Viele Werkstattbetriebe sind wegen des geplanten HUK-Werkstattnetzes hin- und hergerissen. Das wurde bei der vierten "Netzwerkstatt" deutlich, die der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) am Mittwoch in Kassel veranstaltete. Bei der eintägigen Veranstaltung diskutierten insgesamt 370 Teilnehmer, darunter 200 aus Werkstätten, die als Partner der Versicherungswirtschaft in der Schadensteuerung tätig sind.
Während viele K&L-Betriebe in der Ankündigung des Versicherers eine Chance sehen, das eigene Werkstattgeschäft um den Bereich Mechanik/Elektronik auszubauen, scheuen andere das damit verbundene unternehmerische Risiko. "Der Schritt vom reinen K&L-Betrieb zur Servicewerkstatt ist anspruchsvoll", gab BVdP-Geschäftsführer Robert Paintinger zu bedenken. "Es wird viele Betriebe geben, die die Transformation stemmen können, aber auch viele, die das nicht können."
Um wie von HUK-Coburg geplant, Servicedienstleistungen wir Inspektion nach Herstellervorgaben, Haupt- und Abgasuntersuchung oder Bremsenservice zu Fixpreisen anbieten zu können, müssen viele Betriebe erst in Equipment und Personal investieren. Einen direkten Investitionszuschuss soll es laut HUK nicht geben.
Pilotversuch sei positiv verlaufen
Der Versicherer hatte erst vor wenigen Tagen bei Informationsveranstaltungen in Hannover und Coburg den Select-Partnerwerkstätten das Konzept des geplanten Werkstattnetzes vorgestellt. Unter dem Label HUK-Autoservice will HUK-Coburg zusammen mit Partnerbetrieben künftig neben K&L Reparaturen auch andere Werkstattleistungen zu Fixpreisen anbieten. In den nächsten zweieinhalb bis drei Jahren wolle man ein Servicenetz mit bundesweit 250 bis 300 Werkstätten anbieten. Ein Pilotversuch mit zehn Werkstätten sei positiv verlaufen. Jetzt habe man den Startschuss gegeben, um das Konzept größer aufzuziehen, sagte ein Sprecher.
HUK-Coburg hat sich dazu die Marke "Die Partnerwerkstatt" eintragen lassen. Die bestehende Gesellschaft zu Service-Select wurde inzwischen in die neue "HUK-COBURG Autoservice GmbH" umfirmiert. Das Konzept sieht den Zentraleinkauf von Ersatzteilen (Stahlgruber/PV), Reifen (Gettygo) und Schmiermitteln (Petronas) ebenso vor wie eine eigene Corporate Identity in den HUK-Coburg-Farben gelb und schwarz.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat auf die Pläne der HUK-Coburg mit scharfer Kritik reagiert. Der Versicherer versuche, Preise in den Markt zu drücken, die für die Werkstätten betriebswirtschaftlich nicht darstellbar seien. Der Verband äußerte Zweifel, ob die als Partner vorgesehenen Karosserie- und Lack-Betriebe qualifiziert seien, Inspektionen nach Herstellervorgaben durchzuführen. Außerdem bestünden aus Sicht des ZDK kartellrechtliche Bedenken. (diwi)
Ralf Senkmann