Moderne Diesel-Pkw sind häufig nur im Labor richtig sauber. Bei einem Test der Umweltorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) sowie des ADAC versagten zahlreiche Modelle, sobald die Prüfprozedur von den Normvorgaben abwich. Von 32 Kandidaten überzeugten im realitätsnäheren Verfahren nur zehn mit sauberem Abgas.
Im aktuell bei der Zulassung neuer Fahrzeugtypen maßgeblichen NEFZ-Test schnitten alle Diesel-Pkw noch gut ab, lagen bei den Stickoxidemissionen unterhalb des Grenzwerts von 80 Milligramm pro Kilometer. Im realistischeren WLTP-Test hingegen fielen 22 Modelle durch. Das neue Verfahren soll ab 2017 in Europa schrittweise eingeführt werden und den NEFZ-Test ersetzen. Die Grenzwerte für Schadstoffe ändern sich dadurch nicht, lediglich die Art und Weise wie die Emissionen ermittelt werden, ist anders - allerdings nicht fundamental.
Die starken Abweichungen im Test verwundern deshalb: Die Pkw von Volvo lagen 15-fach über dem Grenzwert, Renault-Modelle überschritten ihn neunfach und Hyundai-Pkw siebenfach. Modelle von Audi erzielten das Dreifache des Grenzwerts, Opel-Fahrzeuge waren kaum besser. Die Pkw von Mercedes verfehlten den Grenzwert nur knapp, BMW erreichte mit allen getesteten Modellen die Vorgaben. Allerdings ist das Gesamtergebnis nicht unbedingt repräsentativ, da einige Marken innerhalb des Kandidatenfelds über- und andere unterrepräsentiert waren und insgesamt nur 32 getestete Fahrzeuge statistisch eher eine Stichprobe sind.
Der Verdacht liege in einigen Fällen nahe, so die Studie, dass die Abgasreinigungstechnik der Fahrzeuge für den Zulassungstest optimiert worden sei. Und dass sie unter realistischeren Bedingungen die Stickoxidemissionen weit weniger senke. Für die Annahme, dass die Hersteller lediglich das gesetzlich Vorgeschriebene erfüllen, nicht aber saubere Autos bauen wollen, spricht auch, dass die Real-Emissionen von Diesel-Autos in den USA offenbar deutlich niedriger sind. Und das, obwohl dort noch einmal strengere Grenzwerte und realistischere Testverfahren gelten. Ein möglicher Grund: In den USA werden die von den Herstellern angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte von staatlicher Stelle kontrolliert. In Europa ist eine derartige Kontrolle nicht vorgesehen. (sp-x)