Die aktuelle Bundesregierung hat sich auf die Fahne geschrieben, die Gesellschaft nachhaltiger zu machen. Dabei darf man aber nicht vergessen, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Montag auf der Bundestagung des Kfz-Gewerbes in Frankfurt: "Das liebste Transportmittel der Deutschen ist nach wie vor das Auto." Das müsse man ernst nehmen. "Kurzfristige Mehrheiten zu nutzen, um der Bevölkerung etwas aufzuzwingen, das sie nicht will, ist keine nachhaltige Politik", so der FDP-Politiker. Sein Credo: Nur was die Bürger als Fortschritt empfinden, wollen sie für immer haben. Weil andere Mobilitätsangebote derzeit nicht als Fortschritt empfunden werden und weil Infrastruktur und Personalbedarf vor allem im ländlichen Bereich das nicht hergeben, wird das Auto im Mobilitätsmix weiter eine wichtige Rolle spielen.
Deutsches Kfz-Gewerbe - Bundestagung 2022
BildergaleriePlädoyer für Technologieoffenheit
Zum Thema Elektromobilität formuliert der Minister, dass die Bundesregierung wolle, dass Deutschland ein Leitmarkt für Elektromobilität wird. Bei Stadtbussen wäre die Technologie schon heute sehr gut eingesetzt. Ansonsten gebe es aber noch eine ganze Reihe von offenen Fragen, zum Beispiel begrenzte Rohstoffe, die für Batterien benötigt werden oder die Ladeinfrastruktur. Deshalb möchte Wissing nicht nur auf diese eine Karte setzen. Er möchte auf jeden Fall auch anderen Mobilitätsformen die Möglichkeit eröffnen, sich zu beweisen. Dazu gehört nicht nur Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie sondern auch E-Fuels. "Wir dürfen nichts ausschließen, bevor wir klimaneutrale Mobilität nicht abschließend organisiert haben", plädierte er für Technologieoffenheit. Die Kreativität der Vielen eröffne Chancen. Synthetische Kraftstoffe seien ohnehin nötig, um Flugzeuge und Schiffe weiter betreiben zu können. Deswegen müsse auch deren Einsatz in Personenwagen offen bleiben.
Auch nach 2035 Verbrennungsmotoren
Deswegen kämpfe er dafür, dass die Option für Verbrennungsmotoren auch nach 2035 offen bleibe, wenn sie mit klimaneutral erzeugten synthetischen Kraftstoffen betrieben werden können, betonte Wissing. In diesem Zusammenhang könnte seiner Meinung nach die neue Abgasnorm Euro 7 auch die Chance eröffnen, den Verbrennungsmotor ambitioniert weiter zu entwickeln. Damit die Industrie diese Herausforderung auch annehme, müsse aber auch gewährleistet sein, dass diese Technologie über 2035 hinaus eingesetzt werden kann.
Infrastruktur sanieren
Zur Mobilität gehören aber auch Straßen und Schienenwege – und Digitalisierung, um zum Beispiel Verkehrsmittel zu vernetzen. Erschreckend war eine Zahl, die Wissing nannte: 4.000 Brücken in Deutschland wären derzeit in einem schwierigen Zustand, die deren weitere Benutzung gefährde. Die Bundesregierung wolle aber die Taktung der Sanierung verdoppeln, um die notwendigen Arbeiten, um die Nutzung dieser Brücken weiter zu gewährleisten, bis 2030 erledigen zu können. Dabei würde nach dem Prinzip "Das größte Risiko zuerst" vorgegangen. Wissing forderte, verlässliche Infrastruktur als Staatsziel aufzunehmen.
Keine schnellen Antworten
Auf Nachfragen zur derzeitigen Energieproblematik, machte der Minister deutlich, dass es darauf keine schnellen Antworten gebe. Selbstverständlich gebe es Notfallpläne. Alles weitere müsste auf Sicht gestaltet werden. Eines stellte er aber klar: "Es wird nicht möglich sein, dass der Staat dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es ist."
Automechanika endlich wieder als Präsenzmesse
Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, betonte in seinem Grußwort auf der Bundestagung seine Freude darüber, dass nach dem Zwischenschritt der Automechanika Digital Plus im vergangenen Jahr ab dem 13. September endlich wieder eine Präsenzmesse in der gewohnten Form stattfinden könne. Das Kraftfahrzeuggewerbe habe mit einem umfangreichen Programm für das Fachpublikum einen wichtigen Anteil, so Braun.