Als Konsequenz aus dem Abgas-Skandal bei Volkswagen will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt schärfere Prüfungen für alle großen Autohersteller durchsetzen. "Offenlegung der Motorensoftware und staatliche Prüfstände zur Nachkontrolle werden Teile eines umfassenden Maßnahmenpakets sein", sagte der CSU-Politiker am Sonntag in Berlin und bestätigte damit im Grundsatz einen Bericht der "Bild am Sonntag".
Alle großen Autohersteller müssen nach Angaben der Zeitung künftig dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ihre Motorsoftware offenlegen. Außerdem sollen die Prüfer von TÜV und Dekra, die die Abgaswerte bei den Autoherstellern messen, nach Informationen des Blattes künftig regelmäßig ausgetauscht werden. Zusätzlich sollen staatliche Prüfstände zu Nachkontrollen genutzt werden, wie erste Ergebnisse der von Dobrindt eingesetzten Untersuchungskommission ergeben hätten.
Das Ministerium bestätigte, dass die Kommission ein Maßnahmenpaket im Zusammenhang mit zukünftigen Zulassungsverfahren erarbeite. Zu den weiteren Details wollte ein Sprecher nicht Stellung nehmen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte die Ankündigungen scharf. Dobrindt und die Bundesregierung seien an einer wirklichen Aufklärung des Abgas-Skandals und einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Bürger nicht interessiert, sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg einer Mitteilung zufolge.
VW hatte mit Hilfe einer Software Abgastests bei Millionen Dieselfahrzeugen manipuliert. Allein in Deutschland hat das KBA für insgesamt 2,4 Millionen Wagen einen Rückruf angeordnet, der Anfang 2016 beginnen soll. Laut dem Bericht werden die technischen Lösungen für den Rückruf vom KBA positiv bewertet. Die Behörde war zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen.
Lob für VW
Der Präsident des Automobilverbands VDA, Matthias Wissmann, lobte VW. "Mein Eindruck ist, dass die neue VW-Führung jetzt alle technischen Fragen konsequent klärt und harte Konsequenzen aus den Abgasmanipulationen zieht", sagte Wissmann dem "Tagesspiegel" (Montag). Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses des Bundestags, Renate Künast (Grüne), forderte von VW-Vertretern vor einem Auftritt in dem Gremium an diesem Mittwoch: "Es ist endlich eine klare Ansage notwendig, was VW von sich aus im Wege der Kulanz anbietet."
VW-Markenchef Herbert Diess sieht indes eine "Trendwende" kurz bevor. "In Europa können wir die Trendwende bald schaffen, in den USA wird es nicht so schnell gehen", sagte Diess in der neuen Mitarbeiterzeitung "Inside VW". "Weltweit stehen wir mit begehrenswerten Modellen gut da, wir werden in einigen Regionen mit konjunkturellem Aufwind wieder ins Wachstum kommen." VW setze künftig zudem stark auf Elektrofahrzeuge.
Medienberichten zufolge streicht VW bei der Kernmarke Bauteile, um Kosten zu sparen. Das hat Folgen für Zulieferer, aber auch für Handel sowie für Kunden, die künftig stärker zum Kauf von Ausstattungspaketen bewogen werden sollen. Mit einem neuen E-Bike sowie einer Art dreirädrigem Skateboard mit Lenkstange zielt Europas größter Autobauer zudem auf jüngere Kunden. Ein VW-Sprecher bestätigte den Bericht. (dpa)