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Rückrufe in den USA: Tendenz steigend

22.08.2019 08:34 Uhr
Rückrufe in den USA: Tendenz steigend
Die Anzahl der Pkw-Rückrufe in den USA ist weiterhin auf hohem Niveau und wächst weiter an.
© Foto: picture alliance / Neil Emmerson/Robert Harding

Die Rückrufe der Autohersteller bleiben auf hohem Niveau. In den USA mussten allein im ersten Halbjahr über 20,1 Millionen Pkw wieder zurück in die Werkstätten, 2018 hatten dort 27.8 Millionen Autos entsprechende Mängel.

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Wegen Sicherheitsproblemen mussten in den USA im ersten Halbjahr 2019 bereits 20,1 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen werden. 2018 waren es noch 27,8 Millionen Pkw. Demnach bleibt die Rückrufquote auf einem hohen Niveau, das ergab die Auswertung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Demnach liegt die Rückrufquote im ersten Halbjahr 2019 weit über dem Durschnitt der letzten 15 Jahre (157 Prozent). So gingen 2018 rund 34 Prozent (9,4 Millionen) der Rückrufe auf fehlerhafte Airbags zurück. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2019 fort: In diesem Zeitraum waren etwa die Hälfte der Sicherheitsmängel dem Insassenschutz zuzuordnen.

Im ersten Halbjahr 2019 zählten Subaru (664 Prozent), Honda (512 Prozent), Volkswagen (490 Prozent), Mazda (417 Prozent) FCA (360 Prozent) und BMW (330 Prozent) zu den Herstellern mit den höchsten sicherheitstechnischen Rückrufquoten. Bei der Rückrufmenge belegen Honda, FCA, Ford, Subaru und Volkswagen die Negativ-Spitzenplätze.

Nur wenige Hersteller haben gute Bilanz

Bei der Betrachtung des Zeitraums zwischen 2011 und 2018 können nur wenige Hersteller eine positive Bilanz vorweisen. So hatten die japanischen Hersteller Honda, Mitsubishi und Mazda die größten Probleme, die im Mittel jedes Jahr mehr als dreimal so viele Fahrzeuge zurückrufen mussten als sie Neufahrzeuge verkaufen konnten. Zu den Negativ-Spitzenreitern zählen auch FCA, BMW sowie Toyota, die im Mittel der Jahre auf Rückrufquoten von 261 bzw. 231 und 198 Prozent kommen.

Die mit Abstand besten Rückrufquoten erzielen dagegen Volvo (46 Prozent) und Jaguar Land Rover (79 Prozent). Deutlich besser als der Durchschnitt schnitten auch Nissan (119 Prozent) und Mercedes (120 Prozent) ab. Der VW-Konzern kommt im Mittel auf 150 Prozent, ähnlich wie der Wettbewerber Hyundai. GM und Ford liegen mit 191 bzw. 154 Prozent im bzw. leicht oberhalb des Durchschnitts der Branche in den USA.

Mängel nach Baugruppen

Die defekten Airbags des japanischen Zulieferers Takata lösten 2018 weitere Überprüfungen der Insassenschutzeinrichtungen aus - und brachten weitere Mängel zum Vorschein. Teilweise waren auch die Austauschairbags fehlerhaft und mussten zurückgerufen werden. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2019 fort - aktuell sind rund 50 Prozent Mängeln dem Insassenschutz zuzuordnen. Auf Probleme beim Antriebsstrang entfallen 20 Prozent, neun Prozent auf die Lenkanlage und 6,5 Prozent auf die Karosserie. Für weitere vier Prozent ist die Bremsanlage ursächlich, ein Prozent entfiel auf das Fahrwerk und fünf Prozent wurde den sonstigen Baugruppen zugeordnet.

Qualitätsprobleme

Für den Studienleiter Prof. Stefan Bratzel ist und bleibt die Produktqualität der Autoindustrie das zentrale Thema. "Wenn zehn von 16 untersuchten Herstellern in 2018 wegen sicherheitstechnischer Mängel mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen als diese im gleichen Zeitraum verkauft haben, ist das insgesamt ein bedenkliches Qualitätsniveau der Branche. Außerdem stellen sicherheitsrelevante Mängel meist nur die 'Spitze des Eisbergs' dar. Hinzu kommen eine große Anzahl stiller Rückrufe oder auch Serviceaktionen, die in den offiziellen Zahlen nicht enthalten sind."

Laut Bratzel ist das Risiko für große Rückrufaktionen durch marken- und modellübergreifende Plattform- und Gleichteilstrategien sowie globale Produktionsnetzwerke erheblich gestiegen. Sicherheitsmängel bei Fahrzeugen würden gleichzeitig immer weniger akzeptiert, weil Kunden über Internet-Blogs und Newsgroups sehr gut informiert sind.

Kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten der Qualität

Manche Hersteller und Zulieferer betreiben zur kurzfristigen Gewinnmaximierung eher reaktive Qualitätsmanagementsysteme mit nachsorgender Mängelbeseitigung, teilweise unter billigender Inkaufnahme von Unfällen wie im Fall der Airbagmängel, so Bratzel weiter. Vor dem Hintergrund veränderter Entwicklungs- und Produktionsbedingungen und neuen Technologien und Funktionen im Fahrzeug seien aber proaktive und vorsorgende Produktqualitätsstrategien notwendig, bei denen umfassende und langfristige Kosten-/ Nutzenbetrachtungen im Mittelpunkt stehen müssen.

"Das Qualitätsmanagement der Hersteller muss vor dem Hintergrund neuer technischer Anforderungen sowie einer wachsenden Sensibilität der Öffentlichkeit eine deutlich höhere Relevanz in Automobilunternehmen erlangen. So entsteht etwa künftig neuer Kundennutzen durch Elektromobilität, Vernetzung und (teil-)autonome Fahrfunktionen. Aber es steigen dadurch auch in erheblichem Maße die Risiken. Die Cyber-Security von Fahrzeugen wird insgesamt zum großen Si-cherheits- und Qualitätsthema der Branche aufsteigen, das wesentlich über die Akzeptanz von neuen Wachstumsfeldern der Automobilindustrie entscheidet", erklärt der Studienleiter abschließend. (tm)


Die Studie über die Rückruf-Trends der globalen Automobilhersteller 2018 bis 1. Halbjahr 2019 in den USA kann beim CAM käuflich erworben werden. Weitere Informationen unter www.auto-institut.de.

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