Die Corona-Pandemie geht auch an den Herstellern von Portalwaschanlagen nicht spurlos vorüber. Einerseits erweist sich das Geschäft der Autowäsche als coronasicher - denn selbst im Homeoffice haben Verbraucher Wert auf ein sauberes Fahrzeug gelegt. Auf der anderen Seite fallen in diesem Jahr wichtige Messen aus, und es fehlt den Herstellern an Gelegenheiten, ihre neuen Produkte zu präsentieren. Weil es keine Automechanika gibt, verlegte sich beispielsweise die Otto Christ AG darauf, mit den Christ Car Wash Days im eigenen Haus eine Reihe von Kundenveranstaltungen zu organisieren, die jeweils mit begrenzter Teilnehmerzahl und unter Sicherheitsauflagen eine ausführliche Produktpräsentation erlaubten.
Auf der Investitionsseite könnte sich aber eine Zurückhaltung spürbar machen. So geht man bei Kärcher davon aus, dass ein Absatzrückgang von Waschanlagen zu erwarten ist. Ursache dafür sind Investitionskürzungen in zwei wichtigen Zielmärkten. Aufgrund der Corona-Krise würden Ölgesellschaften und Autohäuser voraussichtlich nachrangig in Waschanlagen investieren. Dennoch habe die Kommunikation mit den Kunden einen hohen Stellenwert, auch über Messen hinaus. Unter den veränderten Bedingungen kamen bei Kärcher daher vor allem digitale Lösungen zum Einsatz. "Mit Videokonferenzen war es uns möglich, mit Kunden in Kontakt zu bleiben. Mit Blick darauf, dass der konventionelle Messebetrieb auch 2021 eingeschränkt stattfindet, arbeiten wir an innovativen Alternativen", erklärt Tobias Wahl, Senior Director Product Management & Marketing Vehicle Wash.
Für die Anbieter der Anlagen ergeben sich durch die Corona-Pandemie neue Anforderungen. So sei es ein großer Vorteil, wenn die Autowäsche von Anfang bis Ende kontaktlos stattfinden könne, hebt Anbieter WashTec hervor. Der Hersteller hat daher eine entsprechende Lösung an den Start gebracht.
Der spanische Hesteller Istobal weist darauf hin, dass man eine vollständige Produktreihe für die Desinfektion von Fahrzeugen von innen und außen eingeführt habe. Für den Konzessionsbereich sei insbesondere die Entwicklung spezieller Programme zur Hygienisierung des Außenbereichs von Fahrzeugen mit Desinfektionsmitteln in den Portalwaschanlagen interessant.
Viele Produktneuheiten
Alle Hersteller kommen mit ihren Produkten der steigenden Nachfrage nach hochtechnologischen und digitalen Anlagen entgegen, die eine höhere Produktivität und Rentabilität bieten. Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt zunehmend eine wichtige Rolle; geringer Wasser-, Energie- und Betriebsmittelverbrauch werden zum Verkaufsargument.
Neuheiten bei Otto Christ
Die Produktentwicklung läuft daher bei allen Herstellern auf vollen Touren. Mit der neuen Portalwaschanlage Vega stellt Otto Christ eine Waschanlage für besonders hohe Ansprüche der Premium-Wäsche vor. Die Anlage besticht durch ein hochwertiges Design, das den Kunden schon rein optisch Premium-Qualität signalisieren soll. Die Blades der Anlage sind optional in allen möglichen Christ-Farben beleuchtbar oder sogar mit Laufschrift animierbar. Die neue Vega ist dabei deutlich leiser und schneller - bei optimalem Waschergebnis, verspricht der Hersteller. Das Baukastenprinzip ermöglicht es dem Kunden, die Anlage genau auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Die Seitentrocknungshöhe wurde von 1,70 Meter auf 1,90 Meter in der Standardausführung erhöht. Damit können auch SUVs vollständig getrocknet werden. Der Schwenkmechanismus des Dachgebläses wurde weiter beschleunigt - das spart Waschzeit.
"Beim Walzenantrieb haben wir den Motor direkt auf der Welle angebracht, dadurch wird das Getriebe überflüssig - die Drehzahl wird direkt am Motor geregelt", hob Vertriebsleiter Stefan Schwarzer anlässlich der Präsentation im Rahmen der Christ Car Wash Days hervor. Dies erleichtere den Wechsel des Waschmaterials und die Anpassung der Drehzahlen. Für den Anwender bedeute das zusätzliche Flexibilität.
In den Speed-Programmen laufen die Walzen sehr schnell über das Fahrzeug. Durch die Linearantriebe könne die Rotationsgeschwindigkeit der Walzen um 10-15 Prozent erhöht werden. Durch die höhere Rotationsgeschwindigkeit bleibt dadurch die Waschintensität auch bei schnellerem Vorschub der Walzen gleich. Das Waschmaterial der Walzen selbst wurde auf 1.005 Millimeter verbreitert. Damit kann man noch tiefer in tiefliegende Fahrzeugformen eingreifen.
Ein besonderes Highlight sind die überarbeiteten Radwaschteller, die einen größeren Durchmesser aufweisen sowie eine neue Besatzstruktur für verbesserte Reinigungsleistung. Zudem ist das Radwaschsystem sehr flexibel auf unterschiedliche Rädergrößen einstellbar. Überarbeitet wurde auch die bereits 2019 eingeführte Portalwaschanlage Cadis. Als neuer Attraktivitätsbaustein sind die Blades auch in beleuchteter Ausführung erhältlich. In der Basisvariante ist das Blade unbeleuchtet und mit einem Farbstreifen der verfügbaren Christ-Akzentfarben ausgeführt.
In der Version Premium ist das Blade mit einer durchgefärbten Frontscheibe der gewünschten Akzentfarben ausgeführt. Leistungsstarke LEDs hinterleuchten das Blade und lassen die Blades erstrahlen. In der Version Premium Plus kann das Blade in mehreren Farben umgeschaltet werden. So können beispielsweise die Waschphasen im Waschprogrammablauf mit unterschiedlichen Farben hervorgehoben werden.
Istobal maximal flexibel
Der spanische Hersteller Istobal hat die Portalwaschanlage Istobal M'START speziell für Betriebsfahrzeuge und Firmenwagen entwickelt. Zu den Highlights der Anlage gehören die flexible Einstellung von Programmen mit verschiedenen Optionen für Hochdruck-Vorwäschen zur Entfernung von hartnäckigen Verschmutzungen an der Karosserie, unterschiedliche Dosierungen der Betriebsmittel, die Neigung der Bürsten, eine Unterbodenwäsche sowie die Hochdruck-Radwäsche.
Eine weitere Neuheit ist die Portalwaschanlage M'NEX32. Diese Anlage bietet eine chemische Vorwäsche der Räder mit Schaum sowie viele weitere Optionen. Darüber hinaus hat Istobal kürzlich Smartwash fleets eingeführt, eine Technologielösung für die intelligente Digitalisierung des Waschvorgangs von Firmenwagen von jedem Gerät aus. Die Anwendung liefert alle möglichen Daten, zum Beispiel Anzahl der gewaschenen Fahrzeuge und Häufigkeit der Wäsche sowie technische Informationen zum Zustand der Anlage und der Betriebsmittel. Der Kundendienst kann per Software Probleme aus der Ferne beheben.
Digitales Bezahlen bei Kärcher
Die Einbindung digitaler Lösungen steht in der Carwash-Branche im Vordergrund. Dies erstreckt sich über die Bezahlmethoden auf Nutzerseite wie auch die Steuerung und Optimierung der Waschabläufe.
Kfz-Werkstätten wünschen sich laut Kärcher eine bessere Datenerfassung. Neue Lösungen zum Starten und Bezahlen der Wäsche erhöhen die Nachvollziehbarkeit, zum Beispiel, wer gewaschen hat. Damit wird die spätere Abrechnung über verschiedene Kostenstellen erleichtert.
Das Flaggschiff von Kärcher ist die Portalwaschanlage Klean!Star aus der CWB-3-Linie. Tendenziell werden die Autos immer breiter und höher. Dem begegnet Kärcher mit verschiedenen Hochdruck-Optionen, der Konturerfassung der Seitenbürsten, einer leistungsstarken Radwäsche sowie einem konturfolgenden Trockner mit hohem Luftvolumen. Die Anlage kann Betriebskosten reduzieren und die Umwelt schonen: Das System ist dazu in der Lage, im zweiten Wäschedurchlauf die Bürsten mit Brauchwasser zu versorgen und nur den Spülgang mit Frischwasser durchzuführen. Die standardmäßig vorgesehene Hochdruckeinheit für die Radwäsche kann um eine Option ergänzt werden, die über ein seitliches Hochdruckrohr auch die oberen Fahrzeugpartien vorreinigt. Hinzu kommen zwei Varianten für die Dachreinigung, einmal mit starr montierten Düsen und einmal mit um 30 Grad schwenkbaren Düsen, sowie eine Option zur Unterbodenwäsche.
Um die Kontur im oberen Fahrzeugbereich besser zu erfassen, stellt die Klean!Star die Seitenbürsten in einem Winkel von bis zu 15 Grad schräg zum Fahrzeug. Im Rückwärtslauf werden die Seitenbürsten senkrecht gestellt, um auch im Schwellerbereich gezielt Schmutz zu entfernen. Der lineare Scherenradwäscher reinigt schonend die Felgen. Der schwenkbare Dachtrockner folgt der Fahrzeugkontur und führt zu einer schnellen Trocknung im Front- und Heckbereich.
WashTec setzt auf Speed
In vielen Betrieben ist die Autowäsche ein großer Kostenfaktor. Mit dem Race-Paket der EasyWash setzt WashTec vor allem auf Schnelligkeit und hohen Durchsatz. Die EasyWash mit Race-Paket zeichnet sich laut Anbieter durch einen besonders geringen Wartungsbedarf aus. Mit der schnellen Reinigung können bis zu 16 Fahrzeuge pro Stunde gewaschen werden.
Durch die optimale Konturberücksichtigung sowie die doppelt gelagerten Seitenbürsten inklusive Mittenüberdeckung an Front und Heck liefert die EasyWash perfekte Wasch- und Trockenergebnisse. Zudem ermöglicht die Fly-in-Funktion eine noch schnellere Trocknung. Die Konturspeicherung kann den Trocknungsprozess nochmals beschleunigen: Dabei senkt sich der Trockner im Maschinenvorlauf schneller in Richtung Fahrzeugdach. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die kontaktlose Autowäsche ein zunehmend interessantes Thema. Mit der EasyCarWash-App bieten Waschanlagenbetreiber ihren Kunden die Möglichkeit, ihre Einzelwäsche oder Waschflatrate digital zu kaufen. Der Kunde fährt an die Portalanlage, wo eine-Kamera das Nummernschild scannt. Über die EasyCarWash-App wird das bereits im Voraus ausgewählte Waschprogramm gestartet. Bei einer Drive-In-Station kann der Kunde sitzen bleiben.
Christ Car Wash Days
Mit den Christ Car Wash Days hat der Allgäuer Hersteller von Waschtechnik eine ganz neue Plattform der Information und Kommunikation ins Leben gerufen. Das neue Format ist die Antwort auf ausgefallene Messetermine in diesem Jahr. Die Idee dahinter: Einen Tag lang können sich die geladenen Gäste in Kleingruppen bei Christ über alle Produktbereiche informieren und untereinander austauschen. In dem großzügigen und hochmodernen Showroom können alle Produkte real in Augenschein genommen werden - sogar Waschvorführungen sind in der Halle möglich. Mit einem abwechslungsreichen Programm mit themenspezifischen Workshops erfahren die Kunden alles über die neuesten technischen Trends im Waschgeschäft. Das neue Format richtet sich an Kunden, Geschäftspartner, Presse sowie Entwickler, Konstrukteure und begeisterte Maschinenbauer. Einerseits möchte Christ auf diese Weise mit Geschäftspartnern in Kontakt treten und einen Austausch in exklusiven Kleingruppen ermöglichen. Kunden haben andererseits die Möglichkeit, Produktinnovationen vor der Markteinführung zu erleben.Im Rahmen der Car Wash Days zeigte die Christ-Vertriebsmannschaft alle Produktbereiche der maschinellen Fahrzeugwäsche: Portalwaschanlagen, Waschstraßentechnik, SB-Waschplatzsysteme, Bezahlsysteme, Waschchemie sowie Zubehörprodukte rund um die Fahrzeugwäsche. Insgesamt wurden 18 Innovationen präsentiert.
- Ausgabe 10/2020 S.16 (464.2 KB, PDF)
Fragen an Stefan Schwarzer, Verkaufsleiter Otto Christ AG
asp: Was ist die Idee hinter den Car Wash Days?
Stefan Schwarzer: Wir haben in den letzten drei Jahren viel Energie in die Produktentwicklung investiert und zahlreiche neue Produkte am Start. Insofern war der Wegfall der Messen in diesem Jahr schmerzlich, denn dort wollten wir die Neuheiten einem größeren Publikum vorstellen. Daher haben wir überlegt, wie wir unsere Kunden erreichen und mit welchen Formaten das unter Corona-Bedingungen möglich ist. Daher haben wir entschieden, eine Reihe kleinerer Veranstaltungen mit kleinen Gruppen und den notwendigen Hygienemaßnahmen zu veranstalten. Als mittelständisches Unternehmen schätzen wir den direkten Kontakt zu unseren Kunden und wollen einen Rahmen schaffen, um die Produkte zu präsentieren.
asp: Was ist Ihr persönliches Highlight?
S. Schwarzer: Das ist eigentlich nicht ein einzelnes Produkt, sondern die gesamte Produktfamilie, die wir heute hier zeigen. Diese umfasst die Bereiche Portalwaschanlagen, Waschstraßentechnik, SB-Waschplatzsysteme, Bezahlsysteme, Waschchemie sowie Zubehörprodukte rund um die Fahrzeugwäsche, unter anderem die neu entwickelte Chemielinie "Christ DNA". Es war eine tolle Teamleistung, die Entwicklung in allen Segmenten voranzutreiben und dann abgestimmt aufeinander vorstellen zu können.
asp: Welche Herausforderungen stehen bei Autohäusern im Fokus?
S. Schwarzer: Im Autohaus sind Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und lange Systemlaufzeit die wichtigsten Punkte. Die Waschanlage ist dort ein Kostenfaktor, weil man das Fahrzeug gereinigt an den Endkunden abgeben muss. Wir achten darauf, dass wir mit dem Modell Cadis genau in diese Richtung gehen und eine extrem zuverlässige Maschine mit einem sehr guten Wasch- und Trocknungsergebnis zu wirklich niedrigen Investitionskosten bieten. In drei bis vier Minuten lässt sich damit eine einfache Überwäsche mit Trocknung bewerkstelligen. Mittelgroße und große Autohäuser haben ein sehr hohes Waschaufkommen. Morgens kommen viele Fahrzeuge herein, die dann zur Mittagszeit für die Abholung am Nachmittag bereitgestellt werden müssen. Es kommt zu einem Stau, wenn Anlagen gekauft wurden, die eine zu geringe Kapazität haben. Darunter leidet der gesamte Service, und der Werkstattleiter kämpft immer gegen die zu geringe Waschkapazität.
asp: Wie sind Sie beim Service aufgestellt?
S. Schwarzer: Wir haben einen eigenen Service mit hochqualifizierten Christ-Mitarbeitern. Wir schaffen es, 98 Prozent der Störungen vor Ort mit den im Servicefahrzeug mitgeführten Ersatzteilen wieder flottzumachen. Nur bei einem sehr kleinen Teil brauchen wir die Zulieferung von Ersatzteilen aus dem Stammwerk. Die Ausfallzeiten beim Kunden sind daher sehr gering.