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Hardware-Nachrüstungen für Diesel-Autos: Erste Genehmigung erteilt

29.07.2019 08:57 Uhr
Hardware-Nachrüstungen für Diesel-Autos: Erste Genehmigung erteilt
Das KBA hat die erste Hardware-Nachrüstungen für ältere Diesel-Autos genehmigt.
© Foto: Volvo

Politik und Autobauer streiten über Monate erbittert über Nachrüstlösungen für ältere Diesel, um Fahrverbote zu verhindern. Nach langem Warten können betroffene Autofahrer ihre Pkw umrüsten lassen - aber längst nicht alle Modelle. Kommt jetzt der große Run?

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Nach langer Wartezeit können die ersten Besitzer von Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 ihre Autos nachrüsten, um so Fahrverbote in Deutschland zu vermeiden. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte nach monatelangen Verzögerungen die erste Allgemeine Betriebserlaubnis zur Dieselnachrüstung.

Diese betrifft nach Darstellung des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley Nachrüstsätze zunächst für Volvo-Modelle. Demnächst seien Genehmigungen auch für Fahrzeuge von Daimler und BMW zu erwarten. Die Systeme werden vom Zulieferer und Pley-Partner Bosal produziert und vertrieben. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte, dass das erste Abgasnachrüstsystem vom KBA gebilligt worden sei und weitere folgten. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet aber keinen Ansturm.

Der ADAC forderte, dass nach den ersten Genehmigungen schnell weitere Systeme "für möglichst alle betroffenen Fahrzeuge" folgen. "Die Unsicherheit der betroffenen Dieselfahrer dauert schon viel zu lange an", sagte eine ADAC-Sprecherin in München: "Wichtig ist es nun, dass die Kostenfrage schnell geklärt wird. Es kann nicht sein, dass der Verbraucher auf den Kosten sitzen bleibt."

Umrüstkosten wurden auf ca. 3.000 Euro geschätzt

In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes von Stickoxiden (NOx) sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht. Auch mit Nachrüstungen der Abgasreinigung direkt am Motor soll dies verhindert werden. Die Kosten für die Umrüstung wurden in der Vergangenheit auf etwa 3.000 Euro pro System geschätzt. Einige Autobauer haben zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.

Dudenhöffer sprach von einem wichtigen Beitrag - mit allerdings überschaubaren Effekten. "Es wird keinen großen Run auf Nachrüstungen geben", sagte der Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essener der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachrüstung helfe Autofahrern und Städten. Auch für Händler seien positive Effekte zu erwarten, weil ein stärkerer Wertverfall bei Pkw verhindert werde: "Wir hätten das zwölf Monate früher haben können, wenn sich der Verkehrsminister nicht so umständlich angestellt hätte."

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir, forderte mehr Tempo. "Wir brauchen jetzt eine Offensive für Hardwarenachrüstungen, nach dem Verursacherprinzip finanziert durch die Automobilindustrie", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Im vierten Jahr des Dieselskandals fällt die Blockade gegen die Hardwarenachrüstung, die Verkehrsminister Scheuer stets mit vorgeschobenen Argumenten verhindern wollte."

Scheuer habe "Thema Hardwarenachrüstungen sehr erfolgreich sabotiert"

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und auch die Hersteller hatten sich lange gegen Hardware-Nachrüstungen gesträubt, dann aber im vergangenen Jahr einen Kompromiss für die Finanzierung erzielt. Allerdings machen nicht alle mit. Mitte Mai hatte Scheuer seine Zweifel noch bekräftigt. Er sei gespannt, ob Hersteller von Nachrüstsets ihre Zusagen einhalten und liefern können. Die Grünen hatten Scheuer schon in der Vergangenheit vorgeworfen, das "Thema Hardwarenachrüstungen sehr erfolgreich sabotiert" zu haben. Die Mittelständler habe Scheuer mit Auflagen und Haftungsfragen so überladen, dass diese den Anforderungen kaum gerecht werden könnten.

Die Umrüstungen am Motor sind Teil eines Maßnahmenpakets der Regierung für bessere Luft. Nach den Vorgaben des KBA dürfen die umgerüsteten Autos im Realbetrieb noch 270 Milligramm Stickoxid je Kilometer ausstoßen, um von Fahrverboten verschont zu werden.

Das KBA habe dem Nachrüstsatz für Volvo-Modelle mit 2,0- beziehungsweise 2,4-Liter-Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 5 eine Betriebserlaubnis erteilt, bestätigte der Anbieter Dr Pley. Dies umfasse die Volumenmodelle XC60, XC70, S60, V60. Für Daimler-Modelle werde eine KBA-Erlaubnis zum 31. Juli erwartet, für BMW-Modelle zum 15. August. Bundesweit gibt es von Gerichten verhängte Fahrverbote für Dieselfahrzeuge - unter anderem in Hamburg und Stuttgart.

2018 war die Luftverschmutzung durch Diesel-Abgase trotz weiterer Verbesserungen noch in 57 deutschen Städten zu hoch gewesen. Der EU-Grenzwert für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid (NO2) wurde damit in acht Städten weniger überschritten als im Jahr zuvor mit 65 Städten, wie das Umweltbundesamt (UBA) im Juni mitteilte.

Mittwoch wird Urteil über mögliches Fahrverbot in Aachen erwartet

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die Sperrungen vor Gericht erzwungen. Das Oberverwaltungsgericht von Nordrhein-Westfalen will an diesem Mittwoch nach Angaben einer Sprecherin mit dem ersten Urteil für die Stadt Aachen auch wegweisende Hinweise für andere Städte verkünden (AZ.: 8 A 2851/18). Die DUH klagt auf Fortschreibung der Luftreinhaltepläne der Bezirksregierung Köln. Die Stadt Aachen hofft, mit ihrem überarbeiteten Plan und Sofortmaßnahmen das Fahrverbot noch abwenden zu können. Aktuell führt die DUH bundesweit nach eigenen Angaben 36 Verfahren, um Luftreinhaltepläne durchzusetzen. 

Die Bundesregierung versucht unter anderem mit Förderprogrammen, die Luftverschmutzung in Städten zu senken und Fahrverbote zu vermeiden. Die deutschen Hersteller haben Updates der Motorsoftware älterer Diesel zugesagt. Zudem sollen Autobesitzer mit Prämien zum Kauf saubererer Wagen bewegt werden. Für Nachrüstungen der Abgasreinigung direkt am Motor hatte die große Koalition die rechtlichen Grundlagen gelegt, sie sind für Pkw aber bisher noch nicht angelaufen. (dpa)

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