Das Kfz-Gewerbe in Niedersachsen zeigt sich pessimistisch für 2021. Die Autohäuser und Werkstätten müssten sich auf ein "desaströses Autojahr" einstellen. Man werde auch im zweiten Corona-Jahr mit dem Rücken an der Wand stehen, sagte Landesverbandspräsident Karl-Heinz Bley am Mittwoch in Großburgwedel. Die Lage sei sehr angespannt, trotz der von der niedersächsischen Landesregierung angekündigten Lockerungen. Bley: "Wir vermissen bei diesen Beschlüssen die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen".
"Der neue Lockdown ohne Verfallsdatum ist nicht das, was wir erwartet haben", betonte Bley. Der Automobilhandel schaue deshalb mit großen Sorgen auf die nächsten Wochen, denn ein vollständiges Frühjahrsgeschäft sei für die gesamte Jahresbilanz 2021 wichtig. "Die wirtschaftlichen Sorgen steigen von Tag zu Tag." In den Unternehmen fehle zunehmend die Liquidität.
Bley verwies auf Rückgänge im Auftragseingang von 39 Prozent im Januar und zwölf Prozent im Februar. Das seien Warnsignale für 2021. Über allen Prognosen "schwebt das Virus und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie". Vorhersagen seien zum jetzigen Zeitpunkt ohne Planungssicherheiten Kaffeesatz-Leserei. "Wir alle hoffen, dass es im zweiten Halbjahr besser wird, wenn Test- und Impfstrategien auf stabilen Beinen stehen", bekräftigte der Verbandschef.
Das erste Corona-Jahr hatte das niedersächsische Kfz-Gewerbe nach eigenen Angaben unerwartet glimpflich überstanden. Der automobile Gesamtumsatz sank vor allem durch hohe zweistellige Verluste bei Neufahrzeugen um 2,3 Prozent auf 26,2 Milliarden Euro. Ein dynamisches Gebrauchtwagengeschäft bremste die Talfahrt jedoch spürbar ab. Verlierer 2020 waren neue Pkw und Lkw, Gewinner gebrauchte Autos, die massiv subventionierte Elektromobilität und der Motorradmarkt. Der Service litt besonders unter den coronabedingten Einschränkungen und büßte 8,3 Prozent Umsatz ein.
Der Anteil des Kfz-Gewerbes am Gesamtumsatz stieg den Angaben zufolge auf 76,5 (Vorjahr: 74,2) Prozent oder 20,05 Milliarden Euro. Insgesamt gab es 1.073.384 (Vorjahr: 1.172.834) Käufe neuer und gebrauchter Pkw, ein Minus von 8,5 Prozent. Die durchschnittliche Umsatzrendite vor Steuern nahm von 1,3 auf 1,2 Prozent ab.
Bittere Bilanz für die Ausbildung
Ein "trauriges Kapitel der Jahresbilanz" sei der Ausbildungsbereich mit starken Rückgängen, so Bley weiter. In Zahlen minus 21,1 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Kfz-Mechatroniker und minus 27,3 Prozent beim Automobilkaufmann/-frau. Dies entspreche 2.067 (Vorjahr: 2.619) neuen Mechatronikern und 408 (Vorjahr: 561) neuen Kaufleuten.
Mit Blick auf die Fachkräfte-Lage der Zukunft sprach Bley von "alarmierenden Entwicklungen", hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage der Ausbildungsbetriebe sei dies aber eine nachvollziehbare Reaktion. Wegen Corona seien viele Projekte der Berufsorientierung wie z.B. Ausbildungsmessen und Praktika nicht möglich gewesen. So seien große Defizite entstanden.