gefährliche Querungsstellen wie Bordsteinkanten und Straßenbahnschienen sowie Untergründe mit geringer Griffigkeit. Speziell bei Pedelecs werden hohe Geschwindigkeiten, unerfahrene Nutzer und gefährliches Überbremsen genannt. Hinzu kommt der Faktor Mensch. Hier führt der UDV nicht angepasste Geschwindigkeit, falsches Fahrverhalten, Unaufmerksamkeit und Alkohol auf.
Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur
Um einem weiteren Anstieg der Unfallzahlen entgegenzuwirken, empfiehlt die UDV vor allem Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Dazu gehört eine klare und sichere Radverkehrsführung, insbesondere an Querungsstellen. Auch Nullabsenkungen von Bordsteinen, rechtwinklige Führungen über und ausreichender Abstand zu Straßenbahnschienen sowie Wartung, Reinigung und Winterdienst von Radwegen könnten deeskalierend wirken.
Darüber hinaus wird empfohlen, Unfallhäufungsstellen mit Alleinunfällen gezielter zu erfassen, um diese gezielt zu entschärfen. Pedelec-Nutzern sollte beim Kauf eines E-Bikes ein Fahrsicherheitstraining nahegelegt werden. Außerdem wäre eine Ausstattung der E-Bikes mit ABS wünschenswert. Schließlich könnte Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, Radfahrende für sicheres Verhalten und den richtigen Umgang mit der Infrastruktur zu sensibilisieren.