Renault will in den kommenden Jahren vermehrt auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb setzen. Bis 2025 sollen sie rund 65 und fünf Jahre später 90 Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen. Der Autobauer investiert dabei in die Bündelung seiner drei Werke in Nordfrankreich, in eine neue Megafactory für Batterien, den Aufbau einer Kreislaufökonomie sowie neue Technik für neue Elektromodelle, die einiges besser machen und zudem weniger kosten sollen als aktuelle E-Autos.
"Wir wissen was wir tun", verteidigte Renault-Chef Luca de Meo die Präsentation seines Plans. Tatsächlich kann der Autokonzern auf eine tiefgreifende Expertise in puncto E-Mobilität setzen und auf 400.000 verkaufte E-Autos verweisen, die bereits zehn Milliarden Kilometer rein elektrisch zurückgelegt haben. Insofern steht die "eWays" genannte E-Mobilitätsausrichtung nicht für einen plötzlichen Umbruch als vielmehr für eine Fortsetzung einer langjährigen Strategie. Renault hat zwischen 2009 und 2021 bereits fünf Milliarden Euro in die E-Mobilität investiert und will noch einmal doppelt so viel Geld für den Umbau in den kommenden Jahren in die Hand nahmen. Bis 2024 will Renault 400.000 neue Elektroautos verkaufen, bis 2030 soll ihre Zahl auf eine Million steigen.
Wichtigstes Fundament für die deutlich stärkere Ausrichtung auf E-Mobilität werden die beiden neuen Elektro-Plattformen CMF-EV und CMF-B EV sein, auf denen bis 2025 zehn neue vollelektrische Modelle aufsetzen sollen – sieben davon mit Renault-Logo, drei als Alpine. Auf der neuen CMF-Plattform sollen Fahrzeuge des C- und D-Segments stehen wie die bereits als Konzept vorgestellte E-Variante des Kompaktmodells Megane, dessen Serienversion kommendes Jahr an den Start geht. Renault verspricht gute Performance, viel Platz im Innenraum unter anderem dank der dünnsten Unterflurbatterie am Markt sowie alltagstaugliche Reichweiten von 450 Kilometer dank 60 kWh großer Batterie. Bis zu 580 Kilometer Reichweite sollen künftige Modelle auf CMF-Basis ermöglichen. Auf der neuen CMF-EV-Plattform werden unter anderem auch zwei sportliche Modelle von Alpine Cars basieren. Hier setzt Renault bei der Batterietechnik auf Performance-Zellen vom Partner LG Chem, die man ab 2024 in einer zweiten Generation mit höherer Energiedichte und kürzeren Ladezeiten produzieren will.
Renault Mégane eVision Concept
Bildergalerie"Bezahlbare" R5-Neuauflage
Die CMF-B-Plattform wird hingegen Basis für Modelle im A- und B-Segment sein, die ab 2024 dank sinkender Batteriekosten die E-Mobilität für alle bezahlbarer und grundsätzlich populär machen sollen. Bei der für 2024 angekündigten Neuauflage des Renault 5, der zugleich Nachfolger für den Zoe sein wird, soll der Preis für eine Kilowattstunde Batteriekapazität unter anderem dank einer Standardisierung der Zellarchitektur auf 100 US-Dollar sinken. Der als "bezahlbar" angekündigte R5 soll 400 Kilometer Reichweite erlauben. Renault plant weitere Modelle auf CMF-B-Plattform wie etwa einen Nachfolger des Renault 4. Bis 2030 rechnet Renault mit der Einführung einer Feststoff-Batterie mit Kosten von sogar unter 80 Dollar pro kWh. Damit würden sich innerhalb von 10 Jahren die Batteriekosten halbieren, während parallel deren Energiedichte weiter steigt. Von der Einführung von Solid-State-Batterien verspricht sich Renault weitere Vorteile, denn ihre Leistungsfähigkeit leidet nicht unter Wärme, was den Verzicht eines Performance-Kühlsystems erlaubt. Außerdem sollen Feststoffakkus nicht brennbar sein.
Neben Batteriezellen will Renault künftig auch die Technik und den Antrieb selbst produzieren und zusammen mit dem Batterie-Management-System optimieren. Dabei geht es um Kostenersparnisse bei Motoren und Leistungselektronik. Zugleich soll die Energieeffizienz des gesamten Antriebssystems steigen. Für 2025-26 plant Renault unter anderem ein All-in-one-Antriebssystem, das dank der Bündelung wichtiger Komponenten wie Motor und Leistungselektronik deutlich kompakter, effizienter und kostengünstiger als aktuelle Technik sein wird.
Speziell bei den Batterien will Renault sich stärker für eine bessere Kreislaufökonomie engagieren. Akkus ausgedienter E-Autos sollen verstärkt einer Zweitverwertung in stationären Energiespeichern zugeführt werden. Nach dieser Zweitverwertung werden die Akkus recycelt, wobei Renault eine höhere Rückführungsquote der Rohstoffe als derzeit realisieren will. Aktuell liegt die Recyclingquote bei 60 Prozent, künftig will man 80 Prozent der Mineralien in den Kreislauf zurückführen, die dann für die Produktion neuer Batteriezellen zur Verfügung stehen.