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Best Practice: Mehr Sicherheit auf den Straßen

22.03.2018 11:00 Uhr
Autohaus Engelbart
Im Juni 2017 eröffnet, ist der ­Delmenhorster Standort von Autohaus Engelbart technisch auf dem aktuellsten Stand.
© Foto: Armin Wutzer

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Mit einem leisen, kaum vernehmbaren Ächzen der vorderen Stoßdämpfer rollt der anthrazitfarbene Mazda 6 in die kleine Vertiefung zwischen den beiden Rollen des Bremsprüfstands. Einen Moment später beginnen die Walzen sich zu drehen und der Gummi der Reifen quietscht für einen kurzen Moment harmlos auf. Im Anzeige- und Schaltschrank an der grau gestrichenen Wand am anderen Ende der Direktannahme-Halle beginnen währenddessen zwei Zeiger auszuschlagen und Kontrollleuchten bunt zu blinken. Karl-Heinz Duch, Aftersales-Leiter am Delmenhorster Mazda-Standort des Autohauses Engelbart, nickt schließlich und blickt vom Kontrollkasten aus hinüber zum Auto. Darin sitzt Harald Schneider, Geschäftsführer des Bremsprüfstandherstellers AHS Prüftechnik. Auch er nickt.

Die Bremsprüfanlage hat ihren Test bestanden. Seit der Eröffnung des Autohauses im Juni 2017 ist sie bereits in Betrieb. "Obwohl der nächste TÜV-Prüfstand nur rund einen Kilometer entfernt ist, haben wir uns ganz bewusst entschieden, am neuen Standort die Voraussetzungen für die HU zu schaffen", sagt Duch. Das hat mehrere Gründe. So rechnet das Unternehmen beispielsweise langfristig mit einem starken Zuwachs an Hauptuntersuchungen (HU), weil sich das neue Autohaus zunehmend in der Gegend etabliere. Darüber hinaus sei generell zu beobachten, dass immer mehr Autofahrer die Hauptuntersuchung in der Werkstatt erledigen lassen wollen. Trotz der kurzen Distanz werde es deshalb schnell zu aufwendig, die Fahrzeuge von Mitarbeitern für jede HU zum Prüfstützpunkt fahren zu lassen. "Manche Kunden sehen es zudem nicht gern, wenn ihr Auto in der Gegend herumgefahren wird", sagt Harald Schneider.

Bremsprüfstand als Verkaufshilfe

Daneben dient der Bremsprüfstand auch der Qualitätssicherung. Erneuern die Mechaniker beispielsweise in der Werkstatt die Bremsen, können sie objektiv prüfen, ob sie ordnungsgemäß funktionieren. Dass es überhaupt erst zum Reparaturauftrag kommt, ist häufig ebenfalls dem Prüfstand zu verdanken. Denn dieser fungiert auch als Argumentationshilfe gegenüber den Kunden. Der Grund: Viele Autofahrer bemerken es nicht, wenn ihr Fahrzeug im täglichen Gebrauch schleichend an Bremskraft verliert. So mancher schlägt entsprechende Hinweise der Servicemitarbeiter daher erst einmal in den Wind. Können diese allerdings anhand eines Prüfprotokolls belegen, dass beispielsweise die linke Bremse um 40 Prozent schwächer ist als die Rechte, sei die Bereitschaft, die notwendigen Reparaturen zu beauftragen wesentlich höher, weiß Duch aus Erfahrung. "Die Kunden glauben meist nur, was sie schwarz auf weiß sehen", sagt er. Der objektive Nachweis von Problemen am Prüfstand führe darum letztlich zu mehr Sicherheit auf den Straßen und mehr Umsatz im Autohaus.

Dadurch dürften sich auch die Kosten des "AHS Multiflex 06 Easy" Prüfstands schnell amortisieren. Dieser hat inklusive Einbau, Stückprüfung und DAkkS-Kalibrierung 7.000 Euro gekostet, entspricht den Anforderungen der Bremsprüfstandsrichtlinie von 2011 und verfügt unter anderem über zwei 4,6 Kilowatt starke Motoren, eine Asanetwork-Livestream-Schnittstelle sowie eine automatische Allraderkennung.

Prüfstände sollten nachrüstbar sein

Über die Asanetwork-Schnittstelle können etwa die Prüfer vom TÜV, der beim Bau mit eingebunden war, Daten während des Prüfvorgangs in Echtzeit auslesen. "Mit dem Prüfstand erfüllen wir die aktuellen gesetzlichen Grundbedingungen und können bei Bedarf jederzeit nachrüsten", sagt Duch. Es ist zum Beispiel nicht völlig ausgeschlossen, dass in sämtliche Bremsprüfstände

irgendwann eine Waage oder eine Prüfsoftware integriert werden muss. In anderen Ländern der EU ist das zum Teil bereits vorgeschrieben. Die Voraussetzungen dafür sind nun auch in der Delmenhorster Niederlassung von Autohaus Engelbart vorhanden. Damit ist auch bei neuen gesetzlichen Vorgaben kein vollständiger Austausch der Hardware nötig. "Die Übergangsfrist für die Richtlinie von 2011 läuft zwar noch bis Ende 2019, über weitere neue Regelungen wird an einigen Stellen aber schon diskutiert, wir wissen aber selber noch nicht, wo die Reise hingeht", sagt AHS-Geschäftsführerin Janna Schneider. Die Betriebe müssten sich darauf jedoch mittel- bis langfristig einstellen.

Doch das ist aktuell noch Zukunftsmusik. Viele Autohäuser und Werkstätten müssen ihre Werkstattinfrastruktur erst noch für die aktuelle, ab übernächstem Jahr gültige Richtlinie fit machen. Die Zeit dafür wird langsam knapp. "Wer bis Anfang 2020 einen neuen Bremsprüfstand benötigt, sollte am besten bereits jetzt auf uns zukommen", rät Janna Schneider. Da viele Betriebe jedoch nach wie vor zögern, befürchtet AHS kurz vor Fristende noch einen starken Anstieg der Nachfrage. Obwohl sich darauf sämtliche Unternehmen der Branche einstellen und beispielsweise Personal aufbauen sowie Arbeitszeiten verlängern, sind deutlich erhöhte Lieferzeiten zu erwarten.

AHS Prüftechnik erwartet deshalb, dass etliche Werkstätten bis Anfang 2020 keinen HU-konformen Prüfstand haben werden. Kundenfahrzeuge müssen dann für die HU in die Prüfstützpunkte gefahren werden. Das bindet Mitarbeiter und kann Zusatzkosten verursachen. Im Autohaus Engelbart jedoch wird das wohl kein Thema werden.

Kurzfassung

Viele Kunden beauftragen Reparaturen erst dann, wenn sie einen unabhängigen Nachweis haben, dass sie nötig ist. Den kann der Bremsprüfstand liefern. Er erspart den Mitarbeitern bei der HU zudem die Fahrt zum Prüfstützpunkt und hilft bei der Qualitätssicherung nach Reparaturen.

Autohaus Engelbart

Standorte: Sechs (Delmenhorst, Oldenburg, Schortens und seit 02.01. Bremen)Marken: Toyota, Lexus, Kia (seit 2014) und Mazda (seit 2016)Mitarbeiter: 120; davon zehn am Mazda-Standort in DelmenhorstAbsatzziel 2018: 2.200 Neuwagen, 1.800 Gebrauchtwagen; davon 220 Neuwagen und 120 Gebrauchtwagen am Mazda-Standort in Delmenhorst

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