Von Michael Specht/SP-X
Eigentlich ein Glücksfall für Opel. Besser hätte es für die Rüsselsheimer nach der Trennung von General Motors (GM) nicht kommen können als im August 2017 unter das Dach der Groupe PSA zu schlüpfen. Zwar gab es manch schmerzhafte Einschnitte und strukturelle Veränderungen, doch diese mündeten nur zwei Jahre später in den höchsten Betriebsgewinn in Opels Unternehmensgeschichte: 1,1 Milliarden Euro. Chapeau! Erstmals seit 1997 erhielten die Mitarbeiter sogar eine Bonuszahlung.
Ein weiterer Glücksfall für Opel ist das große Potenzial zur Reduzierung der CO2-Flottenemissionen. Der französische Konzern hatte zum Zeitpunkt der Übernahme die beiden fertig entwickelte Plattformen EMP2 und CMP im Regal, flexibel, leicht und hochmodern. Beide stehen dem deutschen Autobauer uneingeschränkt zur Verfügung. EMP2 ist ausgelegt für Verbrennungsmotoren und Plug-in Hybride, CMP für Verbrenner und batterieelektrische Antriebe. Von Letzterer profitiert derzeit die 6. Generation des Corsa, in Deutschland der Bestseller im Portfolio von Opel (Anteil 24 Prozent). Mit der Elektrovariante des Corsa erhoffen sich die Rüsselsheimer daher einen großen Einfluss auf die Reduzierung der CO2-Emissionen, zumal beim Corsa-e die Eckwerte wie Preis, Reichweite und Lade-Management stimmen und der Rüsselsheimer Stromer damit das Zeug zum elektrischen "Volkswagen" hätte.
Eine weitere CO2-Trumpfkarte kann Opel mit dem Grandland X Hybrid 4 ins Spiel bringen. Das allradangetriebene Plug-in-SUV basiert auf der EMP2-Plattform und ist das derzeit stärkste (300 PS) und teuerste (ab 55.000 Euro) Opel-Modell. Beim Grandland registriert der Vertrieb eine wachsende Anzahl von Kunden, die von Premium-Marken kommen. Noch interessanter dürfte für diese Käufer jedoch der frontgetriebene Plug-in-Grandland sein (Markteinführung 2. Quartal) sein, kostet das Modell netto unter 40.000 Euro und fällt damit in die höhere Förderung ("Umweltbonus").
Opel Grandland X Hybrid4
BildergalerieFür ziemlichen Wirbel in der Elektroszene dürfte der nächste Mokka sorgen. Vorgestellt werden soll das City-SUV noch Ende dieses Jahres, die Markteinführung erfolgt dann 2021. Unterm Mokka steckt die gleiche Technik wie im Corsa, heißt, auch er fährt elektrisch mit einer Leistung von 100 kW / 136 PS sowie einer Batteriekapazität von 50 kWh. Optisch soll der Mokka voll und ganz das neue Design der Marke Opel verkörpern, cool, puristisch, klar. Einen Vorgeschmack gaben Designchef Mark Adams und sein Team bereits 2018 mit der GT-X-Studie "Vizor". Verlieren dürfte der Mokka seinen Zusatzbuchstaben "X". Der basierte noch auf der Strategie der ehemaligen Marketing-Chefin Tina Müller.
Astra kommt nach Hause
Für Ende 2021 steht der nächste Astra auf dem Plan. Auch ihn soll es einer batterieelektrischen Variante geben. Es ist offensichtlich, dass Opel hier die gleichen E-Komponenten wie beim Corsa-e und Mokka-e einfließen lässt, schon allein aufgrund der Skaleneffekte und der Kostenreduzierung. Der Astra steht ebenfalls auf der CMP-Plattform. Sämtliche Versionen sollen auf einer Fertigungsstraße montiert werden. Opel holt die Produktion des Astra hierfür aus Polen und England zurück nach Rüsselsheim.
Auch die Nutzfahrzeug-Sparte wird elektrifiziert. Im Sommer kann der Kunde für den Vivaro einen Elektroantrieb mit unterschiedlichen Batteriepaketenbekommen. Die Reichweiten betragen 200 oder 300 Kilometer. Ähnlich dürfte das Package beim Zafira Life lauten, da er sich die D-Plattform mit dem Vivaro teilt. Beim Modell Combo hingegen stehen die Zeichen eher auf Plug-in-Hybrid (Markteinführung 2021), da er in der Life-Version von Familien oft auch für längere Distanzen genutzt wird.
Seine Kompetenz will Opel auch bei der Brennstoffzelle unter Beweis stellen. Erfahrung hat man noch aus GM-Zeiten. Viele mögen sich noch an den Zafira Hydrogen 2 und Chevrolet Equinox erinnern. Innerhalb der Groupe PSA haben die Rüsselsheimer die Entwicklungshoheit in Sachen Wasserstoff/Brennstoffzelle bekommen. Noch in diesem Jahr, so ist dem Flurfunk in Rüsselsheim zu entnehmen, will man ein Fuel-Cell-Concept Car auf Basis des Zafira zeigen.
Wie ernst es Opel übrigens mit der E-Mobilität meint, zeigt das Engagement in Kaiserslautern. Hier entsteht in Kooperation mit der Total-Tochter Saft eine Giga-Factory für Batteriezellenfertigung. Die jährliche Kapazität gibt Opel mit 24 Gigawattstunden (GWh) an. Damit soll in der letzten Ausbaustufe eine Versorgung für bis zu einer halben Millionen Elektroautos sichergestellt werden. Produktionsstart: ab 2024.