Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler drosselt sein Tempo beim Börsengang. Hintergrund ist das schwierige Umfeld nach dem VW-Abgas-Skandal. Die ersten Aktien sollen nun erst von diesem Freitag an frei handelbar sein, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ursprünglich hatte Schaeffler schon den Montag als ersten Handelstag ins Auge gefasst.
Zudem will der Wälz- und Kugellagerhersteller nicht das gesamte 166 Millionen Stück umfassende Aktienpaket auf einmal an die Börse bringen. Ein Teil solle erst im nächsten Frühjahr oder Frühsommer platziert werden - bei dann hoffentlich besserem Börsenumfeld. Damit gelangten dann statt der geplanten 25 Prozent zunächst nur elf Prozent der Schaeffler-Aktien in Streubesitz.
Zugleich zwingt die Talfahrt der Börse nach dem VW-Skandal das Unternehmen zu Zugeständnissen beim Ausgabepreis, hieß es in informierten Kreisen. Die Preisspanne für die zunächst 75 Millionen Aktien liegt bei 12 bis 14 Euro - und damit dem Vernehmen nach unter den Erwartungen. Schaeffler will bei seinem nun für Freitag geplanten Börsengang bis zu 1,05 Milliarden Euro einnehmen.
In einer Art Salamitaktik will dabei die Schaeffler-Familienholding zunächst nur 9 Millionen statt der geplanten 100 Millionen Aktien an die Börse bringen; sie behält sich aber vor, demnächst weitere 24,2 Millionen Papiere zu platzieren. Die übrigen Schaeffler-Vorzugaktien sollen nach einer marktüblichen Sperrfrist auf den Markt kommen. Im Fall der Schaeffler AG sollen dagegen am Freitag alle 66 Millionen Aktien an der Börse platziert werden.
"Diese Vorgehensweise erlaubt uns, das an die Börse gebrachte Volumen kleiner zu machen, und trotzdem die Aktien der Schaeffler AG in vollem Umfang an die Börse zu bringen", sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld der Deutschen Presse-Agentur. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang will Schaeffler vor allem seine Schulden abbauen.
Rosenfeld begründete den gedrosselten Börsengang mit den Reaktionen großer US-amerikanischer und europäischer Investoren. "Angesichts des derzeitigen Börsenumfelds fiel der Discount größer aus als ursprünglich erwartet. Wir haben daher die Struktur angepasst und werden die Transaktion nun in Schritten durchführen".
Das Unternehmen hatte sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit der Beteiligung am Konkurrenten Continental finanziell übernommen. Danach ächzte das Unternehmen unter hohen Schulden. Doch dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand Rosenfeld gelang es, die Finanzen neu zu ordnen und alte Schulden zu besseren Konditionen abzulösen.
Die Mitglieder der Familie Schaeffler sind nach einer Analyse des Wirtschaftsmagazin "Bilanz" derzeit die reichsten Deutschen. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und ihr Sohn Georg sollen demnach ein Vermögen von 25 Milliarden Euro besitzen. (dpa)