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Fahrbericht Cupra Ateca: Halb Seat, halb Eigenkreation

09.04.2019 08:30 Uhr
Mit 221 kW / 300 PS in 5,2 Sekunden von Null auf 100 km/h.
© Foto: Seat

Es gibt schon seit längeren einen sportlichen Leon Cupra und seit einigen Monaten auch einen nicht minder sportlichen Cupra Ateca. Was sich wie eine Wortverwechselung der Marketing-Abteilung ausnimmt, hat doch Methode.

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Von Peter Eck/SP-X

Es gab Zeiten, da versuchte man im VW-Konzern Seat als mediterrane Alternative zu Alfa Romeo zu vermarkten. Trotz des in den letzten Jahren tatsächlich immer feurigeren Designs hat das nie wirklich geklappt. Vielleicht lag es an der letzten Endes dann doch dominierenden VW-Bürgerlichkeit der Fahrzeuge oder daran, dass Alfa lange Zeit kein ernst zu nehmender Wettbewerber war. Jetzt hat Seat den Vergleich gar nicht mehr nötig, schaffen sich die Spanier doch ihre eigene Dynamik-Marke, indem sie die bisher als sportlichste Ausstattungsvariante verwendete Bezeichnung Cupra kurzerhand zur Sub-Marke mit Frechheitsanspruch erklären. Mit anderen Worten: Der Cupra Ateca hätte also vor wenigen Monaten noch Ateca Cupra geheißen. Und um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es tatsächlich immer noch einen Leon Cupra zu kaufen, mit übrigens exakt gleichem Antrieb wie der Ateca. Alles klar?

Die Käufer zumindest scheint das Verwirrspiel nicht zu stören, Seat insgesamt legt in Deutschland nicht nur ein Rekordjahr nach dem anderen hin, jeder fünfte verkaufte Ateca ist immerhin auch schon ein Cupra, also streng genommen gar kein Seat mehr. Für je nach Sichtweise günstige oder ambitionierte 42.850 Euro Grundpreis fährt das Kompakt-SUV vor – und beschleunigt gleich weiter Richtung Horizont. Man weiß ja, was der 2,0-Liter-Turbobenziner mit 221 kW / 300 PS mit einem Golf (R) oder eben einem Leon (Cupra) so alles anstellen kann. Den Ateca treibt er in 5,2 Sekunden auf 100 km/h und auf fast 250 Spitze.


Cupra Ateca (2019)

Seat Cupra Ateca Bildergalerie

Das sind souveräne Fahrwerte, doch kommt im 4,38 Meter langen Spanier zunächst gar kein großes Dynamikgefühl auf. Dafür sorgt vor allem die inzwischen nicht mehr taufrische Automatik, ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das im Normalmodus ("Komfort") und selbst bei "Sport" eher zurückhaltend arbeitet. So spricht die Motor-/Getriebe-Kombi einen Hauch zu spät auf Gasbefehle an, um dann nach einer Gedenksekunde umso energischer zu Werke zu gehen. Das ändert sich, wenn man die Einstellung mittels Drehschalter zwischen den Sitzen auf "Cupra" stellt. Jetzt lenkt der Ateca straffer, das Gas wird direkter angenommen und das Getriebe reagiert schneller. Das macht Spaß, auch wenn sich der Sound etwas allzu arg in Richtung Krawall verändert. 

Wer es nicht drauf anlegt, kann den Ateca natürlich der nicht gerade weichen Fahrwerksauslegung zum Trotz auch einigermaßen gemütlich fahren. Aber wozu solle man sich dann eine Cupra-Version, Verzeihung natürlich einen "Cupra" kaufen? Die Spanier tun schließlich auch sonst einiges dafür, um das Modell von seinen bürgerlicheren Varianten abzuheben, etwa mit 19-Zoll-Felgen und natürlich dem kupferfarbenen Cupra-Symbol, von dem uns nicht so richtig klar, ist, was es eigentlich genau bedeutet. Gegen Aufpreis gibt es noch allerhand Spezialitäten, zum Beispiel für 2.700 Euro eine Brembo-Bremsanlage.

Verwandtschaft mit Seat Ateca nicht zu leugnen

Mag es der ein oder andere Fan der neuen Marke als Manko sehen, dass der Cupra Ateca eigentlich ja doch wieder nur eine sportliche Variante des Ateca ist und nicht wirklich eigenständig daherkommt, hat dies doch auch Vorteile. Denn man erhält das bekannt durchdachte Kompakt-SUV mit viel Platz im Innenraum, auch in der zweiten Reihe und einem vergleichsweise großen Kofferraum (485 Liter) sowie die letztlich bekannte Karosserie mit ihren bügelscharfen Falzen und doch an die (Haupt-)Marke erinnernden Gesicht.

Und jetzt könnte man sich noch die Frage stellen, ob Seat mit einer bürgerlichen Sport-Marke nicht doch 15 Jahre zu spät dran ist? Das wäre sicher so, wenn die Spanier auch weiterhin nur PS-starke Verbrenner auf große Räder stellen wollten. Aber die Zukunft ist ja elektrisch und schon der nächste Cupra, der vor wenigen Wochen in Genf vorgestellte Formentor ist (auch) ein Plug-in-Hybrid (PHV) mit 245 PS und etwa 50 Kilometer rein elektrischer Reichweite. Dies zeigt: Cupra wird sicher nicht so schnell zur reinen E-Marke, sondern noch für einige Jahre zweigleisig fahren müssen, mit E-Antrieben, starken Verbrennern und mit PHVs als Mix aus beidem.

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