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Kia-Designer im Interview: "Keine Angst, etwas Neues zu probieren"

12.11.2024 14:07 Uhr | Lesezeit: 3 min
Kia, Jochen Paesen
Kias Designchef Jochen Paesen: 
© Foto: Kia

Im Innenraum bleibt der Kia EV3 ein recht konventionelles Auto. Doch er weist auch in die Zukunft, findet Jochen Paesen, Vice President Interior Design bei Kia.

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Kurz vor der Markteinführung des Kompakt-SUVs EV3 konnten wir uns mit Jochen Paesen, Leiter Interieur Design bei Kia über die Entwicklung des Autoinnenraums unterhalten.

Elektrische Konzeptautos haben immer wieder Hoffnung auf revolutionär andere Innenraumwelten geweckt. Bislang bleiben die aber eher konventionell und ähnlich wie in der Verbrenner-Welt. Warum ist das so?

Aktuelle E-Autos wie der EV3 bieten bereits mehr Innenraum bei gleichem Außenformat. Wir haben allerdings auch gewisse Regeln und Sicherheitsanforderungen wie etwa den Seitenaufprallschutz, mit denen wir arbeiten müssen. Innerhalb dieser Einschränkungen stehen uns große Möglichkeiten zur Verfügung. Kia setzt auf einen flachen Unterbau mit Offenheit für Stauraum.

Viele Autonationen legen Wert darauf, kulturelle Identitäten in die Innenraumgestaltung einfließen zu lassen. Gibt es auch bei Kia etwas spezifisch Koreanisches?

Korea ist ein Land, das sich sehr schnell verändert und nicht lange an Überkommenem festhält. Eine neue Technologie? Let’s use that. Das ist auch das, was uns in Design und Entwicklung prägt. Das ist für mich, was Kia ausmacht, was Korean Culture ausmacht und was wir in neue Produkte bringen. Wir haben keine Angst, etwas Neues zu probieren. Wir sind schnell. Wir sind pragmatisch.

Dennoch: Ein Kia muss als Kia klar erkennbar sein. Ob das koreanisch ist, ist nicht der wichtigste Punkt. Natürlich ist Kia eine koreanische Marke. Aber die "Kia-ness" ist das, was wichtig ist. Nicht dieses Fähnchen am Sitz.


Kia Tasman

Kia Tasman Bildergalerie

Da haben wir bereits das Maximum aus dem heute zur Verfügung stehenden Platz geholt. Wir werden das definitiv weiterentwickeln. Das sind Prozesse in mehreren Stufen. Ein Showcar zeigt, wo wir hinwollen. Dem sind wir in der Serie ein großes Stück nähergekommen.

Interieurs werden für bestimmte Märkte angepasst. Gibt es solche Anpassungen auch beim EV3?

Generell nehmen wir marktspezifische Anpassungen vor. Wir machen auch Autos, die nur für bestimmte Märkte gedacht sind. Für unsere globalen Modelle haben wir regional unterschiedliche Angebote bei Farben, Materialien und Optionen. Der EV3 ist ein globaleres Produkt, das im Kern in Märkten wie den USA und Europa gleichbleibt, aber mit unterschiedlichen Ausstattungspaketen angeboten wird.

Lassen sich Interieurs in Zeiten großer Displays auch grafisch an die Bedürfnisse unterschiedlicher Märkte anpassen?

Auf jeden Fall. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Dank OTA haben wir beim EV3 Features, die wir später hochladen können. Da wird es auch marktspezifische Angebote etwa speziell für die USA oder Europa geben. Unser System erlaubt das und das werden wir weiter ausbauen.

Interieur-Designs von Autos gleichen sich global immer mehr an. Könnte es in Zukunft auch wieder stärkere Ausdifferenzierungen geben?

Ich glaube schon, dass es da in Zukunft mehr Möglichkeiten geben wird. Sicherheit ist sehr wichtig. Die Sicherheitssysteme werden besser und besser. Wenn wir davon ausgehen, dass wir in Zukunft viel weniger oder gar keine Unfälle mehr verzeichnen werden, dann kann ich im Auto auch ganz anders sitzen. Das wird neue Impulse geben. Ich bin zuversichtlich, dass bevor ich aufhöre zu arbeiten, wir noch richtig viel Arbeit kriegen.

Sie haben für Nio gearbeitet. Eine KI-Figur wie Nios Nomi haben Sie bei Kia aber nicht durchgesetzt. Warum verzichtet Kia auf ein solches Feature

Nomi ist ein Wortspiel auf "know me". Nomi ist jetzt fast 10 Jahre alt und also zu einem Zeitpunkt entstanden, als AI viel unbekannter war. Nomi war Nios Art und Weise zu zeigen, das selbstlernende Computertechnologie freundlich ist. Und so wurde diese Technologie dann aus chinesischer Perspektive auf spielerische Art integriert. Wir sind, was die Entwicklung betrifft, mittlerweile 5 Jahre weiter. AI ist viel bekannter. Jeder ist damit beschäftigt und weiß davon. Manche haben positive, andere negative Assoziationen dazu.


Kia EV3 (Fahrbericht)

Kia EV3 Bildergalerie

Aber: AI ist da. Bei uns ist es wichtig, sie als helfende Hand zu integrieren. Der Charakter ist nicht mehr zentral. Es geht nicht um diese Persönlichkeit, sondern darum, was AI tut. Hier im EV3 haben wir AI diskreter integriert. Ein akustisches und grafisches Feedback gibt es ohnehin. Das werden wir auch weiterentwickeln.

Neben der AI ist ein weiterer Interieur-Trend der verstärkte Einsatz von nachhaltigen Materialien. Sie sprachen in diesem Zusammenhang von einer "Material Revolution". Was bedeutet das?

In unserer Industrie produzieren wir wahnsinnig viele Autos und brauchen viele Materialien. Es ist unsere Verantwortung, wie wir damit umgehen. Wir beschäftigen uns damit, wie wir uns einbringen, was wir tun können, um Nachhaltigkeit und nachhaltiges Denken in die Prozesse einzubringen. Deshalb haben wir 10 nachhaltige Must-have-Elemente definiert. Da geht es zum Beispiel um BTX-freie Lacke, um Teppiche aus recyceltem PET oder um Bio-PU-Schaumstoffe, die wir einsetzen. Ein Punkt war auch, Leder abzuschaffen. Diese 10 Prinzipien haben wir jetzt in allen Autos und sie bilden ein festes Fundament.


Kia EV6 GT Test (2024)

Kia EV6 GT Test (2024) Bildergalerie

Dazu gehört auch unser Circularity-Emblem in den Fahrzeugen mit QR-Code. Er findet sich zum ersten Mal im EV3. Den Code kann man scannen und dann schauen, welche Kooperationen wir betreiben, was wir entwickeln, wo wir Fortschritte gemacht haben und wo nicht. Auch einige Start-ups helfen uns, zu schauen, wie wir Nachhaltigkeit weiter vorantreiben können. It’s a long way to go. Aber wir müssen die Denkweise haben: „Sind wir so nachhaltig, wie wir es können?“

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