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Diagnose: Remote und up to date

23.01.2023 08:20 Uhr | Lesezeit: 6 min
Fahrzeugdiagnose
Für den Zugang zur gesicherten OBD-Schnittstelle bieten die Diagnose-Spezialisten zunehmend Plattformen für die einmalige Anmeldung.
© Foto: iStock/skynesher

Die Anbieter von Diagnoselösungen erweitern ihre Produkte um Funktionalitäten für E-Autos. Über Remote Services erschließen sie dem freien Markt zudem neue Funktionalitäten. Außerdem werden die Diagnosehelfer immer intelligenter.

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Kurzfassung

Künstliche Intelligenz, Sprachsteuerung und Funktionen für die kommenden Elektroautos - die Diagnosesysteme werden immer komplexer, um mit den hohen Anforderungen der Fahrzeughersteller mithalten zu können.

Es tut sich einiges bei den Anbietern von Diagnose-Systemen für den freien Markt. Wie innovationsfreudig die Diagnose-Spezialisten sind, konnte man auf der letzten Automechanika sehen.

So arbeitet beispielsweise Mahle mit Hochdruck an der Weiterentwicklung der Diagnosetools und hat für 2023 sogar das "Jahr der Diagnose" ausgerufen. Mit dem Diagnosegerät Mahle TechPRO ist es möglich, Batteriediagnosen an E-Fahrzeugen über die OBD-Schnittstelle vorzunehmen. Bei der Funktion werden Daten direkt aus den Motorsteuergeräten ausgelesen. "Je nach Automodell und Hersteller werden dann entweder die Spannungswerte der einzelnen Zellen oder die Spannungen der Module und der Batterie angezeigt", erklärt Jonathan Pfeiffer, Head of Global Product Management Service Solutions Aftermarket bei Mahle.

Je nach Technologie des Fahrzeugs befinden sich die Daten beispielsweise im Batteriemanagement-System (BMS), im Body-Computer oder im Hybrid-Trac­tion-System. Die Automobilhersteller verfolgen unterschiedliche Ansätze darin, wo welche Daten liegen, das mache es für den Mechaniker schwierig. Jonathan Pfeiffer: "Mit E-Scan werden alle Steuergeräte gescannt und ausgelesen, damit nehmen wir dem Anwender diese Detektivarbeit ab." Künftig soll E-Scan noch weiterentwickelt werden und noch mehr Daten auslesen können.

Daten der Batterie auslesen

Ergänzt werden sollen die bereits in TechPRO integrierten Diagnosemöglichkeiten durch ein weiteres Produkt: E-Health diagnostiziert Fahrzeugbatterien über den Ladestecker und wertet die gemessenen Daten in der Cloud aus. So lässt sich der Zustand einer Batterie in Relation zu allen anderen erfassten Batterien gleichen Typs in der Flotte einordnen. Zudem erstellt E-Health eine Prognose über die restliche zu erwartende Laufzeit eines Fahrzeugs. Bereits seit Anfang 2022 wird die neue Diagnoselösung des Entwicklers Volytica gemeinsam mit einer Prüforganisation und einem namhaften europäischen Flottenbetreiber in der Praxis erprobt. Das Verfahren dauert etwa 15 Minuten und erfolgt am stehenden Fahrzeug. Eine Belastung des Akkus in einer Probefahrt ist nicht notwendig. Mitte des Jahres soll das Produkt dann offiziell an den Markt kommen.

Der chinesische Anbieter Launch sieht sich als Nummer drei im deutschen Markt, wenn es um das Thema Diagnose geht. "Wir können mit den neuen Tablets der Serie Launch X-431 und dem Smart-­Link-Fahrzeugadapter ein optimales Zusammenspiel von lokal durchgeführter Diagnose und externer Diagnose anbieten. Vor allem mit der Veröffentlichung des neuen Launch X-431 Euro Link auf der Automechanika 2022 im vergangenen Herbst hat die Launch Europe einen richtungsweisenden Weg in Sachen Ferndiagnose eingeschlagen", erklärt Kevin Schmitz, Abteilungsleiter des Fachbereichs Diagnose und Service Launch Europe GmbH.

Nur ein VCI für Remote

Das Besondere und derzeit ein Alleinstellungsmerkmal: Alle Diagnosegeräte der Launch-X-431-Serie werden zukünftig nur noch mit dem SmartLink VCI ausgestattet und somit "ferndiagnosefähig" sein. Für die Nutzung der Remote-Diagnose ist im Unterschied zu allen anderen Diagnoseanbietern kein Extra-Adapter mehr notwendig. Natürlich beschäftigt sich auch Launch mit der Security-Gateway-Problematik und arbeitet an Lösungen. Freischaltungen in der Diagnosesoftware sind bereits möglich für die Marken des FCA-Konzerns und Renault. Weitere Marken sollen folgen, sobald entsprechende Verhandlungen in trockenen Tüchern sind.

Neues handliches Tablet

Ein neues, etwas handlicheres Diagnosetablet gibt es bei Bosch. In Karlsruhe sieht man das Tablet als Einstiegsgerät und handliche Alternative für den mobilen Einsatz bei Diagnoseaufgaben. "Im Vergleich zum klassischen Laptop ist die Tablet-Lösung deutlich handlicher und ideal, wenn beispielsweise am Parkplatz gearbeitet werden soll oder wenn der Monteur im Fahrzeug sitzend Aufgaben erledigt. Unter den beengten Verhältnissen stört dann kein aufgeklappter Bildschirm und die Sicht auf alle Armaturen ist frei", erklärt Florian Länge, Produktmanager bei Bosch. Trotz handlichen Formats müsse der Nutzer keine Einschränkung bezüglich Funktionalitäten der ESItronic-Diagnosesoftware hinnehmen. Die ESItronic-Diagnosesoftware ist komplett internetbasiert und je nach Bedarf in drei unterschiedlichen Paketen (Diagnostic, Advanced und Master) verfügbar inklusive regelmäßiger Updates im Hintergrund. Neben den klassischen Inhalten für die Fehlersuche spielen auch Funktionalitäten für E-Fahrzeuge eine zunehmend wichtige Rolle. Florian Länge: "Beispielsweise können wir alle Zustandswerte der Antriebsbatterie aus den Steuergeräten herauslesen, wenn der Hersteller diese freigibt. Damit hat die Werkstatt auf jeden Fall einen ersten Anhaltspunkt über die Verfassung des Akkus und erkennt, wenn es Funktionsstörungen oder Ausfälle einzelner Module gibt." Allerdings, das fügt Bosch einschränkend hinzu, wisse man nicht im Detail, welche Parameter der jeweilige Hersteller für die Beschreibung des State of Health des Akkus heranzieht. Dennoch: "Für eine erste Indikation ist der ausgegebene Wert eine sehr gute Möglichkeit", ist Florian Länge überzeugt. Die Diagnosemöglichkeiten am Elektrofahrzeug werden künftig weiter ausgebaut, vor allem in Hinblick auf Abdeckung und Datentiefe. Eine große Herausforderung seien die vielen neuen Marken, die aus Fernost auf den deutschen Markt kommen.

Bosch Diagnosegerät Tablet DCU 120
Bosch Tablet DCU 120
© Foto: Bosch

Neues Tablet DCU 120

Auf der Automechanika zeigte Bosch unter anderem die neue Diagnostic Control Unit DCU 120. Das Tablet soll als Nachfolger für die bewährte DCU 100 mit verbesserter Ausstattung und erweiterter Technik überzeugen. Das Gerät verfügt über einen großen 11,6-Zoll-Bildschirm mit  apazitivem Touchscreen und lässt sich durch leichte Fingerberührungen komfortabel bedienen. Im Vergleich zum DCU 100 verfügt der Nachfolger über einen leistungsfähigeren Mikroprozessor und basiert jetzt auf dem bereits vorinstallierten Betriebssystem Windows 10. Damit ist nicht nur das stabile Zusammenspiel mit der Bosch-Diagnosesoftware ESItronic 2.0 gewährleistet. Auch alle anderen Anwendungen wie Software für Test- und Diagnosesysteme für Fahrerassistenzsysteme, Connected Repair, Fahrzeugsystemanalyse und Emissionsanalyse laufen darauf stabil. Die DCU 120 ist zudem für PassThruFunktionen geeignet, mit denen die Werkstatt Diagnosedaten der Fahrzeughersteller abrufen kann. Gegenüber dem Vorgängermodell wartet das Tablet jetzt mit verdoppelter Akkulaufzeit von etwa fünf Stunden auf sowie mit seinem robusten Design, das die Schutzklasse IP65 erfüllt. Die gängigen Softwarepakete von Bosch, unter anderem die aktuelle ESItronic-2.0-Online-Version, sind bereits vorinstalliert. Mit dem entsprechenden Abonnement können die einzelnen Applikationen freigeschaltet und regelmäßige Softwareupdates heruntergeladen werden. Zusammen mit den KTS-Modulen 560 oder 590 bildet die DCU 120 damit ein vollwertiges Diagnosesystem für alle Service- und Reparaturarbeiten an modernen Fahrzeugen.

Hella Gutmann Automatisierte Diagnose
Automatisierte Diagnose Hella Gutmann
© Foto: Hella Gutmann

Automatisierte Diagnose

Hella Gutmann hat auf der Automechanika die "Automatisierte Diagnose" (AD) vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein intelligentes, sich kontinuierlich selbst verbesserndes System, das ein statistisch validiertes Diagnoseergebnis generiert. Die AD basiert auf rund zwei Milliarden aufgezeichneten Fehlercodes und rund fünf Millionen erfassten Problemlösungen des technischen Callcenters. Damit können in rund 80 Prozent der Diagnosen passende Bauteile empfohlen werden. Der Prozess startet mit der automatischen Fahrzeug-Identifikation und dem Auslesen der Fehlercodes. Dabei wählt der Mega Macs im AD-Modus automatisch den jeweils nächsten Diagnoseschritt aus. Mithilfe von künstlicher Intelligenz kennt er für jede Systemdiagnose den kürzesten Weg und prüft, welche Systeme im Fahrzeug verbaut sind und welche Parameter für die Diagnose relevant sind. Erst nachdem das automatisch erstellte Diagnoseergebnis mit entsprechenden Zusatzinformationen vorliegt, muss der Mechaniker wieder tätig werden.

Diagnosegerät Launch
Launch-Diagnosegerät 
© Foto: Launch

Nummer drei aus Fernost

Alle Diagnosegeräte der LaunchX-431-Serie von Launch werden künftig nur noch mit dem SmartLink VCI ausgestattet und somit  "ferndiagnosefähig" sein. Für die Nutzung der Remote-Diagnose ist im Unterschied zu allen anderen Diagnoseanbietern kein Extra-Adapter mehr notwendig. Das SmartLink-Diagnosegerät kann auch separat erworben werden und ausschließlich für die Ferndiagnose genutzt werden. Dafür steht mittlerweile in Kerpen ein Team aus professionellen Diagnose-Spezialisten zur Verfügung, die bereits im DACH-Markt erfolgreich Kunden mit unterschiedlichen Dienstleistungen im Bereich Ferndiagnose unterstützen. Die Leistungen erfolgen nach dem Prinzip "Pay per Use" und können online abgerechnet werden. Bei der Marktabdeckung liegt Launch im Mittelfeld: Abgebildet werden der komplette VAG-Konzern, BMW, Mercedes, PSA, Toyota und Ford. Bei Renault sind bestimmte Funktionalitäten möglich. Zeitnah soll auch FCA angeschlossen werden.

Mahle RemotePRO
Mahle RemotePRO
© Foto: Mahle

Eigene Remote-Diagnose

Mahle hatte bisher keine Lösung für die Remote-Diagnose. Im Februar will Mahle mit einer eigenen Lösung auf den Markt kommen. Anders als bei den meisten Wettbewerbern setzt Mahle den Service nicht mit dem niederländischen Anbieter Jifeline um, sondern setzt auf eine Eigenentwicklung mit einem eigenen Fahrzeugadapter. Mahle möchte bei seinem Service mit einer besonders hohen Modell-Abdeckung punkten. Bezahlt wird die Dienstleistung wie bei den Wettbewerbern nach Nutzung anhand einer festen Preisliste. Einfacher wird künftig auch der Zugang zur geschützten OBD-Schnittstelle: Der Zugang erfolgt über eine einheitliche Plattform mit einmaliger Anmeldung der Werkstatt. Beim Mahle Cyper Security Pass orientiert sich Mahle am höchsten Sicherheitsstandard. Damit ist sichergestellt, dass sich der Kunde nur einmal bei Mahle registriert und dann den Zugang zu allen gesicherten Diagnose-Zugängen bekommt – derzeit für Mercedes, Renault, alle Marken der FCA-Gruppe sowie zeitnah für VW-Modelle.

Texa Axone Voice
Texa Axone Voice
© Foto: Texa

Diagnose mit Sprachsteuerung

Texa zeigte auf der Automechanika mit Axone Voice das weltweit erste Anzeigegerät mit Sprachsteuerung. Das System, das in Zusammenarbeit mit Microsoft entwickelt wurde, verwendet eine Gesichtserkennung, um Nutzer zu identifizieren und eine Reihe exklusiver Funktionen  freizuschalten, um auf die vom Hersteller bereitgestellten und geschützten Diagnosefunktionen zuzugreifen. Das Axone Voice ist Arbeitsstation für PassThru-Diagnose und tragbares Gerät für die Multimarkendiagnose. Um die Software der Hersteller herunterzuladen und die PassThru-Diagnose und authentifizierte Diagnose durchzuführen, war bisher eine leistungsstarke Arbeitsstation erforderlich, die große Datenmengen herunterladen konnte. Das entfällt mit dem neuen Gerät aufgrund dessen großen Datenspeichers. Der Mechaniker kann den Axone Voice ansprechen, um das Fahrzeug mit der Angabe der VIN-Nummer zu identifizieren, einen automatischen Scan der Steuergeräte durchzuführen, nach einem Motorcode zu suchen oder eine Diagnose zu starten. In einem Pop-up-Fenster können bestimmte Parameter im Vordergrund angezeigt werden oder elektrische Schaltpläne, technische Mitteilungen, technische Datenblätter und mechanische Daten – das alles funktioniert laut Texa komplett berührungslos und sprachgesteuert.

Ausgestattet ist das Gerät mit einem 13,3-Zoll-Multi-Touchscreen-Display und einer maximalen Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel. Im Inneren befindet sich das Betriebssystem "Windows 10 Enterprise" und ein Intel-Core-i5-Prozessor mit 16 GB RAM-Speicher und 512-GB-Festplatte. Zudem ist das Gerät mit zwei 8-MP-Fotokameras ausgestattet, eine auf der Vorderseite und eine auf der Rückseite. Die erste wird für die Gesichtserkennung verwendet, die zweite ist sehr nützlich bei der Remoteunterstützung, damit das Callcenter die Fahrzeugsituation in Echtzeit sehen kann.

WOW Diagnosegerät Looqer
WOW-Diagnosegerät Looqer
© Foto: WOW

Nach Snooper kommt Looqer

Würth Online World (WOW) bietet mit der Diagnosesoftware Looqit umfangreiche Fahrzeugdiagnose-Funktionen und technische Daten für Pkw und Transporter. Werkstätten können über eine einzige Schnittstelle die Diagnose auch bei Fahrzeugen mit Security-Gateway-Systemen durchführen. Auf dem Security Gateway Portal (SGP) werden derzeit die Hersteller Mercedes-Benz, FCA (Alfa Romeo, Fiat, Jeep, Lancia) und VW AG (Audi, Seat, Skoda, VW) abgebildet. Nutzer müssten sich lediglich auf dem SGP-Portal anmelden. WOW übernimmt dabei die Zugangsverhandlungen mit den Herstellern. Ein Aufpreis falle für das SGP nicht an, da die Kosten für die Nutzung in der Lizenzgebühr der Software bereits enthalten seien, betont WOW. Die Fahrzeugschnittstelle Looqer beherrscht alle gängigen Kommunikations-Protokolle wie CAN FD, DoIP und PassThru. WOW hat zudem das Thema E-Mobilität im Blick und bietet sinnvolle Funktionen sowie eine hohe Fahrzeugabdeckung. Die Diagnosesoftware verfügt im Thermomanagementbereich über die Möglichkeit, Servicedaten rund um das Batterie- und Energiemanagement auszulesen, neue Batterien anzulernen und teilweise Parameter zu ändern. Der Batterietest bietet der Werkstatt die Möglichkeit, die verfügbare Kapazität der Batterie und den Zustand jeder einzelnen Batteriezelle zu testen und zu dokumentieren.

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