Jürgen Wolz, Leiter Technische Prüfstelle für den Kraftfahrzeugverkehr in Bayern bei TÜV SÜD
Herr Wolz, gebrauchte Luxusautos können ihre Besitzer arm machen. Welche Risiken bergen solche Fahrzeuge für den Händler?
Je nach Alter und Laufleistung ist auch bei teuren Komponenten verschleiß- oder schadenbedingter Austausch erforderlich. Wenn dieser innerhalb der ersten 6 Monate ab Verkauf anfällt, liegt die Beweislast bzgl. der Gewährleistung beim Verkäufer. Dies kann die ursprüngliche Kalkulation schnell zunichtemachen, wenn z.B. ein Automatikgetriebe mit mehreren Tausend Euro zu Buche schlägt und der Verkäufer es nachträglich bezahlen muss.
Wie können sich Händler vor teuren Reparatur-Überraschungen schützen?
Für solche Fälle empfiehlt sich das neutrale TÜV SÜD Gebrauchtwagen-Zertifikat. Damit können die meisten Gewährleistungsansprüche aufgrund des dokumentierten Zustandes bei Übergabe abgewehrt werden. Eine Alternative ist natürlich auch der Abschluss einer Gebrauchtwagen-Garantie mit dem Käufer. Das ist auch ein guter Weg, um z.B. Aufwendungen für den Käufer durch Verschleißreparaturen zu begrenzen.
Wer kennt sie nicht, die Luxuslimousinen, die für unter 10.000 Euro mit Topausstattung auf einschlägigen Gebrauchtwagenmärkten stehen. Nicht selten erliegen der Verlockung Käufer, die angesichts ihres Budgets im Kleinwagensegment besser aufgehoben wären. Wer sich vom glänzenden Lack in die Jahre gekommener Luxuslimousinen blenden lässt, erlebt unter Umständen nach dem Kauf die ein oder andere teure Überraschung, warnt Eberhard Lang von TÜV SÜD in München. „Gefragte Extras wie Xenonscheinwerfer, Automatikgetriebe oder eingebaute Navigationssysteme können sich als echte Kostenfalle erweisen“, gibt Eberhard Lang zu bedenken. Ist beispielsweise der Xenonscheinwerfer defekt, dann ist eine Reparatur selten unter 1.000 Euro zu realisieren. Noch härter trifft es Käufer bei einem defekten Automatikgetriebe.
„Nach dem Austausch eines Siebengang-Automatikgetriebes stehen mehr als 9.000 Euro auf der Rechnung“, so Lang. Dabei muss nicht einmal etwas defekt sein. Schon wer ein eingebautes Navigationssystem mit aktueller Kartensoftware ausstatten möchte, stellt fest, dass zum Preis der erforderlichen CD-ROM oder DVD mittlerweile mobile Navigationssysteme im Handel erhältlich sind, die deutlich leistungsfähiger und präziser arbeiten als die werkseitig verbauten Navi-Dinosaurier. Das hohe Preisniveau setzt sich nahezu über alle Ersatzteile und Komponenten fort und gilt auch für die allgemeinen Unterhaltskosten (Versicherung, Steuern, Kraftstoff). Der Experte von TÜV SÜD rät Gebrauchtwagenkäufern darum dazu, Autowunsch und Budget in Einklang zu bringen. Wer bei einem Gebrauchtwagen dennoch nicht auf üppige Ausstattung und Luxus verzichten möchte, dem rät Eberhard Lang beim Kauf dringend zum Abschluss einer umfangreichen Gebrauchtwagengarantie. Die deckt zwar auch nicht alle Reparatur- und Ausfallrisiken ab und in der Regel sinkt die Höhe der Erstattungsleistungen mit steigendem Fahrzeugalter und Kilometerleistung, dennoch kann die den neuen Halter vor größerem finanziellen Schaden bewahren.
Das gilt übrigens auch für den verkaufenden Händler. Denn die Praxis gerade kleinerer Gebrauchtwagenhändler, beim Verkauf keine Garantie anzubieten und dem Käufer zuzusichern, man werde sich schon darum kümmern, sollten mit dem Fahrzeug Probleme auftreten, kann sehr kostspielig werden. Worauf Händler noch achten sollten, beantwortet Jürgen Wolz im nebenstehenden Kurzinterview. Was Käufer und Händler über die Stärken und Schwächen von Gebrauchtwagen wissen sollten, finden sie gebündelt im TÜV Auto Report 2014, der vor wenigen Wochen erschienen ist.
TÜV SÜD ist einer von zwei bundesweit zugelassenen Prüfpartnern für die Vergabe des Qualitätssiegels Blauer Engel, das 1978 ins Leben gerufen wurde. Unabhängigkeit garantieren Bundesbehörden sowie zahlreiche Verbraucherverbände. Geprüft werden die Katalysatoren für den Ersatzteilmarkt im TÜV SÜD-Abgaslabor in Heimsheim. Dabei müssen die Produkte in Härtetests Qualität in Sachen Abgasemmissionsreduzierung und Dauerhaltbarkeit unter Beweis stellen. Grundlage für den Test ist ein vom Deutschen Institut für Gütersicherung und Kennzeichnung e.V. (RAL) entwickeltes Prüfverfahren. Dabei werden die Kats in Hochtemperaturöfen einer thermischen Belastung ausgesetzt, die einer Laufleistung von etwa 160.000 Kilometern entspricht. Haben die Austauschkats diese überstanden, werden sie abschließend in den angegebenen Fahrzeugen verbaut und müssen einen Emissionscheck bestehen. Die Beurteilung der künstlich gealterten erfolgt dabei nach den gleichen Kriterien wie die für neue Katalysatoren. Erst wenn dieser und weitere Produkttests überstanden sind, wird der blaue Engel verliehen. „Der Blaue Engel bietet Orientierung und Sicherheit in einem unübersichtlichen After-Sales-Markt. Das Qualitätssiegel wird so zur Benchmark für Hersteller und sorgt insgesamt für bessere Produkte und damit mehr Sicherheit bei den Emissionen – für den TÜV SÜD also absolut keine Frage, sich daran zu beteiligen“, so Pascal Mast, Leiter des TÜV SÜD-Abgaslabors.
TÜV SÜD Auto Service
Jürgen Wolz
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juergen.wolz@tuev-sued.de
TÜV SÜD Auto Partner
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Zentraler Vertrieb
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Weiterbildungsangebote im Netz:
TÜV SÜD: www.tuev-sued.de/akademie_de/ lehrgaenge_und_trainings
TÜV SÜD Auto Plus, CONSULTING: www.tuev-sued/autohaus-seminare
Autohaus- und Werkstatt-Test
Die TÜV SÜD Auto Service GmbH ist einer der größten und erfahrensten Anbieter von Testverfahren für den Werkstatt- und Autohausbereich und hat ein modulares Programm für effektive Testverfahren entwickelt. Die einzelnen Module werden dabei individuell auf die Bedingungen des Testbetriebs des einzelnen Betriebs angepasst.
Der Unternehmer bleibt mit den Ergebnissen nicht allein, sondern erhält von den TÜV-Experten begleitende Unterstützung bei der Umsetzung neuer Prozesse im Betrieb, damit die Unternehmer ihre Prozesse noch effektiver und kundenorientierter gestalten können und sich damit erfolgreich vom Wettbewerb abheben. Detaillierte Infos zum Test-Programm erhalten Unternehmen unter:
werkstatttest@tuev-sued.de
Neue Vorschrift
Seit Jahresbeginn gilt für den Inhalt von Verbandskästen eine neue Vorschrift. Darauf weist TÜV SÜD in einer aktuellen Mitteilung hin. Neue Verbandskästen müssen demnach seit 1.1.2014 der Norm DIN 13164 entsprechen. „Allerdings gibt es eine Übergangsfrist bis zum Ende des Jahres. So lange dürfen Verbandskästen mit der bisherigen Norm verkauft werden“, erklärt Jürgen Wolz von TÜV SÜD: „Danach aber gelten die neuen Bestimmungen, wobei der alte Verbandskasten bis zum Erreichen des Verfallsdatums seines Inhalts weiter verwendet werden kann“, so Wolz. Aus seiner Sicht macht es in der Regel keinen Sinn, fehlende Einzelkomponenten eines Verbandskastens nachzukaufen. „Der Neuerwerb eines Verbandskastens ist oft günstiger als die Ergänzung. Zumal auch alle anderen Bestandteile regelmäßig ersetzt werden müssen, sobald ihr Verfallsdatum abläuft“, so Wolz. Auf die verstärkte Nachfrage nach Verbandskästen und -kissen sollten sich auch Werkstätten und Autohäuser einstellen und genügend Ersatz nach der neuen DIN-Norm 13164 vorhalten. Neben den bisherigen Inhaltsmaterialien müssen die Kästen nun zusätzlich ein 14-teiliges Set aus zugeschnittenen Pflasterstreifen, Fingerstrips und Fingerkuppenverbänden, ein Verbandpäckchen in Kindergröße sowie Tücher zur Hautreinigung enthalten. Ausgemustert wurden dagegen ein Verbandpäckchen M, ein Verbandtuch BR, Wundschnellverbände (DIN 13019-E 10 x 6) sowie die Verwendung von Mullbinden als Alternative für Fixierbinden.
- Ausgabe 3/2014 Seite 36 (3.0 MB, PDF)