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E-Fuels in Autos: Koalition will Weg freimachen

28.02.2023 14:43 Uhr | Lesezeit: 3 min
E-Fuels-Kannister an Tankstelle
Künftig soll es in Deutschland möglich sein, dass normale Verbrenner-Autos mit klimaneutralen Kraftstoffen betankt werden können.
© Foto: picture alliance/dpa | Tom Weller

Die Regierung hat sich auf eine technische Anpassung der Regelung für E-Fuels verständigt. Künftig sollen die synthetischen Kraftstoffe frei und in Reinform an allen Tankstellen verkauft und getankt werden dürfen.

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Die Regierungskoalition will den Weg frei machen für gesetzliche Änderungen zum Einsatz von E-Fuels in Autos. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Berlin, die Entscheidung für klimaneutrale synthetische Kraftstoffe bedeute einen Durchbruch in Sachen Klimaschutz. "Dadurch können alle Verbrennungsmotoren diese Kraftstoffe in Reinform tanken. Künftig wird es in Deutschland also möglich sein, dass normale Verbrenner-Autos mit klimaneutralen Kraftstoffen betankt werden können. Bislang war das rechtlich nicht möglich."

Die Grünen wollten nicht von einem Durchbruch sprechen. Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte, die Koalition habe sich darauf verständigt, die Nutzung von Palmöl und fossilen Rohstoffen als "paraffinische Kraftstoffe" final auszuschließen. Die Regulierung für E-Fuels in Deutschland werde angepasst. Bisher sei der Einsatz von E-Fuels beziehungsweise paraffinischen Kraftstoffen bis zur Beimischungsgrenze von etwa 26 Prozent möglich. "Nun haben wir uns auf eine technische Anpassung verständigt, die das Inverkehrbringen in Reinform zulässt. Wichtig ist für uns, dass es eine begleitende Verbraucherinformation für die Fahrzeugverträglichkeit gibt."

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Die FDP kämpft seit langem für den Einsatz von E-Fuels, die etwa auf Basis von Ökostrom hergestellt werden sollen. Konkret soll es nun um eine Änderung der Bundesimmissionsschutzverordnung gehen. E-Fuels sollen damit zukünftig frei und in Reinform an allen Tankstellen verkauft und getankt werden dürfen.

Der ADAC begrüßte den Schritt. Technikpräsident Karsten Schulze sagte: "Mit der Entscheidung erhöhen sich die Chancen, dass Klimaschutzziele im Verkehr erreicht werden können. Denn nur in der Kombination von Flottenerneuerung durch E-Pkw und alternativen Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge ist das machbar. Es wäre für den Klimaschutz allein bei weitem nicht ausreichend, nur auf den Hochlauf der E-Mobilität zu setzen."

Der Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen Uniti nannte die Entscheidung, eine regulatorische Hürde für die Markteinführung von reinen synthetischen sowie paraffinischen Dieselkraftstoffen zu beseitigen, überfällig. Es fehlten aber wesentliche gesetzliche Rahmenbedingungen, um den Hochlauf von E-Fuels anzureizen.

Zu trennen ist die Einigung in der Koalition von der Debatte auf EU-Ebene über ein ab 2035 geplante Aus für Neuwagen mit Verbrennungsmotor. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) droht, dass Deutschland nicht zustimmt. Die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen für Autos müsse nach 2035 möglich sein, sagte Wissing der 'Bild'-Zeitung.

Auch das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und der Verband der Automobilindustrie (VDA) halten synthetische Kraftstoffe für unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen.


Was sind E-Fuels? 

E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe. Sie werden aus Wasser und CO2 in einem Syntheseprozess mit Hilfe von Erneuerbaren Energien gewonnen. E-Fuels können fossile Kraftstoffe ersetzen und in den allermeisten bestehenden Anwendungen mit Verbrennungsmotoren genutzt werden. Da E-Fuels im Verbrauch nur das CO2 abgeben, das für ihre Herstellung aus der Atmosphäre gebunden wird, sind sie in der Nutzung klimaneutral.

Die Effizienzdebatte ist klimapolitisch nicht zielführend

Die Herstellung von E-Fuels ist energieintensiv. Rund 60 Prozent der Kosten für die Herstellung von synthetischem Kraftstoff entfallen auf den erneuerbaren Strom, der für die Elektrolyse zur Gewinnung des Wasserstoffs benötigt wird. Deshalb werden E-Fuels in den Teilen der Welt hergestellt, in denen die Bedingungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen besonders günstig sind. Das sind in der Regel dünnbesiedelte Regionen, wo Sonne und Wind häufig verfügbar sind – wie etwa beim Projekt Haru Oni von HIF Global in Patagonien. Dort erreicht eine Windkraftanlage im Durchschnitt etwa vier Mal mehr Volllaststunden als Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland. Wenn E-Fuels in solchen bevorzugten Regionen außerhalb Europas produziert werden, konkurrieren sie nicht um den in Deutschland noch immer knappen erneuerbaren Strom. Stattdessen können die weltweit großen ungenutzten Potenziale für erneuerbare Energien erschlossen und in Form von E-Fuels rund um den Globus zur Verfügung gestellt werden. Chile beispielsweise verfügt nach eigenen Angaben über das Potential von 70 Mal mehr Erneuerbare Energien als es zum Eigenbedarf benötigt. Ähnliches gilt für andere Regionen in Nord- und Südamerika, Afrika und Australien.  Das häufig unreflektiert angebrachte Argument, wonach E-Fuels im Vergleich zur direkten Stromanwendung zu ineffizient seien, überschattet daher die eigentlich zu beantwortende Frage: Wie können wir fossile Kraftstoffe möglichst schnell zu möglichst geringen Kosten ersetzen? Bei globaler Betrachtung hat die Welt keinen Mangel langfristig erneuerbare Energien zu produzieren, sondern das Problem, dass klimafreundliche Technologien nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die den Klimawandel verursachen und Energieversorgung gefährden, zu unterbinden. 

E-Fuels sind nicht der teure "Champagner der Energiewende"

Grundsätzlich sind E-Fuels umfassend erforscht. Die Technologie ist industriell skalierbar. Die Mitglieder der eFuel Alliance bieten heute schon E-Fuels für Produktionskosten zwischen ein bis zwei Euro pro Liter aus geeigneten Regionen an. Langfristig wird der Preis unter ein Euro pro Liter fallen. E-Fuels-Preise von vier bis zehn Euro sind ein Mythos und beziehen sich auf im Labor und ersten Forschungsanlagen produzierte Kraftstoffe. Eine Kernkomponente des Endpreises, den die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen müssen, ist die Energiesteuer. Diese wird aktuell auf europäischer Ebene überarbeitet. Der Kommissionsvorschlag sieht eine klare steuerliche Begünstigung von E-Fuels vor, die die Mehrkosten fast vollständig kompensiert. Des Weiteren können E-Fuels fossilen Kraft- und Brennstoffen beigemischt werden, so dass sich die anfangs höheren Produktionskosten bei geringen Beimischungsmengen kaum auf den Endverbraucherpreis auswirken. Durch Skaleneffekte lassen sich langfristig Produktionskosten senken, wie wir es bei Wind, Photovoltaik und Batterien gesehen haben. Unterm Strich bleibt klimaneutrales Heizen oder Tanken damit für alle BürgerInnen jederzeit auf dem heutigen Niveau bezahlbar. 

E-Fuels sind keine Nischenlösung 

Die Produktion im industriellen Maßstab ist angelaufen, viele Investitionsentscheidungen wurden und werden aktuell getroffen. Erste große Mengen E-Fuels werden bereits ab dem Jahr 2023 verfügbar sein. Die EU wird im Rahmen des Green Deals eine verpflichtende Quote von 2,6 bis 5,7 Prozent grünen Wasserstoff und eFuels im europäischen Verkehrssektor bis 2030 beschließen – das sind umgerechnet 14 bis 30 Milliarden Liter Diesel-äquivalent.

Fraunhofer IEE hat das Potenzial für grünen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe untersucht: Demzufolge könnten bis zu 88.000 TWh klimaneutrale synthetische Kraftstoffe außerhalb Europas produziert werden. Das entspricht fast dem Dreifachen des Energiebedarfs des globalen Verkehrssektors (33.603 TWh im Jahr 2019).

Mit E-Fuels Klimaschutz und Energiesicherheit miteinander verbinden  

Ob es Luftfahrt, Schifffahrt, Bahn, Straßenverkehr, Anwendungen im Offroad-Bereich, der Chemie oder der Produktion von Stahl sind: E-Fuels in der gesamten Palette von Wasserstoff über Kraftstoffe bis hin zu Ammoniak oder Naphta werden gebraucht, um Klimaziele zu erfüllen und den Klimawandel zu bekämpfen. Klar ist auch: Es wird nicht ausschließlich mit E-Fuels gehen, denn es gibt für bestimmte Anwendungsfälle natürlich auch andere Technologien, zum Beispiel die direktelektrische als Batteriefahrzeuge oder Wärmepumpen. Je mehr Technologiepfade wir beschreiten können, desto schneller senken wir CO2-Emissionen und desto größer sind die Wahlmöglichkeiten für den Nutzer. Außerdem gilt es am Ende auch so kosteneffizient wie möglich vorzugehen, um Ressourcen zu sparen und weiterhin möglichst bezahlbar zu produzieren oder mobil sein zu können.

(Quelle: eFuel Alliance)



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