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Wissensvermittlung: Training mit dem Avatar

17.12.2020 11:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Elmar Wenzel
Trainmobil-Geschäftsführer Elmar Wenzel will Präsenztrainings durch digitale Angebote ergänzen.
© Foto: Trainmobil

Auch der Schulungsanbieter Trainmobil war vom Lockdown im Frühjahr stark betroffen. Geschäftsführer Elmar Wenzel erklärt, wie man die Zeit für die Entwicklung neuer digitaler Produkte genutzt hat.

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Kurzfassung

Das Präsenztraining vor Ort ist immer noch die beste Art der Wissensvermittlung. Aber digitale Formate sind für bestimmte Zwecke eine gute Alternative - zumal wenn sie so gut gemacht sind wie bei Trainmobil.

asp: Wie stark war das Trainingsgeschäft vom Lockdown im März betroffen?

E. Wenzel: Das hat uns als Anbieter von Vor-Ort-Trainings unmittelbar und ziemlich hart getroffen. Ab Mitte März war innerhalb einer Woche alles auf null. Wir hatten zunächst keine Möglichkeiten mehr, Trainings durchzuführen. Da wir aber schon seit vielen Jahren dabei sind, digitale Produkte aufzubauen, haben wir intern die Zeit genutzt, um die digitalen Produkte weiterzuentwickeln. Zehn bis 15 Mitarbeiter haben permanent mit entsprechenden Abstands- und Hygieneregeln gearbeitet. So sind wir in diesem Jahr einen Riesenschritt vorangekommen. Wir konnten alle Produkte früher als geplant finalisieren, darauf sind wir stolz.

asp: Welche digitalen Produkte sind neu?

E. Wenzel: In einem neu eingerichteten Filmstudio konnten wir sehr schnell Online-Schulungen anbieten. Wir haben zudem unsere 3-D-Darstellungen für die Trainings weiter ausgebaut. Mit dem "3-D-Projektor" sind Trainer in der Lage, während der Schulungen tief in das Innenleben von Bauteilen zu blicken, Animationen und Videos vermitteln den Teilnehmern einen anschaulichen Einblick. Grundlage für die 3-D-Modelle sind reale Kfz-Ersatzteile, die vermessen und mittels CAD-Programm in eine technische Darstellung des Bauteils gebracht werden. Ganz neu sind die VR-Trainings im virtuellen Raum. Das ist etwas bahnbrechend Neues und eröffnet für das Web-Training ganz neue Möglichkeiten ( siehe Info-Kasten).

asp: Kann man durch ein Webinar das Vor-Ort-Training ersetzen?

E. Wenzel: Nein, das wollen wir ja auch gar nicht und das würde auch im Markt keine Akzeptanz finden. Die Vor-Ort-Trainings sind immer intensiver und anschaulicher für die Teilnehmer. Aber wir haben die Web-Trainings jetzt multimedial mit Videos und 3-D-Applikationen angereichert. Wir zeigen keine platten PowerPoint-Präsentationen. Die Teilnehmer können während der Online-Schulung via Chatfunktion Fragen stellen. Online-Angebote haben wir mittlerweile erfolgreich zu den Themen Herstellerportale/Digitale Servicehefte, Hochvolt, Fahrwerk, Kalibrieren und Klimaanlagen angeboten.

asp: Wofür eignen sich solche Webinare?

E. Wenzel: Im Präsenztraining zeigen wir die Reparatur live mit unseren Technik-Modellen, die wir vor Ort jeweils mitbringen. Das bieten wir flächendeckend an 400 Standorten im deutschsprachigen Raum. Viele Mechaniker machen daher gleich das Präsenztraining in der Nähe, weil sie dort das Gelernte auch gleich ausprobieren können. Und nicht für jedermann sind die Online-Schulungen attraktiv. Aber sie erfüllen einen wichtigen Zweck: Sie sind ein gutes Mittel, um Werkstätten in Themengebiete reinzubringen, wenn ein Betriebsinhaber nicht recht weiß, ob ein bestimmtes Thema für ihn eigentlich relevant ist. Dann kann so eine Online-Schulung einen ersten Einblick geben. Oder auch für Auffrischungskurse ist das ein sehr gutes Medium.

asp: Trainmobil muss die technischen Entwicklungen der Fahrzeuge im Blick haben. Wie bleiben Sie am Ball?

E. Wenzel: Wir sind ja jeden Tag über die Trainer in Kontakt mit den Werkstätten. In normalen Jahren schulen wir 20.000 Werkstattmitarbeiter. Das heißt, wir wissen immer ganz genau, wo der Schuh drückt. Diese Themen nehmen wir uns vor, wir besorgen uns die Fahrzeuge, schauen uns die Teile an, zerlegen diese und bauen darum herum unsere digitalen Lösungen. Wir sind meistens schon sehr früh dran mit Bildungsangeboten - meist noch bevor das auf breiter Front in die Betriebe kommt.

asp: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Werkstatt?

E. Wenzel: Die Digitalisierung der Werkstattprozesse ist eine enorme Herausforderung für die Betriebe. Das Veränderungstempo ist enorm und viele Betriebe kommen mit den Schulungen kaum noch hinterher. Auch hier erfüllen Online-Produkte eine wichtige Rolle, denn die Menge an Information kann keiner aufnehmen, zudem er auch noch einen großen Teil seiner Zeit eigentlich für die Reparatur von Kundenfahrzeugen benötigt. Der Markt und unsere Kunden wünschen sich eine breite Palette an Formaten. Wir erschließen uns damit auch im Ausland neue Märkte. Manche Großkunden aus dem Handel und der Industrie kommen ja heute schon auf uns zu und wünschen sich einen internationalen Ansatz für Schulungen und wollen die Inhalte dann auch gleich auf Englisch haben. Darauf müssen wir uns einstellen und entsprechende Produkte daraufhin entwickeln. Der Großhandel internationalisiert sich zunehmend und die Industrie ist schon lange global unterwegs.

asp: Wie kommt die digitale Reparaturhilfe an, die Sie anbieten?

E. Wenzel: Wir testen das seit Anfang des Jahres und das Produkt kommt sehr gut an bei den Technikern. Die sind begeistert, auch weil das auf Tablets läuft und Schritt für Schritt durch die Reparatur führt. Selbst wenn jemand eine Reparatur noch nie gemacht hat, kann er sie damit problemlos durchführen. Aber es ist nicht so leicht, das im Markt bekannt zu machen. Mittlerweile bieten wir das zu 40 Themen - von der Steinschlagreparatur bis zur Kalibrierung des Frontradars. Wir führen die Anwender durch die einzelnen Schritte. Ganz anschaulich mit Bildern, Grafiken und Erklärungen. Der Mechaniker kann die Reparaturhilfe direkt am Arbeitsplatz in der Werkstatt auf einem Tablet abrufen. Es gibt zudem immer eine Kontaktmöglichkeit für den Mechaniker. Er kann direkt mit unserer Hotline sprechen. Wir wollen damit die Information zum Mechaniker bringen, wenn er sie braucht. Ich bin aber sicher, dass der Einsatz digitaler Reparaturhilfen schon bald Fahrt aufnimmt.

Interview: Dietmar Winkler

So funktionieren die virtuellen Trainings von Trainmobil

Bei der VR-Werkstatt melden sich die Teilnehmer einfach an und erhalten einen Online-Link. Übers Internet können sich bis zu zehn Teilnehmer einwählen und sich mit ihrer Tastatur durch den virtuellen dreidimensionalen Schulungsraum bewegen. Jeder Teilnehmer aber auch der Trainer hat seinen eigenen Avatar, der jeweils für die anderen Teilnehmer sichtbar ist. Auch der Trainer ist als Trainer erkenntlich und kann die Leute zu verschiedenen Stationen führen und Trainingsinhalte zeigen. Er kann Teilnehmer direkt ansprechen. Umgekehrt können die Teilnehmer auch Fragen in die Runde stellen - entweder per Mikrofon oder per Chatfunktion. Im virtuellen Raum kann der Trainer Bauteile zeigen, und dies sogar im Querschnitt. Die Teilnehmer können sich die Teile selbst anschauen und dort sogar virtuell ins Innenleben eintauchen. An Bildschirmen an den Wänden des virtuellen Raums kann der Trainer zudem Schulungsvideos oder Präsentationen zeigen.Der große Vorteil: Die Teilnehmer sind mit ihrer Aufmerksamkeit dabei, sie werden angesprochen und einbezogen ins Geschehen. Sie können sich im Raum frei bewegen. Das ist auch ein Garant dafür, dass die Teilnehmer bei der Sache bleiben. Der Trainer hat die Kontrolle, ob jemand dabei ist oder nebenbei was ganz anderes macht. Die Teilnahme ist über Desktop und mobile Geräte wie Tablet oder Smartphone möglich. Die VR-Trainings dauern rund 60 Minuten und können optimal mit bis zu zehn Teilnehmern durchgeführt werden.

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