Der bayerische Autozulieferer Grammer hat im Abwehrkampf gegen die umstrittene Investorenfamilie Hastor einen Etappensieg errungen. Das Amtsgericht Amberg lehnte die von den Hastors geforderte Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung ab. Dem Investor sei zuzumuten, die ordentliche Hauptversammlung am 24. Mai abzuwarten, sagte Amtsgerichtsdirektor Ludwig Stich am Mittwoch.
Die Familie Hastor hält zwischen 20 und 30 Prozent an Grammer und will möglichst rasch die Kontrolle übernehmen. Sie kritisiert die Rendite des Autozulieferers als zu niedrig, will Vorstandschef Hartmut Müller ablösen und fünf der sechs Aufsichtsratsposten besetzen. Mitte April kann der chinesische Autozulieferer Ningbo Jifeng, den Grammer kürzlich als Partner an Bord geholt hat, eine Wandelanleihe in Aktien tauschen und die Grammer-Führung stützen.
Gegen das Urteil des Amtsgerichts können die Hastors beim Oberlandesgericht Nürnberg Rechtsmittel einlegen. Dies werde derzeit geprüft, sagte ein Sprecher der Hastor-Investmentgesellschaft Cascade. Die Entscheidung des Gerichts sei bedauerlich, weil sie weder die Dringlichkeit des Anliegens noch die Unverbindlichkeit des Termin-Vorschlags der Grammer AG für die angekündigte ordentliche Hauptversammlung hinreichend berücksichtige.
Die Hastors hatten im vergangenen August mit einem Lieferstopp ihrer Prevent-Gruppe die Bänder bei VW in Wolfsburg und Emden lahmgelegt. Grammer befürchtet, dass Kunden abspringen, wenn die Hastors die Kontrolle übernehmen. Das Unternehmen beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler hatte gesagt: "Einem möglichen feindlichen Übernahmeversuch durch die Hastor-Familie werden wir uns als Arbeitnehmer vehement widersetzen." (dpa)