Herr Schmiederer, wo sehen Sie den größten Nutzen durch das automatisierte Fahren und wann kommt es in der Praxis?
Die Vorteile sind mannigfaltig: mehr Sicherheit durch kürzere Reaktionszeiten, höhere Effizienz durch vorausschauendes Fahren, mehr Mobilität durch Koordination in Stoßzeiten und mehr Komfort durch die Entlastung des Fahrers. Auf das vollautomatisierte Fahren werden wir sicherlich noch zehn bis 15 Jahre warten müssen. Systeme für den Einsatz auf der Autobahn könnten aber schon in fünf Jahren marktreif sein.
Ist zu erwarten, dass sich mit Fortschreiten des (voll-)assistierten Fahrens die HU-Intervalle verkürzen?
Die HU-Intervalle sind in Anlage VIII zu § 29 StVZO geregelt. Eine Änderung kann nur durch den Gesetzgeber erfolgen. Derzeit werden unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums und unter Expertenunterstützung genau diese Punkte beleuchtet.
Bringt die Vernetzung zusätzliches Geschäft für die Prüfgesellschaften?
Die Expertise über den Verkehr sowie der Personen- und Fahrzeugsicherheit bei TÜV SÜD wird gerne durch die Fahrzeughersteller in Anspruch genommen. Der vermehrte Einsatz von programmierbaren elektronischen Systemen schlägt sich schon heute in der HU nieder. Die Prüftiefe wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Seit 1. Juli 2015 kommt der HU-Adapter zum Einsatz, der die Prüfung dieser Systeme ermöglicht. Dieser wird mit der technischen Entwicklung Schritt halten, so dass auch künftige Technologien geprüft werden können.
Wie groß war das Interesse des IAA-Publikums an dem Thema?
Wir haben auf der Messe sehr viele Gespräche mit Vertretern der OEMs und Zulieferer, aber auch mit Endkunden geführt. Das zeigt, dass das Interesse am Thema sehr groß ist.
- Ausgabe 10/2015 Seite 46 (220.7 KB, PDF)