Von Hanne Schweitzer/SP-X
Ganz gleich, ob es darum geht, eine Reparatur zu vergünstigen oder das eigene Auto mit Tuningteilen nachzurüsten: Sofern die Werkstatt keine Einwände hat, kann man (Ersatz-)Teile auch aus dem Internet besorgen. Man sollte aber beim Kauf sehr kritisch und vorsichtig sein. Denn, werden mangelhafte Bremsen, Felgen oder Stoßdämpfer montiert, kann das im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen führen. Gut gemachte Fälschungen sind für Laien optisch oft kaum von Originalteilen zu unterscheiden, qualitativ aber meist minderwertig und verfehlen gesetzliche Mindestvorgaben. Felgen können brechen, Bremsbeläge nicht die erwartete Wirkung erzielen, wie ein Test von Hersteller Mercedes mit Fake- im Vergleich zu Originalteilen zeigt.
Achten sollten Käufer auf erforderliche Legitimationsnachweise. Liegt bei Zubehörteilen wie Sportauspuff, Anhängerkupplung, Felgen, Sportsitz eine Allgemeine Betriebserlaubnis bei? Tragen Ersatzteile wie Bremsbeläge, Ölfilter, Lampen oder Luftfilter das ECE-Prüfzeichen?
Die Unternehmen versuchen, sich und ihre Kunden immer besser zu schützen. Beim Bremsenhersteller Brembo beispielsweise kann man Original-Ersatzteile anhand von QR-Codes und Hologrammen auf der Verpackung verifizieren; seinen Nachrüst-Produkten legt der Hersteller seit 2015 eine Fälschungsschutzkarte bei. Den dort freigerubbelten Code gibt der Käufer mit Kartennummer, Teiletyp und Erwerbsland auf www.original.brembo.com ein und kann so die Originalität verifizieren. In der Brancheninitiative "Manufacturers against Product Piracy" (MAPP) setzen Hersteller wie Bosch, Continental, Mahle, Mann-Filter, Schaeffler oder ZF einen sogenannten Data-Matrix-Code ein. Er wird über die Smartphone-App "oneIDentity+" eingescannt und an die Authentifizierungs-Plattform gesendet. Das Ergebnis kommt umgehend als Textnachricht.
Auto-Ersatzteile Fälschung
BildergalerieDoch selbst Verpackungen oder Hologramme werden von den Fälschern manchmal täuschend echt imitiert. Der beste Schutz ist daher eine gesunde Skepsis vor dem Kauf. Liegt beispielsweise der Preis deutlich unter der sonst üblichen Spanne, gilt es vorsichtig zu sein. Hochwertige Produkte mit entsprechenden Prüfzertifikaten über die Festigkeit und Betriebssicherheit haben ihren Preis. "Beispielsweise können ein fehlendes Impressum, keine gängigen Zahlungsmittel oder nur Optionen zur Vorauskasse Indizien für unseriöse Angebote sein", sagt der Vorsitzende des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) Volker Bartels. Auch unverständliche oder schlecht übersetzte AGB und Artikelbezeichnungen sowie lange Versandzeiten sind verdächtig.
Im betrügerischen Online-Handel lassen sich außerdem Ungereimtheiten ausmachen, wenn man die dortige Produktbeschreibung mit der des Herstellers vergleicht. Diverse Unternehmen informieren proaktiv online, woran man typische Fakes ihrer Produkte erkennen kann. Auch einzeln statt im Set angebotene Komponenten sollten Kunden skeptisch stimmen. Brembo etwa verkauft seine Bremsen zum Beispiel nur im Kit, also Scheiben und Bremssättel zusammen. Sollten nur Bremssättel angeboten werden, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um ein Originalprodukt. Viele Teilehersteller bieten Listen von Vertriebspartnern, bei denen man sich sicher sein kann, dass dort nur Originalprodukte gehandelt werden.
Die Unternehmen gehen selbst aktiv auf die Suche nach Fälschern. Brembo hat dazu schon vor Jahren eine Task Force gegründet, bei Daimler arbeitet der Bereich Intellectual Property Enforcement global mit Zoll- und Strafverfolgungsbehörden zusammen. 2019 wurden bei Razzien mehr als 1,6 Millionen Fälschungen von Daimler-Produkten beschlagnahmt, darunter häufig Bremsscheiben, Räder oder Windschutzscheiben. Die Markenschützer prüfen weltweit verdächtige Angebote auf Online-Plattformen oder Messen und spüren damit Fälscher auf.