Die Stimmung im deutschen Kfz-Gewerbe ist momentan teilweise gedämpft, zeigt das aktuelle Branchenbarometer der Berner Group. Über 1.350 europäische Einkaufsverantwortliche wurden befragt, wie sie die Geschäftslage im Heimatmarkt für das kommende halbe Jahr einschätzen.
So befürchtet laut Umfrage hierzulande fast jeder Betrieb (24 Prozent), dass das Werkstattgeschäft 2022 "Schlechter" oder "viel schlechter" anläuft als im Vorjahr. Auffällig sei, dass die Skepsis in den vergangenen Monaten aufgrund der Störung der globalen Lieferketten, des sich verstärkenden Chipmangels oder der Starke Einbruch der Neuzulassungen verstärkt hat, erklärt Florian Sommer, zuständiger Leiter des Mobility-Segments bei der Berner Group.
Die Menschen arbeiten zunehmend im Homeoffice und sind seltener unterwegs. "Das bremst das Werkstattgeschäft ebenfalls, weil sich die Kilometerleistung der Autos dadurch natürlich insgesamt erheblich reduziert", so Sommer. Diese Entwicklung sei schon aus anderen Märkten, wie beispielsweise Österreich, bekannt.
Bessere Stimmung im Nutzfahrzeugbereich
Positiver sei dagegen die Prognose im Nutzfahrzeugbereich. Hier erwarten laut Berner 26 Prozent der befragten Werkstätten auf deutlich höhere Umsätze, etwas über die Hälfte (53 Prozent) gehen von einer stabilen Geschäftsentwicklung aus. Das freundlichere Stimmungsbild hänge mit der zunehmenden Laufleistung bei Transportern und schweren Lastwagen zusammen, erläutert Sommer. "Damit einher geht ein zunehmender Wartungs-, Service- oder Reparaturaufwand, von dem Werkstätten profitieren. Daneben waren gerade bei schweren Nutzfahrzeugen die Zulassungszahlen in 2021 deutlich stabiler als im Pkw-Segment."
Mehr Optimismus in Italien und Frankreich
Während die Stimmung in Österreich mit der in Deutschland vergleichbar ist, überwiegt in anderen europäischen Ländern der Optimismus. So sind 60 Prozent der italienischen Pkw-Betriebe davon überzeugt, ein stärkeres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum zu erzielen, erklärt Sommer. Nur acht Prozent rechnen dort mit weniger Arbeit.
Auch in Frankreich hält laut Umfrage jeder dritte Betrieb (33 Prozent) ein Plus im Pkw-Segment für möglich, im Nfz-Bereich sind 25 Prozent derselben Meinung. Nur zehn Prozent der befragten Kfz-Profis spekulieren mit leereren Auftragsbüchern als im Vorjahr.
Der Optimismus in den beiden Ländern resultiere auch aufgrund höherer Impfquoten. In Italien und Frankreich sei man schon weiter, mit dem Virus im Alltag umzugehen. Für zusätzlichen Rückenwind in den Betrieben sorgen zudem wachsende Laufleistungen bei Fahrzeugen oder steigende Neuzulassungen, so Sommer. "Die gute Stimmung spiegelt sich auch in dem wider, was unsere Außendienstmitarbeiter von unseren eigenen Kunden hören."