Inflation und Kostenängste sorgen dafür, dass Menschen an einigen Stellen sparen, so auch am Automobil. Zwar war das Wartungsverhalten 2022 noch auf einem hohen Niveau, dennoch haben die deutschen Pkw-Halter notwendige Reparaturen verschoben oder die Aufträge an kostengünstigere Betriebe vergeben, berichtet die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT).
Mehr Marktanteil freier Werkstätten
In 2022 legten die freien Werkstätten bei den Werkstattarbeiten auf 37 Prozent zu (Vorjahr: 36 Prozent). Die Arbeiten der Markenwerkstätten nahm im gleichen Zeitraum um ein Prozent ab (von 45 auf 44 Prozent). Im Zehn-Jahre-Vergleich zeigt sich der Anstieg in freien Werkstätten deutlicher: Der Anteil der Arbeiten entfiel dort 2013 auf 25 Prozent, bei den Markenwerkstätten betrug dieser noch 56 Prozent.
Auch die Systemanbieter, also Werkstätten die zu einem Franchisesystem gehören, konnten ihren Marktanteil seit 2013 von vier auf acht Prozent im Jahr 2022 steigern. Neben den Kostenaspekten sei laut DAT auch die Gesamtzahl der Werkstätten in den letzten zehn Jahren zu berücksichtigen. Gab es 2013 noch 21.000 freie und 17.500 markengebundene Betriebe, so ging die Zahl der Markenbetriebe bis 2022 auf 14.290 zurück, während die freien Betriebe in diesem Zeitraum um 1.130 auf 22.130 zulegten.
Große Inspektionen vorwiegend in Markenwerkstatt
Fallen große Inspektionen bei Pkw an, so werden diese mit einem Anteil von 58 Prozent weiterhin vorwiegend in der Markenwerkstatt durchgeführt. Im Vorjahr 2021 lag dieser ebenfalls bei 58 Prozent. Bei kleinen konnten die Markenbetriebe noch 48 Prozent erzielen (2021: 51 Prozent), bei den sonstigen Inspektionen (z. B. Urlaubs- oder HU-Vorabchecks) kamen die Markenwerkstätten wie im Vorjahr nur noch auf 32 Prozent. freie Betriebe dagegen auf 60 Prozent (2021: 63 Prozent). Letztere punkten oft mit günstigeren Festpreisangeboten und sind für den Pkw-Halter möglicherweise stärker sichtbar als die eigene (Marken-)Werkstatt, vermutet die DAT.
DAT - Entwicklung Wartung- und Reparaturrbeiten
BildergalerieAnzahl der Reparaturarbeiten sinkt
Im Jahr 2022 wurden pro Fahrzeug nur noch 0,40 Reparaturen durchgeführt. Betrachtet man den Langzeittrend der vergangenen 20 Jahre, so hat sich dieser Wert seit damals halbiert. Im Jahr 1974 gaben 86 Prozent der Pkw-Halter an , dass eine Reparatur durchgeführt wurde. Vor 20 Jahren waren es noch knapp über 40 Prozent, und 2022 bestätigten dies lediglich 30 Prozent der Befragten. Gründe für die aktuell gesunkenen Reparaturarbeiten sieht die DAT in den zögerlichen Investitionen im Krisen- und Mangeljahr 2022 und auch in der erneut gesunkenen Fahrleistung. Demgegenüber habe sich die Standfestigkeit der verbauten Komponenten stetig verbessert. Die meisten Reparaturen entfielen mit 67 Prozent auf "Verschleißteile". Bei den "Aggregaten und Elektrik" wie Motorelektrik, Getriebe, Lichtmaschine oder Steuergeräte waren es 36 Prozent, bei "Fahrwerk und Karosserie" noch 29 Prozent.
Reparaturarbeiten in Markenbetrieben rückläufig
In den vergangenen sechs Jahren nahmen die Reparaturarbeiten in den freien Betrieben um über zehn Prozentpunkte zu und erzielten 2022 einen Marktanteil von 56 Prozent. Markenbetriebe büßten im selben Zeitraum sieben Prozentpunkte ein und erreichten einen Marktanteil von 31 Prozent.
Die Do-it-yourself-Anteile betragen in 2022 13 Prozent, 1974 waren es noch 28 Prozent. Ein Beleg dafür, dass solche Arbeiten ohne Spezialwerkzeug immer seltener durchgeführt werden können, do die DAT.
Insgesamt ist erkennbar, dass sich die Verteilung von Werkstattarbeiten auf Markenwerkstätten oder freie Werkstätten deutlich verändert hat. "Ein Grund dafür ist u.a., dass einerseits die Werkstattnetze der Hersteller und Importeure ausgedünnt wurden und gleichzeitig die Anzahl der freien Betriebe über die Jahre weiter angestiegen ist", erklären die Autoren des DAT-Reports Uta Heller und Dr. Martin Endlein.