Nach harscher Kritik über den Umgang mit gefährlichen Mängeln beordert der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) in den USA weitere gut 1,5 Millionen Wagen in die Werkstätten. "Ich habe unser Team angewiesen, die Bemühungen bei unseren laufenden Produktüberprüfungen zu verstärken", erklärte GM-Chefin Mary Barra am Montag in Detroit. Sie versprach rasche Lösungen.
GM steht im Verdacht, einen Rückruf wegen defekter Zündschlösser ein Jahrzehnt lang verschleppt zu haben. Bei mehr als 1,6 Millionen Wagen weltweit droht der Zündschlüssel während der Fahrt in die "Aus"-Position zurückzuspringen. Das schaltet in der Regel nicht nur den Motor ab, sondern auch Servolenkung, Bremskraftverstärker und Airbags. Der Autobauer selbst bringt zwölf Unfalltote mit dem Defekt in Verbindung, Verbraucherschützer kommen auf weit höhere Zahlen.
Die Detroiter starteten nun drei neue Rückrufe. Bei 1,18 Millionen Geländewagen können die Airbags und Gurtstraffer ausfallen. Bei 303.000 Transportern gibt es Materialprobleme am Armaturenbrett. Und bei knapp 64.000 Cadillac-Limousinen kann ein Kurzschluss im Motorraum zu einem Feuer führen. Opel-Fahrzeuge seien von den neuerlichen Rückrufen nicht betroffen, erklärte ein GM-Sprecher.
Während die problematischen Zündschlösser ausschließlich in alten Modellen von 2003 bis 2007 steckten, müssen nun Wagen aus den Jahren 2008 bis 2014 in die Werkstatt. Für aktuelle Modelle gilt ein Verkaufsstopp, bis die Mängel behoben sind. GM schätzt, dass alle Rückrufe zusammengenommen das Unternehmen in diesem Quartal 300 Millionen Dollar (215 Mio. Euro) kosten werden.
Wachsende Kritik
Die seit Jahresbeginn an der GM-Spitze stehende Barra hat sich die Qualitätssicherung auf die Fahnen geschrieben. "Darum dreht es sich bei der heutigen GM", betonte sie am Montag. Barra versprach Aufklärung darüber, warum der Rückruf bei den Zündschlössern so lange dauerte. "Wir schauen uns die internen Prozesse an und werden demnächst weitere Entwicklungen verkünden", sagte sie.
Der Rückruf bei den Zündschlössern ist längt zu einer Gefahr für das Image des Herstellers geworden, vor allem im Heimatmarkt. In den vergangenen Wochen gab es zunehmend Kritik von Verbraucherschützern und Politikern am Verhalten des Unternehmens. Mittlerweile schaut sich auch die Justiz den Fall an. (dpa)