Wer sich den knuffigen Funky Cat anschaut, denkt spontan an eine streunende Katze, die gerne mal um die Häuser zieht. Die Gesichtszüge vieler Väter spiegeln sich in den süßen Kulleraugen. Ein bisschen Mini, eine Prise Beetle und der Fiat 500 durfte auch irgendwie noch mit ran. Insgesamt ein sympathisches Wesen, hinter dem der chinesische Hersteller Ora steckt, der wiederum zu Great Wall Motor (GWM) gehört, einem der größten privaten Autohersteller im Reich der Mitte. Gebaut wird der 4,24 Meter lange Funky Cat in Baoding, südlich von Peking. Und auch wenn sich die Leistungsdaten unterscheiden, teilt sich der fröhlich dreinblickende Chinese seine Elektro-Plattform weitgehend mit dem kommenden Mini Cooper E, der ab Frühjahr 2024 im gleichen Werk vom Band läuft, also ebenfalls einen chinesischen Pass bekommt.
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Bereits Anfang 2023 ließ Ora seinen sympathischen Stubentiger in Deutschland aus dem Käfig. Der aktuelle Leasing-Schnapper von 149 Euro bewirkte genau das, was er sollte: Alleine im August schnellten die Verkäufe auf über 2.000 hoch. Insgesamt stromern nun mehr als 3.000 Funky Cats über unsere Straßen. Sichtbarkeit ist genau das, was der Mini-Stromer braucht.
Etiketten-Tuning
Jetzt schärft Ora seinem Kätzchen noch einmal die Krallen. Mit dem GT folgt in diesen Tagen der wilde Kater unter den Schmusekatzen. Zumindest optisch schaltet der Funky Cat für immerhin fast 50.000 Euro ins Sportprogramm. Ansonsten fällt das neue Modell weitgehend unter das Motto Etiketten-Tuning. Denn leistungsmäßig bleibt es bei den 126 kW / 171 PS, und auch den 63,1 kWh-Akku – gut für eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern – kennen wir bereits aus den bisherigen Versionen. Leider bleibt auch die lahme Ladeleistung von maximal 67 kW, am DC-Schnelllader dauert es lange 48 Minuten, bis sich der Strompegel von 15 auf 80 Prozent erhöht. Lediglich das Setup des Fahrwerks wurde etwas GT-mäßig Richtung Dynamik ausgelegt, was allerdings kaum spürbar ist.
Ora Funky Cat GT
BildergalerieFür ziemlich selbstbewusste 49.490 Euro fahren 18 Zoll-Aluräder im GT-Design mit, dazu ein etwas sportiver gestalteter Stoßfänger sowie ein hinterer Dachspoiler. Im durchweg veganen und penibel verarbeiteten Innenraum hinterlässt der GT seine Visitenkarte an Armaturenbrett und Sitzbezügen, die Liste der serienmäßigen Ausstattung ist abendfüllend. Von elektrisch verstellbaren Sitzen mit Massagefunktion über die 360 Grad-Kamera, die Gesichtserkennung und das prall gefüllte Infotainmentsystem mit zwei 10,25 Zoll großen Displays bis hin zu den digitalen Helferlein, 21 Assistenten führt Ora auf. Inklusive des neuen Querverkehr-Assistenten mit Notbremsfunktion. Auch Apple CarPlay und Android Auto ziehen jetzt kabellos in den Stromer ein.
Sicher in der Spur
Beim Fahren bleibt der Funky Cat ein verspieltes Kätzchen mit ausgeprägtem Jagdinstinkt, das sich exakt so dynamisch fährt wie die bisherigen Versionen. Spontane Leistungsbereitschaft trifft hier mit der Potenz von 250 Newtonmeter Drehmoment auf ein vergleichsweise geringes Gewicht von 1.655 Kilogramm. Da kommt keine Katerstimmung auf. Der Ora beschleunigt, als wäre die Straße mit leckeren Mäuschen gepflastert. Sensibel abgestimmte Regelsysteme halten den GT sicher in der Spur. Federn und Dämpfer folgen einer eher straffen Grundeinstellung, die drei Fahrprogramme Eco, Normal und Sport beeinflussen dabei lediglich das Ansprechverhalten von E-Antrieb und Lenkung. Die passt allerdings weniger zum dynamischen Wesen des Funky Cat. An Zielwasser mangelt es ihr nicht, eher am Gefühl, das sie zum Fahrer zurückspielt.
Wenn wir schon mal kritisieren, stehen im Notizbuch noch die recht kurzen Oberschenkelauflagen der vorderen Sitze oder das hyperaktive Spurhaltesystem, das sich zwar ausschalten lässt, sich aber mit jedem Neustart wieder aktiviert. Auch die ständigen Belehrungen aus dem Off gehen einem irgendwann auf den Zeiger. Mal kurz zum Beifahrer geguckt, schon meckert der digitale Blockwart: "Seien Sie nicht geistesabwesend!" Immerhin soll der Besserwisser über künstliche Intelligenz verfügen und lernfähig sein. Und man kann ihm einen kreativen Namen verpassen. Ob es unbedingt der des eigenen Partners sein sollte, muss jeder selbst entscheiden.