Noch in der Wirtschaftskrise spielte die Konzernmutter General Motors mit dem Gedanken, die deutsche Tochter abzustoßen. Nach anhaltenden Verkaufsrückgängen fuhr sie einen brachialen Sanierungskurs. Heute sind die Konzernoberen in Detroit froh, dass sie die Rüsselsheimer und ihre Ingenieure haben.
Neue Modelle wie der kleine SUV Mokka oder der schicke City-Flitzer Adam verkaufen sich gut. Zusammen mit der Werbekampagne "Umparken im Kopf" verhelfen sie der Marke zu einem insgesamt besseren Image. Bald schon - spätestens 2016 - soll Opel auch wieder Gewinne schreiben. Der Autobauer hat damit binnen weniger Jahre eine 180-Grad-Wendung hingelegt: vom Sorgenkind zum Musterknaben.
Beobachter sind sich einig: Die Wende hin zum besseren trägt die Handschrift von Karl-Thomas Neumann. Seit der frühere VW- und Continental-Manager im März 2013 das Steuer bei Opel übernahm, hat sich viel getan. Auch, weil Neumann sofort erkannte, dass Opel dringend sein schlechtes Image loswerden muss: "Die größte Baustelle ist die Marke", sagte er: "Wir müssen nur den Staub vom Opel-Blitz fegen und die Marke jünger, moderner und damit noch attraktiver machen. Der Blitz muss wieder glänzen."
Neumanns erstes Jahr an der Opel-Spitze war zugleich das erste nach 15 Jahren, in dem die Marke in Europa beim Marktanteil wieder leicht auf 5,6 Prozent zulegen konnte. Bis 2022 soll der Anteil auf acht Prozent steigen - dann sei auch eine operative Gewinnmarge von 5 Prozent möglich, betont Neumann: "Das ist für einen Autohersteller, der fast ausschließlich in Europa agiert, ein wirklich guter Wert."
Barra sucht die Nähe
Die Fortschritte bei Opel sind umso augenfälliger, als General Motors auf dem Heimatmarkt mit Schlampereien bei der Fahrzeug-Sicherheit zu kämpfen hat, die eine der größten Rückrufwellen aller Zeiten auslösten. Wegen der hohen Kosten für die anstehenden Reparaturen war zu Jahresbeginn der Gewinn eingebrochen. Die veranschlagte Rechnung war zuletzt auf 2,5 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) angeschwollen.
Kein Wunder, dass GM inzwischen die Nähe zu Opel sucht. Bei ihrem Antrittsbesuch in der Opel-Zentrale im Januar sagte Konzernchefin Mary Barra: "Für mich war es sehr wichtig, das Bekenntnis von GM zu Opel zu unterstreichen – ebenso wie den Stellenwert von Opel für den Gesamtkonzern."
Den Worten folgten Taten: In Rüsselsheim wird derzeit ein Test- und Entwicklungszentrum für Motoren gebaut, Opel wurde die Verantwortung für den Wachstumsmarkt Russland übertragen und für die geplante Fertigung von Fahrzeugen für Buick in den USA sowie Holden in Australien und Neuseeland. Seit Juli steuert Neumann die neue Opel Group und damit das komplette GM-Europa-Geschäft samt Russland, inklusive der Marken Chevrolet und Cadillac.
Auch wenn die Stimmung bei Opel so gut ist wie lange nicht: Gewinne wird es 2014 noch nicht geben: Die Autofertigung in Bochum läuft zum Jahresende aus, Restrukturierungskosten von mehr als 600 Millionen Euro dürften die operativen Verluste noch einmal steigen lassen. (Daniel Schnettler und Harald Schmidt, dpa)