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Opel Kombis: Raumwunder, Windsbräute und Racer

13.07.2022 07:00 Uhr | Lesezeit: 8 min
Der Opel Astra Sports Tourer 2022 vereint "jede Menge Style und Raum".
© Foto: autodrom

Sommerzeit ist Kombizeit, das wissen sie bei Opel seit den 1950er Jahren. Ist es heute der neue Astra Sports Tourer, der zeigt, wieviel Familiengepäck sich im schicken Fernwehtransporter verstauen lässt, versuchte es der frühe Olympia noch als frugaler Laster. Dann aber wurden Kombis cool – von Kadett bis Omega.

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Im Sommer 1953 fuhr der Olympia Rekord Caravan "allen voran", zehn Jahre später folgte der "Urlaubs-Camping-Picknick-Transport-Kadett", im Sommer 2022 soll der neu vorgestellte Opel Astra Sports Tourer "jede Menge Style und Raum" vereinen: Opel glaubt zu wissen, was Kombis cool macht. Dafür mussten sich die Laster vom Image des Malocher-Autos befreien und eigene Modetrends setzen. Das hat Opel früher als andere erkannt, wahrscheinlich, weil die Rüsselsheimer als langjährige GM-Tochter dafür nur ins Land der stylischen Woodies und Station Wagons zwischen New York und L.A. schauen mussten: Die Amerikaner hatten bereits Freizeittransporter, als bei Opel im Jahr 1947 gerade die ersten Nachkriegs-Pkw vom Typ Olympia montiert wurden. Autos, die es nur auf Bezugsschein gab, und die Karossiers wie Miesen, Autenrieth und Rappold bald darauf in kleiner Serie zu frugalen Kombis umbauten.


Opel Kombis seit 1950

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Der Anfang

Die frühe Wiederaufbauphase verlangte Nutzfahrzeuge. Opel-Kombis, die Familien glücklich machen, folgten 1953 mit dem Olympia Rekord Caravan. Dessen Premiere bei der Automesse IAA war ein Ereignis nationaler Bedeutung, bei dem Bundeskanzler Konrad Adenauer ebenso zugegen war wie Minister Ludwig Erhard, der sich als Macher des Wirtschaftswunders feiern ließ. Erfolgreicher als Frachter von Borgward, Ford und Volkswagen brachten Opel-Caravan (ab 1963 auch als Kadett) damals das ganze Kombisegment in Fahrt: Mitte der 1960er zeigte schon jeder zweite Kombi auf den Straßen den Blitz im Grill.

Vielseitig und geräumig

"CarAVan" – Autos, die vielseitig und geräumig wie ein Van sind: Dieses Opel-Kunstwort war im allgemeinen Sprachgebrauch jener Jahre ein Synonym für „Kombi“ und das schon vor dem ersten VW Typ 3 Variant von 1962 oder dem Ford 17M Turnier von 1960. Auch Anstreicher und Gemüsehändler kauften weiterhin Opel Caravan, denn es gab sie auch als Lieferwagen ohne hintere Seitenfenster. Aber eigentlich war es der reichliche Einsatz von Chrom bis hin zu optionalen Dachgalerien, dazu eine Prise Luxus via "L"-Ausstattung sowie relativ kräftige Motoren, die die Rüsselsheimer Lademeister zu Trendmobilen der Swinging Sixties transformierten. Zugleich blieben Rekord und Kadett Caravan die großen, verlässlichen Kumpel für Familien, die als Kadett sogar global Karriere machten. Auch die Amerikaner liebten diese kleinen, über Buick-Händler vermarkteten Blitzträger, die es seit 1965 (Kadett B) optional fünftürig gab.

Zu viel Lifestyle

Während Ford mit dem Taunus Turnier 20M Sechszylinder-Lifestyle in die deutsche Kombiklasse brachte, wagte Opel 1970 eine andere Luxusformel: Voyage nannten sich nun die besonders mondän ausgestatteten Mittelklassekombis auf Basis des neuen Modells Ascona. Ausschließlich dreitürig angeboten und mit angeschrägtem Heck vermittelte der Ascona Voyage einen Hauch Shootingbrake-Feeling, das den Amerikanern als "Sport Wagon" verkauft wurde. Vorläufig aber noch zu viel Lifestyle für deutsche Opel-Fans, wie die Verkaufszahlen zeigten. Deshalb verzichtete Rüsselsheim auf die Serienfertigung von Voyage-Versionen des schnellen Sechszylinders Commodore, die nur als Prototyp präsentiert wurden. Erst 1981 schaffte es der finale Commodore C Voyage doch in die Schauräume der Opel-Händler – und scheiterte. Nur 3.440 Käufer präferierten den hessischen Sechszylinder gegenüber den Platzhirschen aus Köln, Göteborg oder Stuttgart.

Mit dem Klassiker zum Erfolg

Ganz anders die Opel-Klassiker unter den Kombis: Der Kadett baute seine Marktführerschaft in der Kompaktklasse aus, zumal es den VW Golf zunächst nicht als Variant gab. Während der Kadett C Caravan 1973 als Weltauto reüssierte und von vielen GM-Konzernmarken gebaut wurde, begann mit dem Kadett D sechs Jahre später die Frontantriebsära. Satte 1.425 Liter Ladevolumen bei 4,20 Meter Länge, das verlieh dem kleinen Opel die Auszeichnung des Lademeisters. Und als der Ford Escort mit Ghia-Chic glänzen wollte, antwortete Opel mit einem feinen Kadett Voyage Berlina.

Auf Rekord-Kurs

Der Kadett E schaffte ab 1984 nochmals einen Karrieresprung. Der Windkanal machte aus dem bis dahin meistverkauften Opel-Typ aller Zeiten (3,7 Millionen Einheiten) einen Aerodynamik-Weltmeister, der überdies mit Abgaskatalysator einem nachhaltigen Fortschritt auf die Sprünge half. Rekord-Geschichte schrieb auch der größere Rekord (D) Caravan, der in den 1970ern den Dieselmotor in die deutsche Kombi-Gesellschaft einführte. 1976 gelang es Opel mit 921.696 Fahrzeugen einen neuen Jahres-Produktionsrekord aufzustellen und der für seine skulpturale Form gefeierte Rekord (D) Caravan hatte daran entscheidenden Anteil. Tatsächlich wirkte dieser Kombi so zeitlos elegant, dass ihm dieser Vorteil eine spätere Karriere als Kultklassiker lange verwehrte. Ein Status, der seinem Rivalen, dem barocken Ford Granada bereits in die Wiege gelegt worden war.

Der Nachfolger: Omega

Damit hatte die finale Rekord-Generation weniger Probleme. Der Rekord E wies den Weg mit angedeuteter Keilform und Stromlinie in die 1980er Jahre und blieb trotz immer zahlreicherer Konkurrenten der erfolgreichste Vierzylinder-Kombi seiner Klasse. Groß war die Trauer unter Opel-Fans, als der Rekord im August 1986 abtrat und das gut bestellte Feld seinem Nachfolger Omega überließ. Ein pfiffiger Praktiker im XL-Format, der leider nicht perfekt war. Bis zum Schluss kämpfte der optional von starken Sechszylindern befeuerte Omega gegen eine nachlässige Verarbeitungsqualität, die sich erst mit dem 1993 aufgelegten Omega B besserte. Zum Absatz-Bestseller brachte es der letzte Opel-Kombi in der oberen Mittelklasse aber dennoch – und zu einer Sensation. Mit 228 kW / 310 PS starkem 5,7-Liter-V8-Benziner konnte sich die seriennahe Studie Omega V8.com im Jahr 1999 mit den schnellsten BMW Touring und Mercedes T-Modellen messen.

Frischer Wind

Dann die Enttäuschung für die Enthusiasten: Opel blies den V8-Serienstart ab, und der Omega überließ 2003 das Feld dem kleineren Vectra. Dieser überbrückte als pragmatischer Laderiese sechs Jahre, bis 2009 der Insignia eine Zeitenwende indizierte. Sports Tourer statt Caravan hießen die Opel-Kombis nun, übrigens auch beim Astra. Ladelust mit reichlich Lifestyle, dafür sollte das frische Signet stehen. Deshalb gab es raffinierte Laderaumorganizer, preisgekrönte Sitze und adaptive Fahrwerke, die sonst in teuren Premiummodellen zu finden waren. Aber auch Kombis für die Rennpiste, OPC genannt. Ab 2002 sorgte bereits der 240 km/h flotte Astra Caravan OPC als damals schnellster Kompaktkombi für überraschte Gesichter. Dann erkämpfte der Insignia OPC die Pole Position des athletischsten Breitensportlers ohne Premiumanspruch. Heiße 239 kW / 325 PS machten diesen Sports Tourer als ersten Opel-Serienkombi 250 km/h schnell und auch bei Sprintduellen hatten Touring, Avant und T-Modelle einen neuen Rivalen.

Lust auf Laster

Bis heute halten die erwähnten praktischen und technologischen Qualitäten die Lust auf die Laster der inzwischen zum Stellantis-Konzern zählenden Rüsselsheimer Marke frisch. So gibt es den neuen Astra Sports Tourer als Plug-in-Hybrid und eine vollelektrische Version folgt, schließlich müssen die Kombis auch den anhaltenden SUV-Trend kontern.

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