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Fahrbericht VW Polo GTI : Komfort, Karos und Krawall

12.12.2017 10:00 Uhr
Den VW Polo gibt es wieder als GTI.
© Foto: VW

Der Polo GTI gehört seit fast 20 Jahren zum festen Bestandteil der Wolfsburger-Kleinwagenfamilie. Jetzt tritt die neue Generation des kleinen Sportlers an. Und es gibt jetzt sogar ein Schippchen mehr Leistung.

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Von Elfriede Munsch/SP-X

Das Wichtigste zuerst: Der kleine Wolf trägt wieder Karo. Das erwarten die Fans so. Nachdem Ende September die sechste Generation des VW Polo debütierte, schieben die Wolfsburger ab sofort die zumindest zurzeit sportlichste Speerspitze des Kleinwagens nach: den GTI. Mindestens 23.950 Euro müssen Interessenten für den Kauf locker machen können. Im Preis enthalten sind 200 PS, DSG-Getriebe, eine relativ umfangreiche Serienausstattung und natürlich typische GTI-Alleinstellungsmerkmale wie das Karomuster für die Sitze.

Der Polo ist ja der Kleinwagenwelt längst entwachsen und präsentiert sich hinsichtlich Abmessungen, Design und Technologieangebot als eine Art Bonsai-Golf. Begnügte sich der erste Polo GTI noch mit 88 kW / 120 PS, kommt die aktuelle Version fast 20 Jahre später jetzt auf 147 kW / 200 PS. So hochmotorisierte Kleinwagen sind allerdings heute keine Seltenheit. Der Opel Corsa OPC, Mini Cooper S, Peugeot 208 GTi oder der Renault Clio R.S. spielen auch in dieser Liga.

Allerdings wirkt der Polo GTI eine Spur satter und erwachsener als seine Konkurrenten. Was auch an der neuen Motorisierung liegt, denn statt des bisherigen 1,8-Liter-Triebwerks mit 141 kW / 192 PS profitiert der Kleinwagen jetzt vom Zweiliter-Direkteinspritzer aus dem Golf GTI. Der Standardspurt gelingt in 6,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 237 km/h erreicht und maximal 320 Newtonmeter stehen zum Abruf bereit. Soweit die Theorie. In der Praxis breitet sich schon beim Drücken des Startknopfs und leichten Antippen des Gaspedals ein intensives Grinsen im Gesicht des Fahrers aus. Der Sound aus dem Auspufftopf, der auch bei geschlossenen Scheiben ziemlich unvermittelt ins Fahrzeuginnere dringt, zeigt: Dieser GTI will nicht spielen. Das Sechsgang-DSG (der Handschalter ist erst ab Mitte 2018 verfügbar) schaltet direkt und ohne Verzögerungen die Gänge hoch und runter. Zumindest wenn der Sportmodus aktiviert ist, also das GTI-typische Fahren umgesetzt werden soll. Der Sound und die Schaltung stimmen also schon einmal, und auch das Fahrwerk zeigte sich von seiner besten Seite.

Fünf Fahrmodi wählbar

Die Testfahrzeuge verfügten nicht über das serienmäßige Sportfahrwerk, sondern über das konfigurierbare "Sport Select-Fahrwerk". Hier lassen sich die fünf Modi Normal, Sport, Eco, Comfort und Individual anwählen. Der Fahrer kann über die schaltbaren Dämpfer die Dämpfungskennlinie, die Lenkung, die Motorkennlinie und die Getriebesteuerung variieren. Steht alles auf Sport, versprüht der Kleine eine gewisse Giftigkeit. Auf einem kleinen Rennkurs in der Nähe der mallorquinischen Hauptstadt durfte er unter Beweis stellen, dass er mehr kann, als nur schönen Sound zu produzieren.

Zweifellos: Enge Kurven, Lastwechsel, Bremsen und Beschleunigen liegen ihm, ohne dass man das Gefühl hätte, er wäre dabei aus der Ruhe zu bringen oder der Frontantrieb wäre überfordert. Die elektromechanische Lenkung setzt die Lenkbefehle direkt um. Fahrfehler verzeiht der kleine Sportler dank aufwendiger Technik wie zum Beispiel der serienmäßigen Differenzialsperre, die das Traktionsverhalten in schnell gefahrenen Kurven unterstützt. Theorie bleibt dann in der Praxis allerdings der Normverbrauch von 5,9 Litern. Je nach Fahrweise sind bis zu vier Liter mehr drin.


VW Polo GTI (2018)

VW Polo GTI Bildergalerie

Das Leben spielt sich ja selten auf Rennstrecken ab, so dass der Polo GTI noch mit einem weiteren Aspekt punkten kann. Er ist richtig erwachsen geworden. Das immer als Fünftürer ausgelieferte Fahrzeug bietet wie seine "normalen" Brüder gute Platzverhältnisse. Und im dichten Stadt- oder im Pendlerverkehr reicht ohnehin der Eco-Modus. Sind nicht sportaffine Mitreisende an Bord empfiehlt sich auch die Comfort-Einstellung. So entspannt unterwegs lässt sich auch das schöne Interieur genießen. Hier dominieren die GTI-Farben Rot und Schwarz unter anderem fürs Armaturenbrett, für die Kontrastnähte am Lenkrad oder an der Schalthebelverkleidung, dazu gibt es das erwähnte legendäre Karomuster der im Übrigen sehr bequemen und guten Halt gebenden Sportsitze.

Der kleine Karomuster tragende Polo zeigt sich auch beim Außenstyling eher dezent. Das klassische Wabengitter in den Luftöffnungen, der GTI-Schriftzug sowie ein eigenständiger Stoßfänger sind die auffälligsten Insignien. Am Heck sind dunkel getönte LED-Rückleuchten, ein Dachkantenspoiler sowie ein Doppelauspuffendrohr die Hingucker. Genauer hinsehen sollte man auch, falls die auspreispflichtigen LED-Scheinwerfer an Bord sind. Dann zieht sich der rote Streifen in der Mitte des Kühlergrills bis ins Scheinwerfergehäuse.

Viele Optionen für weitere Ausstattung

Wenn auch der Polo GTI ab Werk ordentlich ausgestattet unter anderem mit Kollisionsverhinderer samt Fußgängererkennung, Differenzialsperre, 17-Zöllern und Sportsitzen vom Band läuft, gibt es natürlich noch jede Menge Optionen, mehr Geld auszugeben. Auch für den schnellen Kleinwagen offeriert VW sein umfangreiches Angebot an Assistenzsystemen. Aufpreis kosten neben dem Sport-Select-Fahrwerk auch 18-Zöller, das Active Info Display mit GTI-spezifischer Grafik, ein Schiebedach oder ein 300-Watt-Audiosystem von Beats.

Ob mit 200 PS für den Polo GTI erst einmal Schluss ist? Eine leistungsstärkere Version ist nicht ganz ausgeschlossen. Analog zum Golf GTI könnte VW eine Performance-Variante auflegen, die dann wohl auf 230 PS käme. Und auch eine R-Auflage ist noch nicht vom Tisch. Denn dass im Polo noch mehr steckt, zeigt der gerade vorgestellte Rallyeableger GTI R5 mit 272 PS.

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