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Fahrbericht Nissan Qashqai: Kompetenter Crossover

03.06.2021 07:00 Uhr | Lesezeit: 6 min
Ab Mitte Juni kommt zu Preisen ab 25.790 Euro die dritte Generation des Nissan Qashqai auf den Markt.
© Foto: Nissan

Der Nissan Qashqai war 2007 einer der ersten kompakten Crossover und traf offensichtlich eine Marktlücke. Jetzt kommt die dritte Generation – und in ein Umfeld, in dem mittlerweile 30 Marken ähnliche Modelle anbieten. Kann der neue Qashqai wieder vorne mitfahren?

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Die schon seit 2014 laufende zweite Generation des Qashqai ist optisch wie technisch ein wenig in die Jahre gekommen. Trotzdem hat sich das in Großbritannien gebaute Kompakt-SUV bis zuletzt anständig verkauft. Überhaupt ist das Nissan-Modell mit rund drei Millionen Einheiten seit 2007 das erfolgreichste Fahrzeug der Marke in Europa. Jetzt kommt zu Preisen ab 25.790 Euro die dritte Generation auf den Markt.

Äußerlich wirkt der Fünftürer nun wieder modern und frisch. Um dies zu erreichen, griffen die Designer auf die heute üblichen Zutaten zurück: scharfe Karosseriefalzen, leicht betonte Radhäuser, eine nach hinten abfallende Dachlinie und ein relativ schmal auf den Unterbau aufgesetztes Greenhouse mit hoher Gürtellinie. Die Übersicht nach vorne ist leicht eingeschränkt, vordere Parkpiepser sind anzuraten. Auffallend die Scheinwerfer, die sich vom Kühlergrill wegbewegend in zwei Teile trennen, das Tagfahrlicht knickt nach oben ab und schlängelt sich direkt an der Motorhaube entlang weit in den Kotflügel hinein. Der waagerecht weglaufende Teil beherbergt LED-Leuchten, die in den höheren Ausstattungsversionen auch eine Matrix-Funktion beinhalten.

Platzverhältnisse

Ein großer Fortschritt zum Vorgängermodell sind die Platzverhältnisse. Nach hinten steigt man durch weit öffnende Türen ein, muss aber mit dem Kopf Vorsicht walten lassen. Es gibt viel Raum für Beine und Füße, wenn vorne nicht gerade ein Riese Platz genommen hat. Mit dem Kopf stoßen allerdings schon normal Gewachsene leicht an den Dachhimmel. Vorne machen sich vor allem 3,5 Zentimeter Breite positiv bemerkbar. Der Kofferraum fällt mit 436 Litern wiederum recht bescheiden aus. Wer die Rücksitze umlegt kann das Ladevolumen immerhin auf über 1.400 Liter erweitern.

Wie viele Hersteller hat auch Nissan den Diesel leider aus dem Antriebsprogramm verbannt. Angeboten wird derzeit nur ein 1,3-Liter-Turbobenziner in zwei Ausbaustufen mit 103 kW / 140 PS oder für einen Aufpreis von rund 1.200 Euro mit 116 kW / 158 PS, die stärkere Variante wahlweise mit der bei Nissan Xtronic genannten CVT-Automatik (1.900 Euro) und auch mit Allradantrieb (2.000 Euro). Der schwächere Vierzylinder kostet ab 25.790 Euro (Visia), am oberen Ende der Preisliste steht die stärkere Variante mit Automatikgetriebe und Allrad in der höchsten Stufe Tekna+ für 44.620 Euro. Hier sind dann fast alle denkbaren Ausstattungen inkludiert, unter anderem auch ein Head-up-Display, Ledersitze mit Massagefunktion und eine Bose-Soundanlage. Trotzdem lassen sich auch noch 500 Euro ausgeben, wenn man 20-Zoll-Alus aufziehen lassen möchte.


Nissan Qashqai (2022)

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Leichtfüßig, mit gutem Geradeauslauf

Selbst in der 158-PS-Version wirkt der Qashqai nicht gerade übermotorisiert, dafür aber leichtfüßig, lässt sich exakt lenken und glänzt mit gutem Geradeauslauf. Auch dank des in unserem Testfahrzeug vorhandenen Allradantriebs bleibt er in sehr schnell angefahrenen Kurven stoisch stabil. Wer auf freier Autobahn die Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h erreichen will, benötigt aber Geduld, zudem wirkt das 1,3-Liter-Motörchen dann doch etwas allzu angestrengt.

Eine positive Überraschung ist das CVT-Getriebe, dem die Ingenieure den ungeliebten "Gummibandeffekt" praktisch komplett ausgetrieben haben. Querfugen gibt der Qashqai recht deutlich an die Insassen weiter, hier wäre noch ein wenig Feinabstimmung angebracht. Es gibt in der höheren Motorisierung verschiedene Fahrmodi, zwischen den von uns ausprobierten Einstellungen "Standard" und "Sport" ist die Spreizung allerdings nicht allzu groß.

Derweil erfreut sich der Fahrer am sorgsam eingerichteten Cockpit und genießt die sehr guten Sitze. Der Blick fällt auf ein großes, allerdings nicht allzu kontrastreiches Head-up-Display (10,8 Zoll) in der Windschutzscheibe, durchs Lenkrad auf den 12,3 Zoll messenden digitalen Bildschirm (ab Acenta) sowie mit leichter Kopfbewegung nach rechts auf den 9-Zoll-Bildschirm für Navigation und Infotainment, der ausschließlich per Touchscreen bedient werden kann. Schön, dass Nissan noch am großen Drehknopf für die Lautstärkeregelung festhält.

Wenig Raum für Kritik

Das alles wirkt sehr durchdacht, routiniert gemacht und lässt wenig Raum für Kritik. Die größte Schwäche des Qashqai ist vielleicht, dass er auch keine großen Emotionen weckt. Das muss aber kein Nachteil sein, wenn man einen wahrscheinlich sehr zuverlässigen, modernen Begleiter für den motorisierten Alltag wünscht. Und dies war ja bislang auch schon das Nissan-Erfolgsrezept. Crossover können die Japaner eben.

Und da kommt ja noch mehr. Nächstes Jahr will Nissan den Qashqai als Hybrid bringen. Genau genommen mit einem 140 kW / 190 PS leistenden Elektromotor, der seine Energie aus einem relativ kleinen Akku bezieht, der aber von einem nur dafür zuständigen 1,5-Liter-Benziner stetig nachgeladen wird. Damit soll jedweder Reichweitenangst vorgebaut werden. Die Besonderheit: Erstmals kommt in einem Nissan ein Motor mit variabler Verdichtung zum Einsatz, die Technik ist bereits von der Nobeltochter Infiniti bekannt.

Man darf gespannt sein, wie sich das System in der Praxis schlagen wird, doch bis dahin wird es noch einige Monate dauern. Wer schnell den normalen neuen Qashqai fahren möchte, kann noch bis Juli die Premiere-Edition ordern, die auf Basis der mittleren N-Connecta für 35.440 Euro zusätzliche Ausstattung und einen kleinen Preisvorteil von 400 Euro bietet.

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