Von Mario Hommen/SP-X
Endlos lange Motorhauben, eleganter Hüftschwung – über viele Jahrzehnte war die Corvette eine Stilikone der besonderen Art. Jetzt kommt die achte Generation, die erstmalig den Motor hinter und nicht vor den Insassen trägt. Entsprechend steht die Neuauflage für einen radikalen Bruch in einer weit über 60 Jahre währenden Baureihentradition. Ob das Mittelmotor-Layout die C8 schöner macht - darüber lässt sich gewiss streiten. Doch sie soll vor allem schneller sein - zumindest verspricht dies Hersteller Chevrolet.
Zur Premiere präsentiert Chevrolet allein die Basismotorisierung mit Namenszusatz Stingray. Wie bei den Vorgängern üblich, dürften auch dieser gewiss noch potentere Versionen folgen. Auch wenn der Motor hinter die Kanzel wanderte, bleibt es doch beim klassischen V8 mit 6,2 Liter Hubraum, der ganz ohne Zwangsbeatmung 369 kW / 495 PS und 637 Newtonmeter Drehmoment freisetzt. Das Aggregat mit neuem Aluminium-Small-Block hat Chevrolet optisch reizvoll inszeniert, denn eine große Glasscheibe in der Heckklappe gibt den Blick frei für Neugierige.
Im Zusammenspiel mit dem serienmäßigen Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe sowie einer optionalen Sportauspuffanlage soll die heckgetriebene Flunder in unter drei Sekunden den amerikanischen Standardsprint auf 60 Meilen (96 km/h) erledigen. Ein Wert für die Höchstgeschwindigkeit wird nicht genannt, doch mehr als 300 km/h sollten möglich sein. Damit ist die neue Stingray die bislang schnellste Basisversion in der Geschichte der Corvette. Zum Vergleich: Die C7 Stingray leistet 343 kW / 466 PS und erreicht in 4,2 Sekunden aus dem Stand die 100er-Marke.
Auch wenn man angesichts einer vergleichsweise kurzen Schnauze insgesamt geringere Abmessungen als bisher vermuten möchte, ist die C8 im Vergleich zum Vorgänger um 14 Zentimeter auf 4,63 Meter gewachsen, mit 1,23 Meter baut sie indes minimal flacher als die C7. Das Trockengewicht wird mit 1.530 Kilogramm angegeben.
Corvette C8 Stingray (2020)
BildergalerieGrundsätzlich versprechen die Amerikaner dank des neuen Layouts eine bessere Verteilung des Gewichts, was vor allem in Kurven Vorteile bringen soll. Beim Fahrwerk setzt Chevrolet auf eine Mischbereifung. Vorne gibt es 19-Zoll-Räder mit 245er-Reifen, hinten sind es 305er-Walzen mit 20 Zoll Raddurchmesser. Die vorne 32 und hinten 34 Zentimeter großen Bremsscheiben von Brembo werden jeweils von Vierkolbensätteln in die Zange genommen. Als Besonderheit gibt es ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial sowie adaptive Dämpfer, die dank einer Liftfunktion das Fahrzeug um vier Zentimeter anheben können, was das Queren von Bodenschwellen erleichtern soll. Das geht sogar automatisch, denn per GPS lassen sich bis zu 1.000 Örtlichkeiten speichern, bei denen mehr Bodenfreiheit gewünscht wird. Wie bisher kann der Fahrer zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen. Neben "Weather", "Sport", "Tour" und "Track" gibt es zusätzlich "MyMode" und "Z Mode". Letztere erlauben es dem Fahrer, individuelle Einstellmöglichkeiten vorzunehmen.
Das Kombiinstrument, ein 12-Zoll-Display, passt seine Anzeigengrafik dem gewählten Fahrmodi an. Rechts vom Lenkrad gibt es ein dem Fahrer zugewandten Touchscreen für das Infotainment-System, welches eine GPS-Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen, lernende Spracherkennung und die Konnektivitätsstandards Apple Carplay und Android Auto bietet. Zudem lassen sich Smartphones kabellos in einer speziellen Ablageschale laden. Das Fahrzeug ist immer online und ermöglicht auch Over-the-Air-Updates. Die beiden Sitze sind mit Memory-Funktion ausgestattet, es gibt ein beheizbares Lenkrad und ein Reifendruckwarnsystem, das vor zu hohem Luftdruck warnt.
Zwei Kofferräume dank Mittelmotor-Layout
Dank des neuen Mittelmotor-Layouts bietet die C8 gleich zwei Kofferräume. Kleines Handgepäck passt unter die vordere Haube, hinten gibt es zudem einen 357 Liter großen Schacht für größeres Gepäck. Unter der Heckklappe lässt sich auch das herausnehmbare Dach verstauen.
Obwohl die C8 Stingray optisch eher einen sechsstelligen Preis erwarten lässt, soll sie in den USA schon für weniger als 60.000 Dollar zu haben sein. Umgerechnet sind das etwa 53.000 Euro. Allerdings beinhaltet diese Preisangabe keine Mehrwertsteuer. Ende des Jahres soll die Produktion in den USA anlaufen. Anfang 2020 werden dann erste Exemplare auf die Straße entlassen. Zum Marktstart in Europa sowie zu Preisen außerhalb der USA gibt es noch keine Angaben.