Der Trend zum Camping-Urlaub hält an: Mittlerweile machten in Deutschland rund 14 Millionen Menschen Urlaub mit Caravan, Wohnmobil oder Van, sagte der Präsident des Caravaning Industrie Verbands, Hermann Pfaff, zu Beginn der Branchenmesse Caravan Salon für Fachbesucher in Düsseldorf. Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Freizeitfahrzeuge sei auf einem Rekordhoch.
Für das Publikum öffnet die Leitmesse an diesem Samstag ihre Tore. Bis zum 4. September präsentieren 736 Aussteller aus 34 Ländern ihre Neuheiten. Die Veranstalter rechnen mit rund 200.000 Besuchern.
Caravan Salon 2022 Highlights
BildergaleriePfaff verwies auf eine Studie, wonach Camping-Urlauber der heimischen Wirtschaft pro Jahr einen Umsatz von über 15 Milliarden Euro bescheren. "Rund 4,5 Milliarden Euro bleiben direkt in den Urlaubsgebieten und kommen den regionalen Branchen zugute", sagte er.
Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) betonte in einer Videobotschaft, dass Klima- und Umweltschutz immer wichtiger würden. Jetzt gelte es, sich für die Zukunft aufzustellen. Camping-Tourismus sei besonders von einer intakten Umwelt abhängig.
Die aktuellen Krisen gehen allerdings auch an der Branche nicht spurlos vorbei. Mit 64.704 neuzugelassenen Freizeitfahrzeugen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres übertrifft die Branche zwar ihre Vor-Pandemie-Werte. Es bedeutet aber gleichzeitig ein Minus von 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gründe dafür sind stockende Lieferketten, steigende Material- und Energiepreise sowie Personalmangel.
Die Hersteller der rollenden Eigenheime ziehen deshalb in Düsseldorf alle Register, um einem Abklingen der Wohnmobil-Euphorie entgegenzuwirken. Eine beachtliche Vielzahl an Neuheiten spiegelt dabei aktuell drei große Trends wider:
- Run auf Kompaktfahrzeuge
- Immer mehr flexible Lösungen für den Wohnraum
- Suche nach neuen Basisfahrzeugen, vor allem als Alternative für den mit großen Lieferschwierigkeiten kämpfenden Fiat Ducato
Trotz aller Schwierigkeiten ist Camping nach wie vor angesagt: Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Cosmos-Direkt-Versicherung ergab, dass 65 Prozent der Befragten das Reisen mit Wohnmobil oder Caravan grundsätzlich goutieren. Auf jeden Fall können sich 19 Prozent der Befragten einen solchen Urlaub vorstellen, für 26 Prozent kommt er eventuell in Frage. 14 Prozent schließen einen Camping-Urlaub dagegen kategorisch aus, für 21 Prozent ist er eher keine Option.
Wer ein Reisemobil sein Eigen nennen möchte, muss dafür aber so tief in den Geldbeutel greifen wie nie: Lag der Durchschnittspreis für motorisierte Camper im Baujahr 2019/20 noch bei 56.242 Euro, werden atuell 61.313 Euro aufgerufen, wie die Unternehmensberatung GSR im Zuge einer Umfrage ermittelt hat.
Gestiegen sind auch die Preise für Wohnwagen: von 25.045 Euro auf 26.248 Euro. Zu den Gründen zählt der stockende Modellnachschub – vor allem Reisemobilhersteller leiden unter fehlenden Basisfahrzeugen im Zuge der weltweiten Lieferkettenprobleme. Neben den hohen Preisen müssen Käufer lange Lieferzeiten von bis zu 12 Monaten akzeptieren.
Die schwierige Marktlage führt laut der GSR-Studie bereits zu geändertem Kundenverhalten. So gewinnen die im Vergleich günstigeren und besser lieferbaren Wohnwagen wieder an Beliebtheit. Darüber hinaus gibt jeder zweite Camping-Interessenten mittlerweile an, ein Mietfahrzeug in Betracht zu ziehen, rund 40 Prozent denken über den Kauf eines gebrauchten Modells nach. Allerdings ziehen auch dort längst die Preise an.
Der Caravan-Salon ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ticketpreise betragen werktags 16 und am Wochenende 18 Euro, für Kinder entsprechend sechs und acht Euro, ein Nachmittagsticket (ab 14 Uhr) gibt es für zehn Euro. Der Parkplatz P1 wird wieder zu einem riesigen Wohnmobil-Stellplatz für mehr als 3.500 Fahrzeuge.