Die neuen Subventionsregeln für Elektroautos machen die Anschaffung nach Ansicht von ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn kaum nach planbar. Das reduzierte Fördervolumen mit einer Deckelung auf 2,5 Milliarden Euro sowie das geplante Absenken der Förderschwelle im Laufe des Jahres 2023 würden viele Kunden abschrecken, jetzt noch ein E-Fahrzeug zu bestellen, sagte Peckruhn am Dienstag laut einer Verbandsmitteilung.
"Bei den aktuellen Lieferzeiten von oft zwölf Monaten und länger weiß ich als Kundin oder Kunde ja gar nicht genau, wie hoch mein Prämienanspruch ist und ob ich überhaupt noch in den Genuss einer Prämie komme. Da ist zwischen 4.500 Euro und Null alles möglich", betonte der Sprecher des Fabrikatshandels. Denn nach wie vor sei für die Förderung das Zulassungsdatum entscheidend und nicht die Bestellung.
Peckruhn weiter: "Nicht nachvollziehbar ist für uns, dass gerade die gewerblichen Kunden keine Förderung mehr erhalten sollen. Damit lässt die Regierung den für unsere Wirtschaft so wichtigen Mittelstand, etwa Logistikunternehmen und das Handwerk, das ja mit seiner Expertise mit vielen Gewerken zum Klimaschutz beitragen soll, ausgerechnet bei den eigenen Fuhrparks außen vor. Das halten wir für einen Fehler."
Wie am Dienstag aus Regierungs- und Koalitionskreisen zu erfahren war, soll die E-Auto-Förderung im nächsten Jahr weiterlaufen, aber nur so lange, bis insgesamt 2,5 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Geplant sind zwei Reformschritte – im ersten sollen die staatlichen Kaufprämien für reine Stromer reduziert werden und für Plug-in-Hybridfahrzeuge Ende 2022 komplett gestrichen werden. Im zweiten Schritt sollen die Gelder nur noch für private Autos ausgezahlt werden, nicht mehr für Dienst- oder Handwerkerfahrzeuge.
Klimaschutz ohne Förderung nicht zu erreichen
Der Verband kann der Neuregelung nichts Positives abgewinnen. "Im Gegensatz zur Bundesregierung sind wir der Meinung, dass die massive Verbreitung der Elektromobilität mit dem im Koalitionsvertrag formulierten Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw bis 2030 als einem wichtigen Baustein für den Klimaschutz ohne Förderung nicht zu erreichen ist", erklärte Peckruhn. Zudem werde der geplante Wegfall der PHEV-Förderung den Markt für diese Fahrzeuge "massiv beeinträchtigen, wenn nicht gar zum Erliegen bringen".
VDIK-Präsident: Schlechte Nachricht für den Klimaschutz
Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kfz-Hersteller (VDIK), kritisierte ebenfalls die massive Kürzung. Das sei eine schlechte Nachricht für den Klimaschutz, so der Branchenvertreter. "Der Markt für E-Fahrzeuge wird sich daher in Deutschland möglicherweise in den kommenden Monaten und Jahren weit weniger dynamisch entwickeln, als es notwendig wäre, um die CO2-Emissionen des Verkehrs schnell zu senken." Das gelte umso mehr, als auch die Ladeinfrastruktur bisher keinen Anreiz für einen E-Auto-Kauf biete. Die Streichung der PHEV-Förderung stehe zudem im Widerspruch zu den Ankündigungen des Koalitionsvertrags.
Mitte 2020 war die bis dahin gültige Kaufprämie ("Umweltbonus") durch eine "Innovationsprämie" aufgestockt wurde. Der Bund verdoppelte seine Förderung, während der Preisnachlass der Hersteller unverändert blieb. Dies führte zu einem Run auf die milliardenschwere Förderung. Die Zahl der Neuzulassungen von reinen E-Autos und Plug-in-Hybriden stieg deutlich an.
"Vollbremsung provoziert"
Auch die IG Metall übt Kritik an den Beschlüssen der Bundesregierung. "Die Kürzung der Kaufprämie für E-Autos und ihre Abschaffung für Plug-in-Hybride sind schlechte Nachrichten für Klimaschutz und Beschäftigung im Wandel der Industrie", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Mittwoch der 'Stuttgarter Zeitung' und den 'Stuttgarter Nachrichten' (Donnerstagausgabe). Es sei bedauerlich, dass sich die Koalition auf einen Kurs des Ausbremsens der bis dato erfolgreichen Umorientierung der Kunden auf klimafreundliche Fahrzeuge verständigt habe, wird Hofmann zitiert.
Die Industriegewerkschaft warnte, dass der Kauf eines E-Autos durch die Deckelung der Fördersumme zur Lotterie werden könnte, da der Verbraucher nicht wisse, ob zum Auslieferdatum noch Fördermittel vorhanden seien. "Das provoziert eine Vollbremsung", warnte Hofmann.