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Grammer-Übernahme: Vorstand tritt zurück

25.09.2018 09:10 Uhr
Beim Zulieferer tritt der gesamte Vorstand nach der Übernahme zurück.
© Foto: picture alliance / Armin Weigel/dpa

Im August wurde der Autozulieferer Grammer von Chinesen übernommen. Jetzt nutzt der Vorstand in Amberg eine lukrative Ausstiegsklausel für sich. Arbeitnehmervertreter sehen das Ganze überraschend entspannt.

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Der gesamte Vorstand des bayerischen Autozulieferers Grammer hat am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt. Einen Monat nach der Übernahme des Unternehmens durch den chinesischen Partner Ningbo Jifeng kam dieser Schritt für viele aus heiterem Himmel.

Vorstandschef Hartmut Müller und Finanzvorstand Gérard Cordonnier wollen zum Jahresende ihre Ämter niederlegen, Technikvorstand Manfred Pretscher im Februar 2019, wie Grammer in Amberg mitteilte. Nach dem Eigentümerwechsel können sie ihre Verträge jetzt mit drei Jahresgehältern vorzeitig auflösen. Cordonnier und Pretscher sind älter als 60 Jahre, Müller ist 55.

Garantien für Arbeitsplätze

Ningbo Jifeng und Aufsichtsratschef Klaus Probst betonten, dass alle Zusicherungen für die 13.000 Arbeitsplätze, die Standorte und die vor der Übernahme gegebenen umfassenden Garantien unverändert gelten. Der Amberger IG-Metall-Chef und Aufsichtsrat Horst Ott sagte, in der Belegschaft gebe es natürlich Fragen, "aber keine Panik. Ich sehe das relativ unspektakulär." Grammer habe eine stabile zweite Führungsmannschaft. Die genauen Beweggründe der drei Vorstände interessierten ihn - aber mehr noch, wie es jetzt weitergehe.

Betriebsratschef und Aufsichtsrat Lars Roder sagte, die Vorstände hätten aus individuellen Gründen die Ausstiegsklausel bei einem Eigentümerwechsel gezogen. "Wichtig ist, dass die Zusagen von Jifeng weiter gelten und sich die Belegschaft da keine Sorgen machen muss."

Grammer-Sprecher Ralf Hoppe betonte: "Es gibt keinen Dissens im Vorstand oder mit dem Aufsichtsrat." Alle drei wollten auch nach Vertragsende bei der Einarbeitung ihrer Nachfolger mitwirken und beratend für Grammer tätig bleiben.

Nötige Weichen stellen

Müller hatte den Zulieferer seit 2010 neu aufgestellt, die Partnerschaft mit Ningbo Jifeng ausgebaut und mit Hilfe der Chinesen eine Übernahme durch die umstrittene Investorenfamilie Hastor verhindert. "Mit meinem Rücktritt gebe ich Aufsichtsrat und Großaktionär die Möglichkeit, grundsätzliche Entscheidungen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens unabhängig von meiner Person zu diskutieren und damit notwendige Weichenstellungen einzuleiten", sagte er der Mitteilung zufolge.

Noch Ende August, nach Abschluss der Übernahme, hatte Müller der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX gesagt: "Es ist jetzt eine positive Situation für uns, da wir unsere Strategie fortsetzen können, wie wir es wollen." Grammer habe nun einen stabilen Ankerinvestor, der die Pläne des Unternehmens unterstütze und beim Ausbau des Geschäfts in China helfe. Müller hatte betont, dass er einen guten Draht zum neuen Eigentümer habe und regelmäßig mit dem Senior-Chef Wang Yiping telefoniere.

Ningbo Jifeng hält statt angepeilter 37 Prozent heute 84 Prozent der Grammer-Aktien, weil mehr Aktionäre als geplant das Übernahmeangebot angenommen hatten. Jifeng und Grammer betonten, dass alle Zusagen für Standorte, Beschäftigung, Wachstums- und Innovationsstrategie, Börsennotierung, Patente und Eigenständigkeit von Grammer fortgelten würden. Die Chinesen wollten keinen Beherrschungsvertrag abschließen und nicht mehr als zwei Sitze im Aufsichtsrat einnehmen. (dpa)

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