Von Holger Holzer/SP-X
Elektroantrieb, Crossover-Stil und beste Vernetzung – der Byton M-Byte ist zumindest auf dem Papier das richtige Auto zum perfekten Zeitpunkt. Auf der IAA in Frankfurt feiert das erste Serienmodell der chinesischen Marke Premiere. Nach Deutschland kommen soll es bereits 2020, die Preise starten bei 53.550 Euro.
Byton siedelt sein E-SUV in der gehobenen Mittelklasse an. 4,88 Meter misst der Fünftürer in der Länge, die Breite inklusive Spiegel fällt mit 2,20 Metern üppig aus, in der Höhe sticht der Chinese hingegen nicht aus dem Marktumfeld heraus. Äußerlich fallen zudem die leicht rundliche Form und die recht glatte Karosserie aus. Viel wichtiger aber ist das Innenleben.
Der M-Byte will kein klassisches E-Auto sein, sondern ein Smartphone auf Rädern. Zentrale Manifestation dieses Ansatzes ist ein gigantischer vertikaler Bildschirm, der vom linken bis zum rechten Ende des Armaturenbretts reicht. Er erlaubt den Zugriff auf alles, was im Leben außerhalb des Autos das Handy leistet.
Erstmals nennt Byton zur IAA-Premiere auch alle zentralen technischen Daten. Den M-Byte wird es mit Hinterrad- und Allradantrieb geben, der durch je einen E-Motor pro Achse produziert wird. In der 4WD-Variante kommt der Crossover auf 300 kW / 408 PS, bei zwei angetriebenen Rädern sind es 200 kW / 272 PS. Im besten Fall beschleunigt der M-Byte in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 190 km/h limitiert.
Über 500 Kilometer Reichweite
Die Stromversorgung übernimmt ein Lithium-Ionen-Akku mit wahlweise 72 oder 95 kWh Kapazität, der eine Reichweite zwischen 430 und 505 Kilometern je nach Antriebsvariante ermöglichen soll. Die Ladeleistung an DC-Säulen liegt bei bis zu 150 kW, an AC-Ladesäulen und Wallboxen tankt der Crossover mit 11 kW, optional ist ein stärkerer Bordlader mit 22 kW zu haben.
Bei Premium-Anspruch und Preis positioniert sich Byton in ähnlichen Sphären wie Testla. Knapp 54.000 Euro soll die Basisvariante des M-Byte in Deutschland kosten, wobei zum Marktstart erst einmal die höherwertigen und teureren Ausführungen zu haben sein werden. Für den Vertrieb setzen die Chinesen ähnlich wie der Konkurrent aus Kalifornien auf "Brand Stores" in besten Innenstadtlagen, betrieben werden sollen sie von regionalen Autohändlern. Die werden auch den Werkstattservice übernehmen, vornehmlich mit Hol- und Bring-Service.
Außer bei Privatkunden sieht Byton auch im Mobilitätsgeschäft Chancen – so könnte der M-Byte und sein geplantes Schwestermodell, die Limousine K-Byte, im Car- und Ridesharing-Dienst eingesetzt werden. Irgendwann möglicherweise auch als autonomes Robotaxi. Die Technik wollen die Chinesen möglichst früh verfügbar machen: Der M-Byte soll vom Start weg Level-3-Autonomie an Bord haben, die das automatisierte Fahrern auf der Autobahn ermöglicht. In Vorbereitung ist Level-4-Technik, die den Fahrer auch im Stadtverkehr entlastet.
Großes Kunden-Interesse
Das Gesamtpaket scheint viele technikaffine Kunden zu überzeugen: Mehr als 50.000 Vorbestellungen hat Byton nach eigenen Angaben weltweit bereits eingesammelt. Die sollen möglichst schnell bedient werden – rund 300.000 Autos will man bei voller Fabrikkapazität pro Jahr bauen. Dass interessante Produkte und ambitionierte Pläne trotz des wachsenden E-Auto-Markts keine Garantie für Erfolg sind, hat jedoch zuletzt das Start-up Faraday Future gezeigt, dessen fulminanter Start bereits verpufft scheint. Und auch die chinesischen Marken Nio und Weltmeister konnten ihre hochfliegenden Versprechen noch nicht einlösen.