Trotz deutlich rückläufiger Erlöse ist die Boysen Gruppe mit dem Geschäftsjahr 2024 zufrieden. "Die Großkrise innerhalb der deutschen Automobilindustrie hat uns zwar nicht verschont. Am Ende überwiegt jedoch, dass wir in desaströsen Zeiten ein herausragendes Ergebnis erzielt haben", erklärte Geschäftsführer Rolf Geisel in Altensteig (Baden-Württemberg). Man sei für die für die Zukunft sowohl im Kerngeschäft Abgastechnik als auch im Neugeschäft mit Batteriegehäusen für Elektrofahrzeuge solide aufgestellt.
2024 hatte Boysen einen Umsatz von 2,64 Milliarden Euro erzielt – gut ein Fünftel weniger als im Jahr davor. Dennoch habe die Gruppe ihr geplantes Ergebnis "vollumfänglich erreicht", betonte Geisel. Genaue Zahlen dazu nennt das Stiftungsunternehmen traditionsgemäß nicht.
Den erstmaligen deutlichen Umsatzrückgang in seiner fast 40-jährigen Ära als Boysen-Chef hatte Geisel bereits vor einem Jahr vorhergesagt und dabei einen massiven Preisverfall bei den Edelmetallen prognostiziert, die die Firma in ihren Katalysatoren zur Abgasreinigung einsetzt. "In Summe sind es rund 450 Millionen Euro, die uns der Preisverfall in den Jahren 2023 und 2024 beim Umsatz gekostet hat", sagte der Manager.
"Wirtschaftsstandort Deutschland nicht mehr zukunftsfähig"
Nicht absehbar sei hingegen die große Absatzflaute im Mobilitätssektor gewesen, die vor allem die Automobil- und Exportnation Deutschland stark getroffen habe, so Geisel. "Auch wir mussten bei bestehenden Aufträgen teils beträchtliche Abrufrückgänge hinnehmen. Dies wiederum konnten wir mit herausragenden Ergebnissen unserer Produktionswerke in China sowie in den USA weitgehend kompensieren." Und weiter: "2024 hat sich einmal mehr gezeigt, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland unter den bestehenden Vorgaben nicht mehr zukunftsfähig ist. Um es klar auf den Punkt zu bringen: Unsere Mitarbeiter im Ausland sichern die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter in unserem Heimatmarkt Deutschland." Boysen beschäftigt derzeit weltweit 5.300 Menschen, etwas mehr als vor einem Jahr.
Rekordinvestitionen von 220 Millionen Euro
Bei den Investitionen verzeichnete Boysen im vergangenen Jahr mit 220 Millionen Euro einen neuen Rekordwert. Geisel: "Während wir hier in früheren Jahren bei durchschnittlich 100 Millionen Euro lagen, sprechen wir zwischen 2023 und 2025 von weit über 500 Millionen Euro, die in die Zukunftssicherung der Boysen Gruppe und ihrer Arbeitsplätze fließen." Weite Teile der Investitionen flossen in den Aufbau des Neugeschäfts mit Batteriegehäusen für E-Autos. Die Produktionswerke in Nagold und im ungarischen Nyíregyháza sind fertiggestellt und sollen in diesem Jahr planmäßig in den Hochlauf der Batteriegehäuse-Produktion für die Kunden Mercedes-AMG und BMW starten.
In der klassischen Abgastechnik profitiert Boysen aktuell davon, dass einige Hersteller-Kunden wieder verstärkt auf den Verbrennungsmotor setzen. Geisel: "Heraus ragt dabei der Auftragsgewinn zur Fertigung von Hotends für drei Modellreihen eines deutschen Premiumherstellers, der uns ab 2026 ein zusätzliches Umsatzvolumen in Höhe von rund 500 Millionen Euro pro Jahr sichert."
Prognose unter Vorbehalt
Dementsprechend gestaltet sich der Ausblick des Firmenchefs: "2025 wird für uns nochmal ein Aufbau- und Investitionsjahr, wobei wir von einem weiteren, wenn auch nur geringfügigem Umsatzminus ausgehen. Durch die Hochläufe in der Batteriegehäuse-Fertigung und bei besagtem Abgastechnik-Auftrag rechnen wir ab 2026 wieder mit deutlich steigenden Umsätzen und 2027 schließlich wieder mit dem Sprung über die Drei-Milliarden-Euro-Marke."
Geisel gab aber zu bedenken, dass die weitere Entwicklung im größten automobilen Absatzmarkt in China nicht absehbar sei. Auch stehe noch fest, inwieweit US-Präsident Donald Trump seine Ankündigungen zu Strafzöllen für deutsche Automobilhersteller in die Tat umsetzen werde.