Trotz der hohen Benzinpreise im vergangenen Jahr haben nur relativ wenige Autofahrer ihre Tankstelle gewechselt. Nach Schätzungen des Energie-Informationsdienstes EID verringerten sich die Marktanteile der beiden Marktführer Aral und Shell minimal hinter dem Komma um einige Zehntelprozente. Das sei angesichts der Unruhe auf dem Markt etwas erstaunlich, sagte EID-Chefredakteur Rainer Wiek der Nachrichtenagentur dpa in Hamburg. Im vergangenen Jahr schlug die Einführung des Bio-Kraftstoffs E10 hohe Wellen. Zudem behauptete das Kartellamt, der deutsche Tankstellenmarkt werde von einem Oligopol dominiert. Und die Preise für Benzin waren im Durchschnitt des Jahres so hoch wie noch nie und schwankten teils mehrmals täglich. Am Ende dieses turbulenten Jahres zählte der EID in Deutschland 14.723 Tankstellen, das sind gerade mal 21 weniger als ein Jahr zuvor. Der Benzinabsatz geht Jahr für Jahr zurück; die Stationen leben im wesentlichen von ihrem Shop- und Dienstleistungsgeschäft. Bei den Marktanteilen liegt Aral seit Jahren stabil vorn; aktuell verkauft die blaue Marke aus Bochum nach den Schätzungen des EID rund 23 Prozent des Benzins in Deutschland. Ebenfalls stabil auf Platz zwei folgt Konkurrent Shell mit 21,5 Prozent Marktanteil, vor Jet (10,5 Prozent), Esso und Total (jeweils 7,5 Prozent). Diese fünf Unternehmen (zusammen 70 Prozent) beherrschen nach Ansicht des Kartellamtes den deutschen Markt und bilden ein Oligopol, was die Unternehmen allerdings entschieden bestreiten. Ruf nach staatlichen Eingriffen leiser Der Ruf nach staatlichen Eingriffen in den Tankstellenmarkt ist zuletzt wieder etwas leiser geworden, nachdem sich mehrere diskutierte Modelle bei näherer Prüfung als untauglich erwiesen hatten. "Politiker verschiedenster Couleur interpretieren Preisschwankungen als willkürliche Abzocke durch die Gesellschaften, während stabile Preise gleich gute Preise für den Verbraucher sein sollen", sagte Wiek. Die Branche behauptet dagegen, gerade die häufigen Preisschwankungen seien ein Zeichen für den harten Wettbewerb. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht muss sich demnächst wieder mit dieser Frage beschäftigen, nachdem der Bundesgerichtshof ein Urteil des OLG in einer Kartellsache zurückgewiesen hat (wir berichteten). Der umstrittene Kraftstoff E10 hat sich noch nicht durchgesetzt, aber die großen Mineralölfirmen sehen erste Anzeichen, dass sie mehr davon verkaufen können. Nach vielen Verzögerungen ist E10 seit einigen Wochen in ganz Deutschland flächendeckend verfügbar und mit einem Abstand von drei Cent die günstigste Benzinsorte. Dennoch dümpelt der Absatz auf dem Gesamtmarkt bei unter zehn Prozent dahin. Bei Shell und Aral soll inzwischen aber annähernd jeder fünfte Liter Otto-Kraftstoff E10 sein. (dpa)
Spritabsatz: Marktführer verlieren kaum Kunden
Laut Energie-Informationsdienst haben Aral und Shell trotz E10-Debakel und Oligopol-Diskussionen nur einige Zehntelprozente eingebüßt. Auch die Anzahl der Stationen ist nahezu unverändert.