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Entsorgungskonzepte: Geld aus dem Müllcontainer

28.08.2019 11:00 Uhr
Entsorgungskonzepte: Geld aus dem Müllcontainer
Um Materialien zu recyceln, sollten sie bereits vor Ort in der Werkstatt sortenrein getrennt werden.
© Foto: Dietmar Winkler/asp

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Überall, wo gearbeitet oder etwas produziert wird, fallen zwangsläufig Abfälle an - besonders in der Kfz-Werkstatt. Der Gesetzgeber schreibt daher in zahlreichen Gesetzen und Richtlinien vor, dass Verursacher von Abfällen für deren ordnungsgemäße und umweltverträgliche Entsorgung verantwortlich sind und bleiben, bis die Abfälle recycelt oder beseitigt wurden. Über die Verbringung der Abfälle muss dabei gegenüber Kommunen und Gemeinden, aber auch gegenüber Innungen und (Umwelt-)Ämtern lückenlos Rechenschaft abgelegt werden können.

Im Paragrafen-Dschungel können Kfz-Betriebe bei der Fülle der Vorschriften jedoch schnell den Durchblick verlieren. Ob wissentlich oder nicht: Die Missachtung dieser Vorschriften führt bei Aufdeckung zu Bußgeldern in erheblicher Höhe.

Sicher kann nur derjenige sein, der ein zertifiziertes Entsorgungsunternehmen beauftragt. Dieses übernimmt für den Auftraggeber sämtliche Formalitäten und Nachweise, wie zum Beispiel die Vollständigkeitserklärung, und reicht diese nach dem Signieren durch den Auftraggeber lückenlos und vollständig an Ämter und Behörden weiter.

Festgehalten werden dabei alle Informationen, wie etwa Quantität und Qualität des anfallenden (Gewerbe-)Abfalls in den Sammelbehältern beim Kunden, das Datum der Abholung, der Transport zur Sortieranlage, die wert- respektive rohstoffliche Aussortierung verwertbarer Bestandteile - bis hin zur thermischen Verwertung.

Bereits seit 1. April 2010 müssen alle, die an der Entsorgung gefährlicher Abfälle beteiligt sind, hierfür das elektronische Abfallnachweisverfahren nutzen (eANV; siehe auch: www.zks-abfall.de/de/elektronisches-nachweisverfahren). Mit seiner Einführung konnte die abfallrechtliche Überwachung deutlich vereinfacht und beschleunigt werden - nicht zuletzt auch durch die Einführung der elektronischen Signatur anstelle der schriftlichen Unterschrift.

Wollen Kfz-Werkstättenbetreiber wissen, wie ihre Abfälle verwertet beziehungsweise dem Wertstoffkreislauf zugeführt wurden, lässt sich dies heute lückenlos anhand der elektronischen Dokumentation nachvollziehen. Speziell die nichtverwertbaren Stoffe, die im Fachjargon "Abfall zur Beseitigung" genannt werden, sind häufig Materialmischungen, in denen sich Bestandteile wie etwa chlor-, schwefel- und fluorhaltige Verbindungen sowie Kohlenwasserstoffe (Bremsflüssigkeiten, Öle, Säuren, Reiniger, Farblösemittel und andere) finden. Ohne thermische Behandlung in Abfallverbrennungs-Anlagen können sie die Umwelt schwer belasten.

Aus diesen Abfällen produzieren einige Entsorgungsfirmen (unter anderem Alba und Remondis) Brennstoffe für Heizkraftwerke. Der Heizwert dieses Restabfalls entspricht dabei in etwa dem der Braunkohle. Die in diesen Brennstoffen gegebenenfalls enthaltenen Schwermetalle oder anderen giftigen Bestandteile werden in den Filteranlagen (Rauchgas-Reinigungsanlagen) der Kraftwerke mechanisch oder chemisch ausgefiltert und anschließend umweltgerecht entsorgt oder weiter verwertet.

Vermarktung von Wertstoffen

Wertstoffe wie Glas und Metalle, aber auch Verpackungen aus Papier oder Holz können hingegen dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden. Hierzu ist eine sortenreine Trennung der Materialien notwendig. Diese sollte möglichst schon im verursachenden Betrieb stattfinden, um Entsorgungskosten zu sparen. Vor allem Metalle wie Kupfer oder Aluminium sind Wertstoffe, mit denen der Verursacher sogar Geld verdienen respektive sparen kann. Entsorger wie RLG (ehemals CCR), Otto Dörner, RST Veolia, Suez oder Zentek vermarkten diese Wertstoffe, um sie als Rohstoffe in den Produktionsprozess zurückzuführen.

Entsorgung und Vermarktung von Abfällen erfordern vor diesem Hintergrund umfangreiches Fachwissen, um seine Abfälle umwelt- und gesetzeskonform zu entsorgen. Hierfür hat die Kfz-Werkstatt die Möglichkeit, die Entsorgung entweder selbst in die Hand zu nehmen und zahlreiche Einzelentsorger zu beauftragen oder die Verantwortung an einen einzelnen Entsorgungs-Spezialisten zu delegieren. Vor allem Werkstattsystempartner wie etwa die Partslife GmbH aus Neu-Isenburg (www.partslife.com) bieten Entsorgungslösungen für Werkstätten als Rundum-Sorglospakete aus einer Hand an.

Daniel Grub, Geschäftsführer von Partslife und Experte für Entsorgung, erklärt, wie das System funktioniert: "Wir analysieren zuerst die Bedürfnisse der Werkstatt und erarbeiten hieraus ein komplettes Entsorgungskonzept. Anschließend beauftragen wir dann vor Ort einen oder mehrere regionale oder überregionale zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe, die dann die Entsorgung aller in der Kfz-Werkstatt anfallenden Abfälle übernehmen. Unser Werkstattkunde braucht diese jedoch nicht zu koordinieren, das übernehmen wir."

Das Einzige, was der Werkstattbetreiber noch selbst erledigen muss, ist die Beauftragung der Abfallentsorgung bei Partslife auf der Online-Bestellplattform Partslife Order Online (POOL). Der Vorteil: Partslife informiert aktuell über Preise und Aktionen, erstellt die Abfallmengenbilanz und sorgt für eine rechtskonforme Entsorgung aller Abfälle.

Auch Liqui Moly aus Ulm arbeitet mit Partslife zusammen. Laut Peter Szarafinski, Unternehmenssprecher bei Liqui Moly, ist Partslife verantwortlich für die Entsorgung aller Flüssigkeiten bei Liqui-Moly-Werkstattpartnern (www.liqui-moly.biz/werkstattkonzepte/entsorgung.html).

Bei der Entsorgung der Gebinde arbeitet Liqui Moly jedoch mit der GVÖ aus Hamburg zusammen (Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH; www.gvoe.de). Als "beauftragter Dritter" (§ 33 VerpackG) sorgt die GVÖ bundesweit markenunabhängig für die Abholung von gebrauchten, restentleerten Gebinde-Verpackungen bis 65 Liter/Kilogramm Fassungsvermögen. Gemäß den Vorgaben des VerpackG werden die durch die GVÖ zurückgenommenen Verpackungen der Verwertung zugeführt. Das GVÖ- System wird von den Lizenzpartnern finanziert und ist für die gemeldeten Anfallstellen kostenlos.

Ein ähnliches Entsorgungssystem hat auch der französische Mineralölhersteller Motul für seine Werkstattpartner im Portfolio. Unter dem Namen "Grünes Dach" bietet Motul alles zur kompletten Entsorgung von Abfallstoffen. Auch hier dienen eine Umweltbestandsaufnahme und Analyse des Kfz-Betriebs als Grundlage des Entsorgungskonzepts. Der Schmierstoffproduzent beauftragt dann eigenen Angaben zufolge die jeweiligen Entsorgungsunternehmen und vergleicht permanent deren Preise, damit die Werkstätten von möglichst günstigen Vertragskonditionen profitieren können.

Persönliche Beratung

Wer sich für ein Entsorgungsunternehmen entscheiden will, sollte daher immer auf ein individuelles Beratungsgespräch vor Ort achten. In diesem Gespräch werden alle Informationen wie die Größe der Sammelbehälter, die Termine der Abholung, aber auch die Art der Abfälle und deren Entsorgung oder Vermarktung vom Entsorger erfasst, um hieraus für den Kfz-Betrieb ein maßgeschneidertes und optimales Entsorgungskonzept zu erstellen. Kernpunkt des Gesprächs sollte selbstverständlich auch die wirtschaftliche Prüfung der Entsorgung sein. Fragen, welche Kosten bei welchen Abfällen entstehen und ob sich diese als Wertbeziehungsweise Rohstoffe vermarkten lassen, sind vorab zu klären. So kann für Kfz-Betriebe, deren Abfall hauptsächlich aus Wertstoffen besteht, ein flexibles Abrechnungssystem von Vorteil sein, da hier auf Kursschwankungen der Rohstoffmärkte besser reagiert werden kann. Einige Entsorger bieten hingegen Preisnachlässe für Pauschalrechnungen (Quartals-, Halbjahres-, Jahrespauschale) oder Turnusaufträge. Diese können wiederum bei nichtverwertbaren Abfällen von Vorteil sein.

Kurzfassung

Etablierte Entsorgungsunternehmen haben sich in den letzten 20 Jahren zu hochspezialisierten Abfallverwertern und Rohstofflieferanten entwickelt. Was leisten diese Firmen und Werkstattsystemanbieter in puncto Entsorgung?

Altreifenentsorgung wird teurer

Wie die zertifizierten Altreifenentsorger (ZARE; https://zertifizierte-altreifenentsorger.de) informieren, bricht die Verbrennung alter Reifen in Zementwerken zunehmend weg, da diese auf andere, für sie wirtschaftlichere Brennstoffe zurückgreifen - oder sie erhöhen die Verwertungsgebühren. Auch sorgt die Reifen-Dimensionsvielfalt oft dafür, dass noch gut profilierte Gebrauchtreifen teilweise im Ausland unverkäuflich sind, da es dort Fahrzeuge mit ungewöhnlicheren Reifendimensionen nicht so häufig gibt. Hinzu kommt, dass Pkw-Reifenrunderneuerung zunehmend an Bedeutung verliert, weil immer mehr billige Importreifen auf den Markt drängen. Letztlich bleibt daher nur die stoffliche Verwertung. Dabei wird der Reifen in seine Bestandteile zerlegt und vorrangig Gummigranulat und Gummimehl hergestellt. Aus diesen Sekundärwerkstoffen können Dichtungsmatten, Bodenbeläge, Schallschutzmatten und anderes gefertigt werden. ZARE weist jedoch darauf hin, dass diese Industrie erst noch wachsen muss, um die anfallenden Mengen aufnehmen zu können. Engpässe bei der Altreifenentsorgung sind daher zu erwarten.

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