Der VW Passat ist eines der beliebtesten Autos in den Fuhrparks – vor allem in den deutschen. Aber auch im europäischen Ausland bildet er seit Jahren die Brücke zwischen "Brot-und-Butter" und Premium. Der neue VW Passat, der ab Frühjahr 2024 ausschließlich als Kombi zu haben sein wird, soll ebenfalls mehr in Richtung Premium gehen. Das scheint bei fast allen Herstellern das neue Mantra zu sein.
VW Passat Variant 2024 ab 39.999 Euro
Immerhin: Bei allem selbst auferlegten Premiumanspruch steigt der Preis lediglich um 1.150 Euro und landet bei rund 40.000 Euro brutto. Außer dem Mehr an Geld, das VW haben möchte, geben die Wolfsburger mehr Ausstattung, sodass er ausstattungsbereinigt nicht teurer sein soll. Vier Ausstattungslinien wird es geben: Passat, Business, Elegance und R-Line lauten die Bezeichnungen. Die Namen spiegeln sicherlich sehr gut wider, was man darunter verstehen muss.
Fangen wir draußen an. Und das Gute zuerst: Jeder, der den VW Passat kennt, wird auch den neuen erkennen. Die DNA ist unmissverständlich VW Passat, auch wenn der neue um zwei Zentimeter breiter wird und in der Länge um 14 Zentimeter auf fast 4,92 Meter wächst. Länge hilft generell, um Automobile schön „zeichnen“ zu können. Auch VW hat das geschafft und wahrscheinlich wieder ein Design ins Karosseriekleid modelliert, das weder begeistert noch abschreckt und sicherlich auch in zehn Jahren noch ansehnlich wirkt. So sieht auch der "alte" Passat längst nicht alt aus.
Dennoch wirkt der Neue deutlich moderner, was sich nicht nur im (für einen Kombi) sehr guten CW-Wert von 0,25 widerspiegelt (zuvor lautete dieser 0,31). Schmalere Scheinwerfer und mächtigere Frontschürze mit vertikalen Lufteinlässen an den Seiten liegen derzeit bei fast allen Herstellern im Trend. Wer den neuen Passat in der sportlichen R-Line-Ausstattungslinie wählt, bekommt die Frontschürze mit quadratischen Lufteinlässen in Hochglanz-Schwarz (weißer Passat in der Galerie); wer die Standard-Versionen (Elegance, der grüne Passat) bevorzugt, erhält horizontale Zierelemente, die teils mit Chrom-Imitat versehen sind und den Wagen noch breiter wirken lassen sollen. Verstärkt wird die Breitenwirkung mittels fast durchgängiger, schmaler LED-Leiste, die eine grimmig dreinschauende Front bewirkt. Das VW-Logo ist beim neuen Passat noch nicht beleuchtet – das Gimmick wird aber demnächst bei einem anderen VW-Modell in Serie gehen. Die Scheinwerfer strahlen stets mit Dioden-Technik und auf Wunsch sogar mit HD-Matrix-Kraft inklusive fulminantem Lichtteppich, wie wir es beim Audi A8 kennenlernten.
VW Passat (2024)
BildergalerieVom Längenplus werden fünf Zentimeter an den Radstand spendiert. Das nimmt der Betrachter in der Seitenansicht sogar wahr. Der neue VW Passat ist lang, gestreckt und steht souverän auf den 16 bis 19 Zoll großen Rädern (auf den Fotos stets mit 18 Zoll). In der Heckansicht hat VW auch alles getan, um Breitenwirkung zu erzielen. Das Leuchtband ist auch beim Passat durchgehend. Beim R-Line wird es durch einen durchgängigen Reflektor in der Heckschürze untermalt, bei den „zivileren“ Versionen sind pro Seite kleinere Reflektoren installiert.
So, Heckklappe auf. Was ist dahinter passiert? Gleich vorweg: Trotz des immensen Größenwachstums hat der Passat lediglich 40 Liter Kofferraumvolumen hinzugewonnen. 690 Liter geben die Wolfsburger für den neuen VW Passat an, mit an Bord sind Befestigungsösen und auf Wunsch diverse Gepäck-Regulierer – also keine wirklichen News an dieser Stelle. Wer alles umklappt und dachhoch belädt, erntet 1.920 Liter (plus 140 Liter). Laut den VW-Entwicklern ist jedoch vor allem das Platzangebot auf der Rückbank gewachsen. Da jedoch wohl niemand beim aktuellen Modell über Mangel an Knie- oder Kopffreiheit geklagt hat, war das vielleicht vergebene Liebesmüh. Die Fahrzeughöhe bleibt unangetastet bei knapp 1,51 Meter.
Wie zu erwarten, lässt es sich in der zweiten Reihe sehr kommod sitzen, etwa so, wie im aktuellen Skoda Superb, der rund sechs Zentimeter kürzer ist. Der neue Superb, der ebenfalls im Frühjahr 2024 startet, grätscht auch über die 4,90-Marke.
Gerade im Flottenalltag wird auch der VW Passat 2024 vorwiegend allein gefahren. Darum hat VW sich angestrengt, an dieser Stelle im Fahrzeug alles richtig zu machen. MIB4 nennen die Niedersachsen das neue Infotainmentsystem, beziehungsweise dessen Architektur. Slider gibt es noch, die sind aber endlich beleuchtet. Ändert nichts an der nicht idealen Bedienung und nichts an den deutlich sichtbaren Fingerabdrücken, denn VW hat es mit dem schwarzen Klavierlack mal wieder übertrieben, der zudem Staubpartikel magnetisch anzieht und Reflektionen erzeugt. Über den Slidern für Temperatur und Lautstärke befindet sich der neue, stets 12,9 Zoll große Bildschirm. Die Menüstruktur dahinter ist weniger verspielt im Design und wirkt beim ersten Ausprobieren logischer, doch das muss der Alltagstest erst zeigen.
Der durchaus gut bedienbare kleine Gangwahl-Knubbel aus VW Golf und Co. hat es nicht in den Passat geschafft. Dafür prangt jetzt etwas klobig an der „eigentlichen“ Scheibenwischerposition das Bedienelement zum Einlegen der Fahrstufen. Schön sieht anders aus, die Bedienung ist okay. Die Scheibenwischeraktivierung ist in den Blinkerhebel gewandert, der nun etwas funktionsüberfrachtet ist. Die Materialien und die Verarbeitung sind selbstverständlich tadellos, das war bislang so und ist in der Preisklasse Standard. Ob nun der Passat etwas besser, edler oder akkurater wirkt als andere Mittelklassefahrzeuge in dem Preisgefüge bleibt persönliches Empfinden. Fast vergessen: Der Beifahrer hat nun vor sich eine von hinten illuminierte Armaturentafel, die auch tagsüber beleuchtet ist. Vielleicht ist dieses Detail auch deaktivierbar – oder man erfreut sich einfach daran, ob man will oder nicht. Diese Lichtspiele finden sich auch in den oberen Türtafeln.
Viel wichtiger sind die neuen Sitze. AGR-Zertifizierung gibt es wieder, und zwar bei allen bis auf das Basisgestühl. Damit ist eine vielfältige Einstellmöglichkeit gewährleistet, die Grundvoraussetzung ist, den Sitz an den eigenen Körper anzupassen. Die Lenksäule dürfte indes horizontal weiter verstellbar sein, Langbeiner finden eventuell nicht immer einen idealen Anschluss zum Volant.
Sofern es die Car-Policy zulässt, ist der Plug-in-Hybrid für viele Dienstwagenfahrer das Nonplusultra – der Versteuerung wegen. Und VW stattet den neuen e-Hybrid, wie er in WOB genannt wird, mit einer größeren Batterie aus. 19,7 kWh netto bedeuten fast eine Verdopplung der Kapazität (zuvor 10,6 kWh) und soll für 100 E-Kilometer reichen. Der Akku ist bei den zwei Plug-in-Versionen identisch. Der Kleine leistet in Gänze 204 PS, der Stärkere 272 PS. Beide haben nach wie vor ein Sechsgang-DSG an Bord – da hat man mindestens einen Gang mehr erhofft. Neu ist auch der Verbrenner. Der 1,4-Liter-TSI gehörte zwar schon lange zum alten Eisen, wird aber bei den Phev-Versionen im Volkswagen-Konzern noch immer eingesetzt. Jetzt kommt frischer Wind in Form des 1.5 TSI. Der ist nicht nur laufruhiger – zumindest bei den reinen Benzinversionen ist das so – er ist auch sparsamer. 1.000 Kilometer Gesamtreichweite gibt VW für den e-Hybrid an. Der Benzintank beträgt dennoch nur 45 Liter. Damit der Akku auch mal unterwegs flugs geladen werden kann, ist der Teil-Stromer mit einem dreiphasigen Onboard-Lader ausgestattet (11 kW). Und wer es noch eiliger hat, kann mit bis zu 50 kW sogar an den DC-Lader – bei beiden Varianten.
Bei den Benzinern geht es ab Frühjahr 2024 folgendermaßen weiter: 2.0 TSI mit 4Motion-Allrad und 265 PS, gefolgt vom 2.0 TSI mit Frontantrieb und 204 PS. Der bekannte e-TSI (48-Volt-Hybrid) mit 150 PS (1,5 Liter) schafft es auch in den Passat. Und auch die Dieselfraktion wird beglückt. Den Einstieg macht eine 122-PS-Version, darüber rangiert der klassische 150er und der Top-Diesel wurde auf 193 PS gestutzt (zuletzt 200 PS). Er hat serienmäßig – und als einziger TDI – einen Allradantrieb an Bord. Alle Passat haben DSG an Bord, die "Verbrenner" das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Komplett neu ist das Fahrwerk. Und VW hebt besonders das Adaptiv-System hervor, das bei VW seit jeher DCC (Dynamic Chassis Control) genannt wird. Jetzt bekommt es den Zusatz "Pro" und soll die Spreizung zwischen "Komfort" und "Sport" deutlich besser hinbekommen als bislang. Ermöglichen sollen das die neuen Dämpfer, wie uns Stefan Kukla erzählte. Er ist einer der Ingenieure, die vor rund viereinhalb Jahren begonnen haben, das neue Fahrwerk zu entwickeln. Fünf Versionen gibt es im neuen Passat, die speziell für die Belange eines Fronttriebler, eines Allrad-Modells und auch auf das Mehrgewicht des Plug-in-Hybriden sowie die sportiveren Eigenschaften einer R-Line abgestimmt sind. Immer nach der Prämisse: Stets so komfortabel wie möglich und so straff wie nötig, greift der Fahrdynamik-Manager ins DCC Pro ein und passt selbst in der Komfortstellung das Fahrwerk in Notsituationen und bei Autobahn-Schnellfahrt an die Fahrsituation an, um die Sicherheit zu erhöhen. Das neue Fahrwerk wurde komplett bei VW entwickelt und wird vom japanischen Spezialisten KYB hergestellt.
Den VW Passat gibt es seit ziemlich genau 50 Jahren. Anfangs war er, vor allem die Kombiversion (Variant), das Fahrzeug für Handwerker, Bauern und andere Männer, die im Berufsalltag anpacken mussten. Über die Jahre mauserte sich der Passat aber zum veritablen Begleiter für "Handelsreisende", oder einfacher: Vertriebler. Sparsame Motoren, gutes Raumangebot und vernünftiger Komfort lauteten einige Merkmale. Einen fairen Preis gab es außerdem.
Jetzt hat VW rund 30 Millionen Passat verkauft, weltweit. Wobei weltweit etwas hochtrabend klingt. Denn in den USA und in China, den beiden anderen großen Märkten von VW, gibt es "unseren" Passat nicht – auch der neue VW Passat wird dort nicht in jener Version angeboten werden, wie wir ihn Mitte August erstmals sehen durften, und wie er im Herbst 2023 bestellbar sein wird.